(Zusammenfassung)
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom will mit neuen Mittelfristzielen ihr Formtief überwinden und bis Ende des Jahrzehnts sogar zum profitabelsten Anbieter auf dem europäischen Markt werden. Der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke gab dazu am Samstag ein Programm mit strukturellen Veränderungen und strategischen Zielen bekannt. Dafür gab ihm der Aufsichtsrat grünes Licht. Kritik an seiner Arbeit hätten die Kontrolleure nicht geäußert, sagte der Manager, über dessen Zukunft nach einer Gewinnwarnung, schwachen Zahlen und einem starken Kursverfall zuletzt viel spekuliert worden ist. Ricke erhielt vielmehr zusätzliche Kompetenzen.
Der Vorstandsvorsitzende nannte sieben Punkte, mit denen er die Telekom bis 2010 nach vorn bringen will. So soll das heute schon nach Umsatz größte europäische Branchenunternehmen durch Effizienzverbesserungen auch zur Nummer eins beim Ertrag werden. Das gilt einem Firmensprecher zufolge für den Rewingewinn wie für das Betriebsergebnis. Hier musste die Telekom kürzlich kräftige Abstriche machen und eingestehen, dass die den immer härteten Wettbewerb im Inland unterschätzt hat.
Dieses Jahr erwartet der Konzern jetzt ein rückläufiges Ergebnis, und auch für 2007 keine Verbesserung. Um sich mittelfristig an die Spitze zu setzen, will Ricke die Strukturkosten unter anderem durch ein neues Internet-basiertes Netz kräftig senken und den Vertrieb verbessern und verstärken. Innovative Produkte auf der Schnittstelle von Festnetz und Mobilfunk sowie bei interaktiven Web-Diensten sollen insgesamt mehr als zwei Mrd EUR Umsatz bringen.
Beim Service hat sich die Telekom zum Ziel gesetzt, 2008 der führende Dienstleister der Branche zu werden. Dann will sie acht von zehn Kundenanliegen im ersten Anlauf erledigen. Dazu werde man Modelle der Mobilfunktochter in den Vereinigten Staaten übernehmen, sagte Ricke. Auf dem dortigen Markt, der bis 2010 mit über 6% im Jahr wachsen werde, will er eine "Angriffsstrategie" verfolgen und den Anteil ausbauen. T-Mobile USA solle zur größten des Endkunden-Einheit des Konzerns werden. In der Vergangenheit war wiederholt spekuliert worden, die Telekom könnte die 2001 für viel Geld erworbene Tochter wieder verkaufen.
In Europa wolle die Telekom den Marktanteil am Umsatz ebenfalls steigern, erläuterte Ricke ein weiteres Ziel seines Programms. Er bezog sich dabei auf die Länder, in denen das Unternehmen derzeit vertreten ist und nannte konkret den osteuropäischen Raum. Für den deutschen Markt, wo der Konzern mit rückläufigem Umsatz und Gewinn zu kämpfen hat, gab Ricke das Ziel einer "nachhaltigen Ertragssicherung" aus. Dazu verwies er unter anderem auf die jüngsten Tarifankündigungen mit Bündelangeboten, Pauschalpreisen und Verzahnungen von breitbandigem Festnetz, Internet, Fernsehen und Mobilfunk.
Ein weiterer Eckstein des Programms ist die Zentralisierung von Schlüssenfunktionen. Einhergehend damit kommt es zu einer Neuverteilung von Aufgaben an der Führungsspitze. Ricke sowie die für Mobilfunk und Geschäftskunden zuständigen Vorstände Rene Obermann und Lothar Pauly erhalten zusätzliche übergreifende Funktionen. Festnetzchef Walter Raizner geht leer aus. Intern wird das als "Schuss vor den Bug" für den Manager gesehen, dessen Bereich unter deutlichem Umsatz und Kundenschwund leidet. Raizner sei der Verlierer des Neuzuschnitts, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person aus dem Konzern.
Obermann verantwortet ab sofort auch den stationären Vertrieb in Deutschland und ist damit für die "T-Punkt"-Läden zuständig - bisher eine Domäne Raizners. Pauly kümmert sich um den zentralen weltweiten Einkauf sowie um Netztechnik und IT. Ricke selbst übernimmt zusätzlich zum zentralen Markenmanagement die Bereiche Werbebudget, Werbeplanung und Medienkoordinierung. Grund für diese Maßnahmen sei, dass die Telekom ihren Marktauftritt hier zu Lande stärker koordinieren und ihre Kostenstrukturen radikal den veränderten Marktedingungen anpassen müsse, erläuterte der Manager.
Darüber hinaus seien Personalfragen auf der Aufsichtsratssitzung kein Thema gewesen. Kritik sei ihm von den Anteilseignern nicht zu Ohren gekommen, sagte Ricke weiter. Die Telekom gehört noch zu knapp einem Drittel dem Bund, außerdem hatte im Frühjahr der US-Finanzinvestor Blackstone ein Paket von 4,5% erworben. Wegen des jüngsten Kursverfalls im Gefolge der Halbjahreszahlen und der Revision der Prognosen war in den vergangenen Tagen und Wochen gemutmaßt worden, dass Rickes Stuhl wackelt. Darauf anngesprochen sagte der Manager während einer telefonischen Pressekonferenz: "Ich fühle mich wirklich gut."
-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,
TMT.de@dowjones.com
DJG/stm
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom will mit neuen Mittelfristzielen ihr Formtief überwinden und bis Ende des Jahrzehnts sogar zum profitabelsten Anbieter auf dem europäischen Markt werden. Der Vorstandsvorsitzende Kai-Uwe Ricke gab dazu am Samstag ein Programm mit strukturellen Veränderungen und strategischen Zielen bekannt. Dafür gab ihm der Aufsichtsrat grünes Licht. Kritik an seiner Arbeit hätten die Kontrolleure nicht geäußert, sagte der Manager, über dessen Zukunft nach einer Gewinnwarnung, schwachen Zahlen und einem starken Kursverfall zuletzt viel spekuliert worden ist. Ricke erhielt vielmehr zusätzliche Kompetenzen.
Der Vorstandsvorsitzende nannte sieben Punkte, mit denen er die Telekom bis 2010 nach vorn bringen will. So soll das heute schon nach Umsatz größte europäische Branchenunternehmen durch Effizienzverbesserungen auch zur Nummer eins beim Ertrag werden. Das gilt einem Firmensprecher zufolge für den Rewingewinn wie für das Betriebsergebnis. Hier musste die Telekom kürzlich kräftige Abstriche machen und eingestehen, dass die den immer härteten Wettbewerb im Inland unterschätzt hat.
Dieses Jahr erwartet der Konzern jetzt ein rückläufiges Ergebnis, und auch für 2007 keine Verbesserung. Um sich mittelfristig an die Spitze zu setzen, will Ricke die Strukturkosten unter anderem durch ein neues Internet-basiertes Netz kräftig senken und den Vertrieb verbessern und verstärken. Innovative Produkte auf der Schnittstelle von Festnetz und Mobilfunk sowie bei interaktiven Web-Diensten sollen insgesamt mehr als zwei Mrd EUR Umsatz bringen.
Beim Service hat sich die Telekom zum Ziel gesetzt, 2008 der führende Dienstleister der Branche zu werden. Dann will sie acht von zehn Kundenanliegen im ersten Anlauf erledigen. Dazu werde man Modelle der Mobilfunktochter in den Vereinigten Staaten übernehmen, sagte Ricke. Auf dem dortigen Markt, der bis 2010 mit über 6% im Jahr wachsen werde, will er eine "Angriffsstrategie" verfolgen und den Anteil ausbauen. T-Mobile USA solle zur größten des Endkunden-Einheit des Konzerns werden. In der Vergangenheit war wiederholt spekuliert worden, die Telekom könnte die 2001 für viel Geld erworbene Tochter wieder verkaufen.
In Europa wolle die Telekom den Marktanteil am Umsatz ebenfalls steigern, erläuterte Ricke ein weiteres Ziel seines Programms. Er bezog sich dabei auf die Länder, in denen das Unternehmen derzeit vertreten ist und nannte konkret den osteuropäischen Raum. Für den deutschen Markt, wo der Konzern mit rückläufigem Umsatz und Gewinn zu kämpfen hat, gab Ricke das Ziel einer "nachhaltigen Ertragssicherung" aus. Dazu verwies er unter anderem auf die jüngsten Tarifankündigungen mit Bündelangeboten, Pauschalpreisen und Verzahnungen von breitbandigem Festnetz, Internet, Fernsehen und Mobilfunk.
Ein weiterer Eckstein des Programms ist die Zentralisierung von Schlüssenfunktionen. Einhergehend damit kommt es zu einer Neuverteilung von Aufgaben an der Führungsspitze. Ricke sowie die für Mobilfunk und Geschäftskunden zuständigen Vorstände Rene Obermann und Lothar Pauly erhalten zusätzliche übergreifende Funktionen. Festnetzchef Walter Raizner geht leer aus. Intern wird das als "Schuss vor den Bug" für den Manager gesehen, dessen Bereich unter deutlichem Umsatz und Kundenschwund leidet. Raizner sei der Verlierer des Neuzuschnitts, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person aus dem Konzern.
Obermann verantwortet ab sofort auch den stationären Vertrieb in Deutschland und ist damit für die "T-Punkt"-Läden zuständig - bisher eine Domäne Raizners. Pauly kümmert sich um den zentralen weltweiten Einkauf sowie um Netztechnik und IT. Ricke selbst übernimmt zusätzlich zum zentralen Markenmanagement die Bereiche Werbebudget, Werbeplanung und Medienkoordinierung. Grund für diese Maßnahmen sei, dass die Telekom ihren Marktauftritt hier zu Lande stärker koordinieren und ihre Kostenstrukturen radikal den veränderten Marktedingungen anpassen müsse, erläuterte der Manager.
Darüber hinaus seien Personalfragen auf der Aufsichtsratssitzung kein Thema gewesen. Kritik sei ihm von den Anteilseignern nicht zu Ohren gekommen, sagte Ricke weiter. Die Telekom gehört noch zu knapp einem Drittel dem Bund, außerdem hatte im Frühjahr der US-Finanzinvestor Blackstone ein Paket von 4,5% erworben. Wegen des jüngsten Kursverfalls im Gefolge der Halbjahreszahlen und der Revision der Prognosen war in den vergangenen Tagen und Wochen gemutmaßt worden, dass Rickes Stuhl wackelt. Darauf anngesprochen sagte der Manager während einer telefonischen Pressekonferenz: "Ich fühle mich wirklich gut."
-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,
TMT.de@dowjones.com
DJG/stm