Der neue Bush-Stil Leise Töne sind nicht gerade das Markenzeichen des amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Umso mehr fällt seine nachdenkliche Reaktion nach drei Selbstmorden von Häftlingen im US-Gefangenenlager Guantanamo Bay auf. ?Tief besorgt? sei er, ließ Bush seinen Sprecher erklären. Die US-Regierung hat, wenn auch mit einiger Verzögerung, erkannt, wie verheerend für das Ansehen der amerikanischen Demokratie die Existenz des Lagers jenseits rechtsstaatlicher Regeln ist. Zu der Einsicht hat sicher beigetragen, dass die Supermacht sich angesichts des Irak-Desasters schwächer fühlt als seit langem und dass sie deshalb ihre internationalen Partner wiederentdeckt hat. Immerhin äußern selbst anerkannte Freunde Amerikas wie die deutsche Kanzlerin Kritik an Guantanamo. Amerika muss nicht nur die Terroristen im Irak besiegen; wenn der Kampf gegen den Terror erfolgreich sein soll, muss es den Kampf um die Herzen in aller Welt gewinnen. Schockierende Vorfälle wie die Folterungen von Abu Ghraib oder das mutmaßliche Massaker von Haditha kann Bush nicht rückgängig machen. Wie sehr der Ruf Amerikas überall in der Welt darunter leidet, hängt aber auch vom Umgang der Regierung mit solchen Skandalen ab. Im Fall von Guantanamo hat Bush offenbar verstanden, dass er anders damit umgehen muss. Anstatt die Kritik weiterhin an sich abprallen zu lassen, erklärt er neuerdings, auch er würde das Gefangenenlager gern schließen. Nun sei allerdings zuerst einmal das oberste US-Gericht gefragt. Dieses muss entscheiden, ob die Insassen in die Zuständigkeit von Zivil- oder Militärgerichtsbarkeit fallen. Offen gelassen hat Bush, ob er tatsächlich Konsequenzen aus dem Urteil ziehen wird. Nur ein neuer Stil aber wäre auf Dauer zu wenig, um die öffentliche Meinung für sich zurückzugewinnen.
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Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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