Ziel Deutschland Oft haben die Deutschen in den vergangenen Jahren gehört, dass auch ihr Land zu einem weltumspannenden ?Gefahrenraum? gehört und Anschläge wie die in London und Madrid drohen. Nun ist die Bedrohung, die lange nur als abstrakt erlebt wurde, konkret geworden: in Gestalt eines Verhafteten, Überwachungsvideos, Propangasflaschen. Die Bomben, die Ende Juli in zwei Regionalzügen von Köln deponiert waren, sind nicht explodiert. Dennoch ist wohl jedem gegenwärtig: Es hätte dieses Land treffen können. Und: Es kann trotz weiter erhöhter Sicherheitsvorkehrungen täglich passieren. Die Deutschen müssen lernen, mit der Gefahr des islamistischen Terrorismus zu leben. Es war wohl eine Kombination von Faktoren, die bisher einen erfolgreichen Anschlag verhinderten: Glück gehört dazu, im Fall der Zugattentate in Form einer versagenden Zündung. Aber auch gute Arbeit der Sicherheitsbehörden wie bei der Zerschlagung der Gruppe, die noch vor dem 11. September 2001 ein Attentat auf den Straßburger Weihnachtsmarkt plante. Und Deutschland war als Kritiker des Irakkriegs für al-Kaida zunächst nicht so interessant wie andere symbolträchtige Ziele. Auf Dauer aber schützt keiner dieser Faktoren. Wie also soll das Land mit der Bedrohung umgehen? Zum einen wird es darum gehen, die bisher offenbar professionelle Arbeit der Sicherheitsbehörden fortzusetzen und Lücken zu schließen. Die Debatte dreht sich um mehr Videoüberwachung und den Aufbau einer Anti-Terror-Datei. Doch auch wenn über jedes Vorhaben gestritten werden muss - die Entstehung eines Überwachungsstaates droht in Deutschland nicht. Öffentlichkeit, Opposition und letztlich das Bundesverfassungsgericht wachen darüber, dass Grenzen gewahrt werden. Maßnahmen können verschärft, aber auch überprüft und revidiert werden. Die andere essenzielle Frage ist, wie die Anschlagsgefahr die Gesellschaft und das Zusammenleben verändern wird. Sie scheint an der Debatte auf, ob es gerechtfertigt ist, arabisch aussehende Reisende strenger zu kontrollieren. Auf dem Flughafen von Málaga haben Passagiere angeblich schon auf ihre Weise reagiert: Sie zwangen zwei verdächtige Mitreisende zum Verlassen der Maschine. Damit verhindert wird, dass solche Hysterie um sich greift oder Muslime unter Generalverdacht geraten, kommt den muslimischen Gemeinden in Deutschland eine Schlüsselrolle zu: Sie müssen sich laut und eindeutig von Terroranschlägen und Tätern distanzieren. Deutschland ist eine offene Gesellschaft, im doppelten Sinn. Reisen mit Zug und Flug gehört zu ihrem Wirtschaftssystem, individuelle und kulturelle Vielfalt zum Selbstverständnis. Auch die Verteidigung dieser Werte gehört zum Kampf gegen den Terrorismus.
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Ines Zöttl - 030/22074169
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Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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