Der Übernahme-Poker zwischen dem
luxemburgischen Stahlkonzern Arcelor
Der Branchenzweite Arcelor lässt damit vorerst offen, ob er möglicherweise zu Gesprächen mit Mittal bereit ist oder seine Aktionäre - wie bisher - davon überzeugen will, nicht an Mittal Steel zu verkaufen. Der Vorsitzende des Arcelor-Verwaltungsrates, Joseph Kinsch, sagte, das Gremium wolle nun Mittal Steels Geschäftskonzept untersuchen. Es gehe darum, "die industrielle Logik zu prüfen und die angebotenen Mittal Steel-Aktien zu bewerten". Mittal habe am 16. Mai angeboten, Kinsch diesen "Business Plan" zu schicken.
'ERSTES ANGEBOT ZU NIEDRIG'
Mittal hatte am Freitag sein erst einen Tag altes Übernahmeangebot für Arcelor um 34 Prozent auf einen Gesamtwert von 25,8 Milliarden Euro aufgestockt. Der Baranteil wurde auf maximal 7,6 Milliarden Euro angehoben. Zudem hatte Mittal angekündigt, seine Familie werde auf die ursprünglich angestrebte Aktienmehrheit im Unternehmen verzichten. Der Firmensitz solle nach einer erfolgreichen Übernahme von Rotterdam nach Luxemburg verlegt werden.
Die neuen Angebotsunterlagen sollten sofort nach der Genehmigung durch die luxemburgische Börsenaufsicht und der offiziellen Veröffentlichung vom Verwaltungsrat geprüft werden, erklärte Kinsch. Das neue Mittal-Angebot zeige, dass die bisher von Arcelor vertretenen Positionen richtig gewesen seien. Die ursprüngliche Einschätzung, dass das Angebot unter anderem zu niedrig gewesen sei, habe sich bestätigt.
SCHACHZÜGE VON ARCELOR-CHEF GUY DOLLÉ
Mittal hofft, mit dem neuen Angebot den Widerstand Arcelors brechen zu können. Durch den Zusammenschluss entstehe ein Konzern, der mit über 100 Millionen Tonnen fast drei Mal so viel Stahl produziert wie der dann Zweitgrößte, Nippon Steel. Die Synergieeffekte bezifferte Mittal auf eine Milliarde Dollar jährlich in den ersten drei Jahren der Fusion. Zusätzlich könnten 600 Millionen Dollar jährlich durch größere Marktmacht beim Einkauf eingespart werden.
Das verbesserte Mittal-Angebot ist nach Angaben aus Branchenkreisen die Reaktion auf zwei wesentliche Schachzüge von Arcelor-Chef Guy Dollé im Abwehrkampf. Arcelor hatte die Dividende auf 1,85 Euro (2004: 0,65) angehoben und versprochen, die Ausschüttung an die Aktionäre werde auch in Zukunft hoch bleiben. Außerdem hatte das Arcelor-Management vorgeschlagen, 150 Millionen Aktien im Wert von bis zu 5 Milliarden Euro zurückzukaufen. Über dieses Vorhaben wird jedoch voraussichtlich erst wenige Tage vor Ende der bis zum 29. Juni laufenden Angebotsfrist von Mittal entschieden./rt/DP/aa
ISIN NL0000361939 LU0140205948
AXC0028 2006-05-21/21:00