Meinung EADS versucht den Neustart
von Thorsten Knuf Das neue Top-Management beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS scheint redlich bemüht zu sein, verlorenes Vertrauen für das Unternehmen zurückzugewinnen. Kurz vor Beginn der wichtigen Luftfahrtmesse im britischen Farnborough präsentieren sich der weiterhin amtierende Co-Chef Thomas Enders aus Deutschland und sein neuer Kollege Louis Gallois aus Frankreich wie ein Herz und eine Seele. Die Querelen innerhalb der Führungsspitze sollen beendet werden und die eigentliche Arbeit wieder im Vordergrund stehen, versprechen sie. Man kann den beiden Herren nur Glück wünschen. Es liegt im Interesse Deutschlands, Frankreichs und ganz Europas, dass EADS und seine wichtigste Tochter Airbus einen Weg aus der selbst verschuldeten Krise finden. Doch öffentliche Auftritte und Respektbekundungen, wie sie jetzt aus Farnborough zu hören sind, reichen dafür nicht aus. Zu groß sind die Probleme innerhalb des europäischen Vorzeige-Unternehmens. Der A380, das weltgrößte Passagierflugzeug, kann wegen Produktionsschwierigkeiten nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Es ist offenkundig sogar möglich, dass Airbus den Liefertermin abermals verschieben muss. Überdies hat der geschasste EADS-Chef Noël Forgeard dem Ruf des Unternehmens mit seinen privaten Aktienspekulationen einen schweren Schaden zugefügt. Noch vor der Bekanntgabe der Schwierigkeiten beim A380 machte er privat im großen Stil Kasse mit EADS-Aktien. Die Börsenaufsicht ermittelt. Für EADS bedeutet dies, dass die Affäre Forgeard noch lange nicht abgeschlossen ist. Sorgen dürfte der Konzernleitung nach wie vor auch das mittelgroße Langstreckenflugzeug A350 bereiten. Den Kunden war die bisher geplante Version nicht gut genug. Jetzt soll in Farnborough ein überarbeitetes Modell präsentiert werden. Ob die Fluggesellschaften aber jetzt jubeln, ist keineswegs sicher. Bei allem guten Willen und allen Versprechungen: Die EADS-Chefs Thomas Enders und Louis Gallois werden noch einen langen Atem brauchen. Seite 10
Dies ist eine Meldung der Berliner Zeitung. Für den Inhalt ist ausschließlich die Berliner Zeitung verantwortlich.
von Thorsten Knuf Das neue Top-Management beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS scheint redlich bemüht zu sein, verlorenes Vertrauen für das Unternehmen zurückzugewinnen. Kurz vor Beginn der wichtigen Luftfahrtmesse im britischen Farnborough präsentieren sich der weiterhin amtierende Co-Chef Thomas Enders aus Deutschland und sein neuer Kollege Louis Gallois aus Frankreich wie ein Herz und eine Seele. Die Querelen innerhalb der Führungsspitze sollen beendet werden und die eigentliche Arbeit wieder im Vordergrund stehen, versprechen sie. Man kann den beiden Herren nur Glück wünschen. Es liegt im Interesse Deutschlands, Frankreichs und ganz Europas, dass EADS und seine wichtigste Tochter Airbus einen Weg aus der selbst verschuldeten Krise finden. Doch öffentliche Auftritte und Respektbekundungen, wie sie jetzt aus Farnborough zu hören sind, reichen dafür nicht aus. Zu groß sind die Probleme innerhalb des europäischen Vorzeige-Unternehmens. Der A380, das weltgrößte Passagierflugzeug, kann wegen Produktionsschwierigkeiten nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Es ist offenkundig sogar möglich, dass Airbus den Liefertermin abermals verschieben muss. Überdies hat der geschasste EADS-Chef Noël Forgeard dem Ruf des Unternehmens mit seinen privaten Aktienspekulationen einen schweren Schaden zugefügt. Noch vor der Bekanntgabe der Schwierigkeiten beim A380 machte er privat im großen Stil Kasse mit EADS-Aktien. Die Börsenaufsicht ermittelt. Für EADS bedeutet dies, dass die Affäre Forgeard noch lange nicht abgeschlossen ist. Sorgen dürfte der Konzernleitung nach wie vor auch das mittelgroße Langstreckenflugzeug A350 bereiten. Den Kunden war die bisher geplante Version nicht gut genug. Jetzt soll in Farnborough ein überarbeitetes Modell präsentiert werden. Ob die Fluggesellschaften aber jetzt jubeln, ist keineswegs sicher. Bei allem guten Willen und allen Versprechungen: Die EADS-Chefs Thomas Enders und Louis Gallois werden noch einen langen Atem brauchen. Seite 10
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