Airbus-Chef Christian Streiff hat
nach Medieninformationen nach nur drei Monaten im Amt seinen
Rücktritt eingereicht. Es werde fieberhaft nach einem Nachfolger
gesucht, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
(Montagausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Beim
Mutterkonzern EADS
Der französische Premierminister Dominique de Villepin betonte, er sehe "keinerlei Grund" für einen Rücktritt des Airbus-Chefs. Vor dem Hintergrund der Krise um Airbus und den A380 leiste Streiff "wichtige Arbeit, um das Unternehmen wieder auf den Weg zu einem neuen Aufschwung zu bringen", sagte Villepin am Sonntagabend in Paris. Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet unterdessen, der krisengeschüttelte Flugzeughersteller müsste bei einem Abzug der A380-Endmontage aus Hamburg bis zu 700 Millionen Euro Regresszahlungen leisten. In der britischen Zeitung "The Observer" hieß es zudem, dass Fluglinien wege der verspäteten A380-Auslieferung Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe fordern.
Zwischen Streiff und dem EADS-Verwaltungsrat bestehe kein Vertrauensverhältnis mehr, schreibt die "FAZ". Streiff habe in der vergangenen Woche beim Mutterkonzern EADS seinen Rücktritt eingereicht. Dieser sei inzwischen von der EADS-Führungsspitze angenommen worden, aber offiziell noch nicht verkündet worden.
Nach Angaben von Branchenkennern ist die Familie Peugeot bestrebt, den Airbus-Chef als Nachfolger für PSA-Chef Jean- Martin Folz anzuwerben, der Anfang 2007 in den Ruhestand tritt. Streiff soll sich bereits mit der Familie getroffen haben. Ein Sprecher des französischen Autokonzerns sagte dem Blatt am Sonntag, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.
Als Gründe für Streiffs Rücktritt seien fehlendes diplomatisches Geschick bei der anstehenden Airbus-Sanierung und eine mangelnde Bereitschaft zur Integration in den EADS-Konzern genannt worden, schreibt die "FAZ". Streiff hatte im Juli den Deutschen Gustav Humbert abgelöst, der in Folge der Produktionsprobleme beim A380 gehen musste. Streiff wurde 1954 im französischen Saarburg geboren und ist Absolvent der Eliteuniversität Ecole des Mines. Der viersprachige Manager hat jahrelang in Deutschland als Firmenchef gearbeitet und auch in den USA und Italien internationale Erfahrung gesammelt.
Ein Nachfolgemodell sei, dass der EADS-Co-Vorsitzende Louis Gallois auch Airbus-Chef wird und ihm ein starker Manager für das Tagesgeschäft zur Seite gestellt wird, berichtet die "FTD". Gallois war früher Chef des Luftfahrtkonzerns Aerospatiale und ist mit der Branche gut vertraut. Derzeit versuche Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Thierry Breton den scheidenden Manager Streiff doch noch zu überreden, zumindest bis zu den Präsidentschaftswahlen im Mai im Amt zu bleiben.
Nach Informationen des "Focus" geht die Regresszahlung aus einem Vertrag hervor, den Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) und Airbus-Deutschland-Chef Gerhard Puttfarcken unterzeichnet haben. In dem Vertrag verpflichtete sich der Konzern, bei Vertragsbruch der Stadt ihre Investitionen in die Airbus- Werkserweiterung zu ersetzen. Schon bei einer Verlagerung des Auslieferungszentrums für den A380 könnte Hamburg demnach rund 100 Millionen Euro einfordern. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht wäre es absolut unsinnig, die Produktion zu verlagern", sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) dem "Hamburger Abendblatt" (Montagausgabe). Die Lieferverzögerungen seien das Hauptproblem von Airbus. "Eine Verlagerung nach Toulouse würde die Auslieferungen unnötig weitere Monate verzögern." Er bestätigte, das Regresszahlungen drohten, wenn das Auslieferungszentrum für den A380 nicht in Hamburg entstehe.
Airbus steckt wegen erneuter Verzögerungen beim Großraumflugzeug A380 in einer Krise und will ein milliardenschweres Sparprogramm umsetzen. Über mögliche Veränderungen bei der Aufgabenverteilung der Airbuswerke in Europa wird spekuliert. Der Co- Chef des Airbus- Mutterkonzerns EADS, Thomas Enders, hatte ein klares Bekenntnis zum Airbus-Standort Hamburg abgegeben./aj/DP/zb
ISIN NL0000235190
AXC0067 2006-10-08/20:35