Meinung Dauerbeben in Wolfsburg von Christian Lipicki Volkswagen kommt nicht aus den Schlagzeilen. Am Wochenende machten Spekulationen die Runde, dass der Stellenabbau beim Wolfsburger Autobauer womöglich größer ausfallen werde als geplant. 10 000 weitere Jobs seien gefährdet, wenn die Arbeitskosten nicht deutlich sinken, soll VW-Personalvorstand Horst Neumann vor Arbeitnehmervertretern gesagt haben. Neumann streitet diese Aussage ab. Was nach dem hin und her bleibt, ist eine zunehmend verunsicherte VW-Belegschaft. Wieder einmal. Das ist schlecht. Nicht nur, weil dadurch Verhandlungen zwischen VW-Management, Gewerkschaft und Betriebsrat über Lösungen für die ertragsschwache Kernmarke VW erschwert werden. Sondern auch, weil in einem Unternehmen, in dem sich die Mitarbeiter seit Monaten gedanklich in erster Linie mit der Verteidigung ihrer Jobs beschäftigen, viel Kraft verloren geht, die sie eigentlich auf ihre Arbeit verwenden sollten. Natürlich handelt das Konzern-Management in vielerlei Hinsicht konsequent. Denn es stimmt ja, dass Volkswagen vergleichsweise zu teuer produziert, was auch mit der guten Entlohnung der Mitarbeiter zusammenhängt. Dabei ist es den Beschäftigten durchaus zuzumuten, ohne Lohnausgleich länger zu arbeiten. Schließlich gilt in Wolfsburg noch die Vier-Tage-Woche. Aber die Top-Manager des Unternehmens sollten auch wissen, dass man Belegschaften nur dann große Opfer abverlangen kann, wenn man ihnen eine gesicherte Perspektive bietet. Dafür scheinen die VW-Oberen wenig Gespür zu haben. Statt ihre Karten offen zu legen und Gerüchten den Boden zu entziehen, werden diese eher noch geschürt. Seite 11
Dies ist eine Meldung der Berliner Zeitung. Für den Inhalt ist ausschließlich die Berliner Zeitung verantwortlich.
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