Meinung Kinder ohne Zukunft von Petra Wache Seit langem wird in diesem Land über den Mangel an Kindern lamentiert. Mindestens ebenso lange hebt Jahr für Jahr das Klagen über zu wenig Lehrstellen an. Also eher zu viele Kinder? Schließlich wird – wenn alles gut läuft – irgendwann aus jedem Säugling ein Jugendlicher, der eine Ausbildung sucht. Nun muss man fairer Weise anführen, dass es sich in den letzten Jahren bei den Schulabgängern noch um relativ starke Jahrgänge gehandelt hat. Allerdings ist auch das keine Entschuldigung dafür, dass diese Gesellschaft tausenden Jugendlichen keine berufliche Perspektive geben kann. Es gibt für diese beschämende Misere keine Entschuldigung. Die Schuldfrage darf aber sehr wohl gestellt werden. Und sie ist schnell beantwortet: Die Hälfte aller deutschen Unternehmen bildet überhaupt nicht aus, andere haben die Lehrlingszahlen zurückgefahren. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft wie der Ausbildungspakt haben auch nicht durchgreifend geholfen. Schlimm, das in dieser Situation dem Bundeswirtschaftsminister nichts Besseres einfällt als die olle Kamelle, die Lehrlingsentgelte zu kürzen, die in manchen Branchen vor allem im Handwerk schon heute sehr niedrig sind. Lohnverzicht schafft keine neue Arbeit, das haben die letzten Jahre gezeigt. Sich der Verantwortung für den beruflichen Nachwuchs zu entledigen, gehört gesellschaftlich geächtet. Und wenn es nicht freiwillig geht, dann eben mit Strafabgabe. Das ungelöste Lehrstellenproblem erzeugt ein Gefühl von Perspektivlosigkeit. Keine gute Stimmung, um Kinder in die Welt zu setzen.
Dies ist eine Meldung der Berliner Zeitung. Für den Inhalt ist ausschließlich die Berliner Zeitung verantwortlich.
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