Meinung Freie Fahrt für Brummis von Peter Kirnich Kaum war die Lkw-Maut Anfang 2005 eingeführt, kam, was kommen musste: Viele Lkw donnerten statt über die Autobahnen, über Bundes- und Landstraßen und quer durch kleine Ortschaften, um der Autobahngebühr zu entgehen. Betroffen von den Maut-Flüchtlingen sind vor allem gut ausgebaute Bundes- und Landstraßen, die parallel zu Autobahnen verlaufen. Teilweise hat sich die Zahl der durchfahrenden Lastwagen dort um bis zu 800 Fahrzeuge pro Tag erhöht. Die Folge für die Anwohner: Krach, gestörte Nachtruhe, unerträgliche Abgasbelastung, zunehmende Gefahr für Kinder. Der Aufschrei in Ländern und Kommunen war anfangs groß, weil es damals keine rechtliche Handhabe gab, die Lkw-Karawane zu stoppen. Inzwischen gibt es die – etwa in Form von Lkw-Durchfahrt-Verboten oder einer Bundesstraßen-Maut. Nur wollen die Länder und Kommunen plötzlich nicht mehr viel davon wissen. Gerade einmal drei Bundesstraßen wurden jetzt von den Ländern dem Bund gemeldet, um sie in das Mautsystem einzubeziehen. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat dagegen insgesamt 39 Bundes- und 22 Landstraßen erfasst, die von Brummi-Fahrern seit der Maut-Einführung besonders intensiv als Autobahn-Ersatz genutzt werden. Unmittelbar vor Meldeschluss haben die Länder fünf weitere Straßen, die bemautet werden sollten, zurück gezogen. Der Grund ist nicht etwa, dass die Lkw diese Abschnitte plötzlich meiden und wieder brav die Autobahn benutzen. Vielmehr befürchten die Länder und Kommunen, dass sie mit einer Landstraßen-Maut auch die heimischen Spediteure treffen könnten. Deren Lobby ist vor Ort offenbar groß genug, um solche Einschnitte zu verhindern. Da nehmen die Gemeindevertreter lieber Lärm und Gestank für ihre Anwohner in Kauf, als dass sie die heimischen Spediteure zusätzlich zur Kasse bitten. Die Länder und Kommunen haben ihr Mitspracherecht in diesem Fall missbraucht. Der Bund hätte darauf pochen müssen, dass alle erfassten Maut-Ausweichstrecken mit einer Lkw-Gebühr belegt werden.
Dies ist eine Meldung der Berliner Zeitung. Für den Inhalt ist ausschließlich die Berliner Zeitung verantwortlich.
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