(Zusammenfassung)
MÜNCHEN (Dow Jones)--Lange hat die Siemens AG, München, nach einer Lösung für ihre Problemsparte Communications (Com) gesucht. Mit der Einbringung des Carrier-Networks-Geschäfts in ein Joint Venture (JV) mit Nokia und der Ankündigung, für das Enterprise-Networks-Geschäft mit mehreren Interessenten in Verhandlung zu stehen, steht die Sparte nun de facto vor ihrer Auflösung.
Wie Siemens am Montag mitteilte, soll das Wireless-Modules-Geschäft zum 1. Oktober in die Sparte Automation and Drives (A&D) integriert werden. Schon im Oktober 2005 hatte Siemens die Geschäfte mit Gigaset-Telefonen, die die so genannten Devices-Aktivitäten innerhalb der Com-Sparte komplettierten, in die Tochter Siemens Home and Office Communication Devices GmbH & Co. KG (SHC) eingebracht und somit ausgegliedert.
Bei Vorlage der Halbjahreszahlen Ende April hatte Siemens für die Com-Sparte zunächst noch weitere Restrukturierungsbemühungen in Aussicht gestellt, jedoch auch nie andere Optionen wie beispielsweise einen Verkauf von sich gewiesen. Nun bringt Siemens das Carrier-Networks-Geschäft in das neue Unternehmen Nokia Siemens Networks ein. Das 50%/50%-JV soll seinen Hauptsitz in Finnland haben, bei Nokia konsolidiert und bei Siemens "at equity" bewertet werden.
Diese angekündigte bilanzielle Erfassung sei ein klarer Hinweis darauf, dass sich Siemens mittelfristig bei dem von Nokia dominierten Gemeinschaftsunternehmen verabschieden will, urteilt ein J.P.Morgan-Analyst. Die geplanten Synergieeffekte von 1,5 Mrd EUR bis 2010 hält er für relativ hoch. Dies seien immerhin 10% der Umsatzes von Nokia Siemens Networks von rund 15,8 Mrd EUR. Bei der Ankündigung der Fusion von Alcatel und Lucent seien nur 6% in Aussicht gestellt worden.
Im Wesentlichen dürfte das JV die Synergieeffekte - wie bei solchen Zusammenlegungen oftmals üblich - durch den Abbau von Stellen erzielen. Von den derzeit rund 60.000 Mitarbeitern sollten das Unternehmen vorbehaltlich der Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern zwischen 10% und 15% verlassen müssen, teilte Siemens mit. Ob dieser geplante Stellenabbau zusätzlich zu den ohnehin schon angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen bei Com erfolgt, ist derzeit noch unklar.
Siemens wird die Details zum Gemeinschaftsunternehmen auf einer Pressekonferenz ab 11.00 Uhr in Frankfurt bekannt geben, bei der CEO Klaus Kleinfeld die Fragen der Journalisten beantworten will. Für 15.00 Uhr ist zudem eine Analystenkonferenz angesetzt. In ersten Einschätzungen beurteilen die meisten Analysten den Schritt von Siemens positiv.
Sowohl Theo Kitz von Merck Fink & Co als auch Thomas Hoffmann und Bernd Laux von Cheuvreux sehen in der Siemens-Aktie einen klaren Kaufkandidaten. Händler beurteilen das derzeit ähnlich. Am Montagvormittag gewinnt der Kurs von Siemens mehr als 6%. Angesichts der angekündigten Synergieeffekte sieht Bernd Laux sogar ein Aufwärtspotenzial von 8% bis 10% und ein EBIT-Plus bei Siemens von 8% im folgenden Jahr.
Siemens selbst rechnet mit einem Effekt auf die Gewinne je Aktie ebenfalls erst im Jahr 2007. Der Abschluss der Transaktion soll vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden noch bis Ende 2006 erfolgen. Sollte bis dahin auch ein Partner für das Entreprise-Networks-Geschäft gefunden sein, hätte Kleinfeld zumindest die Probleme bei Com wie angekündigt bis April 2007 gelöst.
Der Siemens-CEO hatte jedem Bereich unmittelbar nach seinem Dienstantritt Margenziele verordnet. Von Com erwartete der Vorstandsvorsitzende 8% bis 11%. Im Halbjahr erreichte die Sparte lediglich 0,8%. In noch schlechterer Verfassung präsentierte sich lediglich der Bereich Siemens Business Services (SBS). Bei einer Zielvorgabe von 5% bis 6% wurde in der zweiten großen Problemsparte eine Marge von minus 13,9% erzielt.
- Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires, +49 (0) 89 55 21 40 30,
marc.langendorf@dowjones.com
DJG/mla/brb
MÜNCHEN (Dow Jones)--Lange hat die Siemens AG, München, nach einer Lösung für ihre Problemsparte Communications (Com) gesucht. Mit der Einbringung des Carrier-Networks-Geschäfts in ein Joint Venture (JV) mit Nokia und der Ankündigung, für das Enterprise-Networks-Geschäft mit mehreren Interessenten in Verhandlung zu stehen, steht die Sparte nun de facto vor ihrer Auflösung.
Wie Siemens am Montag mitteilte, soll das Wireless-Modules-Geschäft zum 1. Oktober in die Sparte Automation and Drives (A&D) integriert werden. Schon im Oktober 2005 hatte Siemens die Geschäfte mit Gigaset-Telefonen, die die so genannten Devices-Aktivitäten innerhalb der Com-Sparte komplettierten, in die Tochter Siemens Home and Office Communication Devices GmbH & Co. KG (SHC) eingebracht und somit ausgegliedert.
Bei Vorlage der Halbjahreszahlen Ende April hatte Siemens für die Com-Sparte zunächst noch weitere Restrukturierungsbemühungen in Aussicht gestellt, jedoch auch nie andere Optionen wie beispielsweise einen Verkauf von sich gewiesen. Nun bringt Siemens das Carrier-Networks-Geschäft in das neue Unternehmen Nokia Siemens Networks ein. Das 50%/50%-JV soll seinen Hauptsitz in Finnland haben, bei Nokia konsolidiert und bei Siemens "at equity" bewertet werden.
Diese angekündigte bilanzielle Erfassung sei ein klarer Hinweis darauf, dass sich Siemens mittelfristig bei dem von Nokia dominierten Gemeinschaftsunternehmen verabschieden will, urteilt ein J.P.Morgan-Analyst. Die geplanten Synergieeffekte von 1,5 Mrd EUR bis 2010 hält er für relativ hoch. Dies seien immerhin 10% der Umsatzes von Nokia Siemens Networks von rund 15,8 Mrd EUR. Bei der Ankündigung der Fusion von Alcatel und Lucent seien nur 6% in Aussicht gestellt worden.
Im Wesentlichen dürfte das JV die Synergieeffekte - wie bei solchen Zusammenlegungen oftmals üblich - durch den Abbau von Stellen erzielen. Von den derzeit rund 60.000 Mitarbeitern sollten das Unternehmen vorbehaltlich der Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern zwischen 10% und 15% verlassen müssen, teilte Siemens mit. Ob dieser geplante Stellenabbau zusätzlich zu den ohnehin schon angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen bei Com erfolgt, ist derzeit noch unklar.
Siemens wird die Details zum Gemeinschaftsunternehmen auf einer Pressekonferenz ab 11.00 Uhr in Frankfurt bekannt geben, bei der CEO Klaus Kleinfeld die Fragen der Journalisten beantworten will. Für 15.00 Uhr ist zudem eine Analystenkonferenz angesetzt. In ersten Einschätzungen beurteilen die meisten Analysten den Schritt von Siemens positiv.
Sowohl Theo Kitz von Merck Fink & Co als auch Thomas Hoffmann und Bernd Laux von Cheuvreux sehen in der Siemens-Aktie einen klaren Kaufkandidaten. Händler beurteilen das derzeit ähnlich. Am Montagvormittag gewinnt der Kurs von Siemens mehr als 6%. Angesichts der angekündigten Synergieeffekte sieht Bernd Laux sogar ein Aufwärtspotenzial von 8% bis 10% und ein EBIT-Plus bei Siemens von 8% im folgenden Jahr.
Siemens selbst rechnet mit einem Effekt auf die Gewinne je Aktie ebenfalls erst im Jahr 2007. Der Abschluss der Transaktion soll vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden noch bis Ende 2006 erfolgen. Sollte bis dahin auch ein Partner für das Entreprise-Networks-Geschäft gefunden sein, hätte Kleinfeld zumindest die Probleme bei Com wie angekündigt bis April 2007 gelöst.
Der Siemens-CEO hatte jedem Bereich unmittelbar nach seinem Dienstantritt Margenziele verordnet. Von Com erwartete der Vorstandsvorsitzende 8% bis 11%. Im Halbjahr erreichte die Sparte lediglich 0,8%. In noch schlechterer Verfassung präsentierte sich lediglich der Bereich Siemens Business Services (SBS). Bei einer Zielvorgabe von 5% bis 6% wurde in der zweiten großen Problemsparte eine Marge von minus 13,9% erzielt.
- Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires, +49 (0) 89 55 21 40 30,
marc.langendorf@dowjones.com
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