ST. PETERSBURG (Dow Jones)--Die sieben führenden Industriestaaten und Russland(G-8) haben sich am Samstag besorgt über die steigenden Energiepreise gezeigt. Die hohen und volatilen Ölpreise und die zunehmenden globalen Ungleichgewichte stellten nach ihrer Überzeugung ein Risiko für die weltweite Wirtschaftsentwicklung dar, erklärten die Finanzminister der G-8 nach einem Treffen in St. Petersburg. "Das weltweite Wachstum ist weiter stark und steht zunehmend auf einer breiteren Basis", unterstrichen sie. "Jedoch bleiben Abwärtsrisiken aus hohen und volatilen Ölpreisen und sich ausweitenden globalen Ungleichgewichten", hoben die G-8 aber hervor.
Die Finanzminister gingen anders als nach gemeinsamen Treffen mit den Notenbankgouverneuren in der Abschlusserklärung ihres Treffens nicht auf Wechselkursfragen ein und nahmen auch zur Inflationsentwicklung und den monetären Bedingungen keine Stellung. An dem Treffen in St. Petersburg, das der Vorbereitung des G-8-Gipfels Mitte Juli am selben Ort diente, hatten die Notenbankchefs nicht teilgenommen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen, "am Rande" sei bei dem Treffen auch über das Thema Inflation gesprochen worden. Näher wollte er sich zu dem Thema aber ebenso wenig äußern wie zu Wechselkursfragen.
Steinbrück hob ungeachtet der bestehenden Risiken die positive Lage der Weltwirtschaft hervor. "Wir waren uns ziemlich einig, dass wir es trotz gewisser Volatilität an den Finanzmärkten mit einer sehr positiven weltwirtschaftlichen Entwicklung zu tun haben", sagte er. Vor diesem Hintergrund würden die beiden US-Defizitprobleme "nicht so schwer gewichtig eingeschätzt", hob er mit Blick auf das Handelsbilanzdefizit und das Budgetdefizit der USA hervor.
Keine Einigung schafften die Finanzminister der G-8 schafften bei ihrem Treffen in St. Petersburg zu einer Initiative für die zusätzliche Entwicklung von Impfstoffen gegen Massenerkrankungen, die Entwicklungsländern zu Gute kommen soll. "Es ist nicht zu einer einigen Haltung gekommen", berichtete Steinbrück. Deutschland sehe sich derzeit finanziell nicht in der Lage, sich an einem solchen Pilotprojekt zu beteiligen, dessen Finanzaufwand eine Größenordnung von 1,5 Mrd USD bis 2,5 Mrd USD erreichen könne.
Neben Deutschland seien noch andere Länder gegen eine solche Initiative zum gegenwärtigen Zeitpunkt gewesen. Die G-8 erklärten in ihrem Abschlussstatement dennoch, sie sähen dem erfolgreichen Einführung eines solchen Pilotprojekts bis Jahresende entgegen. Das Thema dürfte auf dem G-8-Gipfel Mitte Juli an gleicher Stelle erneut zur Sprache kommen. Die Impf-Initiative soll Pharmafirmen eine Abnahmeverpflichtung für einen zu entwickelnden Impfstoff gegen eine bestimmte Krankheit geben. Diskutiert werden Pneumokokken (Auslöser von Lungen-, Hirnhaut- oder Mittelohrentzündungen), Malaria und TBC.
Die G-8 unterstrichen in St. Petersburg zudem, dass die weltweiten wirtschaftlichen Anpassungsprozesse eine "gemeinsame Verantwortung" aller darstellten, und sie bekräftigten ihre Entschlossenheit, die weltweiten Ungleichgewichte anzugehen, ohne dies allerdings näher zu konkretisieren. Zudem zeigten sie sich verpflichtet, gegen Protektionismus vorzugehen, und eine Liberalisierung des Handels in Landwirtschaftsprodukten, Industriegütern und Dienstleistungen sowie von Investitionen zu fördern.
Ein ambitioniertes Ergebnis der Doha-Runde zur Welthandelsliberalisierung sei wichtig für das weltweite Wachstum. "Um dies zu erreichen, sind dringende Fortschritte notwendig", mahnten die G-8. Sie riefen zudem zu umfassenden Maßnahmen sowohl der Energie produzierenden als auch der Energie verbrauchenden Länder auf, um Investitionen im Energiesektor zu erleichtern, die Energieeffizienz zu erhöhen und eine größere Transparenz und Verlässlichkeit von Energiedaten zu fördern, indem ein globaler Berichtsstandard für Ölreserven eingeführt werde. Steinbrück sprach sich dafür aus, eine auf den Weg gebrachte Initiative zur Schaffung von mehr Transparenz an den Ölmärkten auch auf den Gasbereich auszudehnen.
In einer Zusatzerklärung kündigten die G-8 in diesem Zusammenhang Maßnahmen an, um den Zugang armer Länder zu Energie zu erleichtern. Die Regierungen und bi- wie multilateralen Geber wurden von ihnen dazu aufgefordert, Energiefragen in ihre Entwicklungshilfestrategien einzuarbeiten. Eine Schlüsselrolle für die Bereitstellung von Energiedienstleistungen komme dabei dem privaten Sektor zu, für dessen stärkere Beteiligung die Entwicklungsländer derzeit noch bestehende Hemmnisse abbauen müssten. Die G-8 wollten auch Möglichkeiten prüfen, ihre Hilfen zu verstärken.
Die G-8-Finanzminister begrüßten außerdem die zunehmende Rolle neuer Geberländer für die Finanzentwicklung in Niedrigeinkommensländern und riefen zu "einer verbesserten Abstimmung unter allen Mitgliedern der wachsenden Gebergemeinschaft" auf. Darüber hinaus bekräftigten sie, dass das Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie eine Vorbereitung durch eine erleichterte Kooperation über Ländergrenzen hinweg bei der Erstellung von Notfallplänen erfordere. Dies gelte auch für den Finanzsektor, hoben die G-8 hervor.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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Die Finanzminister gingen anders als nach gemeinsamen Treffen mit den Notenbankgouverneuren in der Abschlusserklärung ihres Treffens nicht auf Wechselkursfragen ein und nahmen auch zur Inflationsentwicklung und den monetären Bedingungen keine Stellung. An dem Treffen in St. Petersburg, das der Vorbereitung des G-8-Gipfels Mitte Juli am selben Ort diente, hatten die Notenbankchefs nicht teilgenommen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen, "am Rande" sei bei dem Treffen auch über das Thema Inflation gesprochen worden. Näher wollte er sich zu dem Thema aber ebenso wenig äußern wie zu Wechselkursfragen.
Steinbrück hob ungeachtet der bestehenden Risiken die positive Lage der Weltwirtschaft hervor. "Wir waren uns ziemlich einig, dass wir es trotz gewisser Volatilität an den Finanzmärkten mit einer sehr positiven weltwirtschaftlichen Entwicklung zu tun haben", sagte er. Vor diesem Hintergrund würden die beiden US-Defizitprobleme "nicht so schwer gewichtig eingeschätzt", hob er mit Blick auf das Handelsbilanzdefizit und das Budgetdefizit der USA hervor.
Keine Einigung schafften die Finanzminister der G-8 schafften bei ihrem Treffen in St. Petersburg zu einer Initiative für die zusätzliche Entwicklung von Impfstoffen gegen Massenerkrankungen, die Entwicklungsländern zu Gute kommen soll. "Es ist nicht zu einer einigen Haltung gekommen", berichtete Steinbrück. Deutschland sehe sich derzeit finanziell nicht in der Lage, sich an einem solchen Pilotprojekt zu beteiligen, dessen Finanzaufwand eine Größenordnung von 1,5 Mrd USD bis 2,5 Mrd USD erreichen könne.
Neben Deutschland seien noch andere Länder gegen eine solche Initiative zum gegenwärtigen Zeitpunkt gewesen. Die G-8 erklärten in ihrem Abschlussstatement dennoch, sie sähen dem erfolgreichen Einführung eines solchen Pilotprojekts bis Jahresende entgegen. Das Thema dürfte auf dem G-8-Gipfel Mitte Juli an gleicher Stelle erneut zur Sprache kommen. Die Impf-Initiative soll Pharmafirmen eine Abnahmeverpflichtung für einen zu entwickelnden Impfstoff gegen eine bestimmte Krankheit geben. Diskutiert werden Pneumokokken (Auslöser von Lungen-, Hirnhaut- oder Mittelohrentzündungen), Malaria und TBC.
Die G-8 unterstrichen in St. Petersburg zudem, dass die weltweiten wirtschaftlichen Anpassungsprozesse eine "gemeinsame Verantwortung" aller darstellten, und sie bekräftigten ihre Entschlossenheit, die weltweiten Ungleichgewichte anzugehen, ohne dies allerdings näher zu konkretisieren. Zudem zeigten sie sich verpflichtet, gegen Protektionismus vorzugehen, und eine Liberalisierung des Handels in Landwirtschaftsprodukten, Industriegütern und Dienstleistungen sowie von Investitionen zu fördern.
Ein ambitioniertes Ergebnis der Doha-Runde zur Welthandelsliberalisierung sei wichtig für das weltweite Wachstum. "Um dies zu erreichen, sind dringende Fortschritte notwendig", mahnten die G-8. Sie riefen zudem zu umfassenden Maßnahmen sowohl der Energie produzierenden als auch der Energie verbrauchenden Länder auf, um Investitionen im Energiesektor zu erleichtern, die Energieeffizienz zu erhöhen und eine größere Transparenz und Verlässlichkeit von Energiedaten zu fördern, indem ein globaler Berichtsstandard für Ölreserven eingeführt werde. Steinbrück sprach sich dafür aus, eine auf den Weg gebrachte Initiative zur Schaffung von mehr Transparenz an den Ölmärkten auch auf den Gasbereich auszudehnen.
In einer Zusatzerklärung kündigten die G-8 in diesem Zusammenhang Maßnahmen an, um den Zugang armer Länder zu Energie zu erleichtern. Die Regierungen und bi- wie multilateralen Geber wurden von ihnen dazu aufgefordert, Energiefragen in ihre Entwicklungshilfestrategien einzuarbeiten. Eine Schlüsselrolle für die Bereitstellung von Energiedienstleistungen komme dabei dem privaten Sektor zu, für dessen stärkere Beteiligung die Entwicklungsländer derzeit noch bestehende Hemmnisse abbauen müssten. Die G-8 wollten auch Möglichkeiten prüfen, ihre Hilfen zu verstärken.
Die G-8-Finanzminister begrüßten außerdem die zunehmende Rolle neuer Geberländer für die Finanzentwicklung in Niedrigeinkommensländern und riefen zu "einer verbesserten Abstimmung unter allen Mitgliedern der wachsenden Gebergemeinschaft" auf. Darüber hinaus bekräftigten sie, dass das Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie eine Vorbereitung durch eine erleichterte Kooperation über Ländergrenzen hinweg bei der Erstellung von Notfallplänen erfordere. Dies gelte auch für den Finanzsektor, hoben die G-8 hervor.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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