Im Tarifkonflikt der Fluglotsen mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) stehen die Zeichen wieder zunehmend auf Konfrontation. Das Arbeitgeberangebot einer dreiprozentigen Gehaltserhöhung zuzüglich Einmalzahlung werde als "nicht ausreichend" abgelehnt, teilte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) am Freitag in Neu-Isenburg mit. Sollte die DFS keinen Schlichter anrufen, werde es in den nächsten Tagen zum Streik kommen, hieß es.
Branchenkenner gehen davon aus, dass ein etwaiger Arbeitskampf, der 24 Stunden vorher angekündigt werden muss, bereits kommende Woche kommen könnte. Im Streikfall wären täglich bis zu 6.000 Flüge über Deutschland betroffen, was zu massiven Beeinträchtigungen des Flugverkehrs in Europa führen würde. Allerdings werde die DFS höchstwahrscheinlich die Schlichtung anrufen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa am Freitag aus Verhandlungskreisen. Bei der Flugsicherung war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Am Mittwochabend hatte die Flugsicherung erstmals ein konkretes Angebot vorgelegt. Es sieht eine Gehaltssteigerung von drei Prozent für zwölf Monate und eine Einmalzahlung von 1.750 Euro vor. Dagegen forderte die Gewerkschaft zuletzt für zwölf Monate vier Prozent mehr Geld, Einmalzahlungen zwischen 3.500 und 10.450 Euro sowie Umstrukturierungen in den Vergütungsgruppen. Mitte November waren die Tarifverhandlungen für die 5.300 Mitarbeiter der Deutschen Flugsicherung - davon 1.800 Lotsen - für gescheitert erklärt worden.
Die GdF vertritt 80 Prozent des operativen Personals und damit rund 2.600 Mitglieder. Sie verhandelt nach eigenen Angaben jedoch auch für die über 2.000 Verwaltungsmitarbeiter. Die DFS kontrolliert in ihren Zentralen in Langen, Berlin, Bremen, Karlsruhe und München jeden Tag über 8.000 Flüge im deutschen Luftraum.
Die Gewerkschaft begründet ihre Ablehnung vor allem mit dem zu niedrigen Angebot einer Einmalzahlung und einer fehlenden Offerte zur geforderten neuen Tarifstruktur. Unter anderem will die GdF die sogenannte operative Zulage in das Grundgehalt integrieren, "da die DFS im Rahmen der Privatisierung der Flugsicherung aktiv versucht, diese Zulage, die einen erheblichen Teil des Einkommens beträgt, für bestimmte Mitarbeitergruppen künftig zur Disposition zu stellen".
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften, Joachim Hunold, kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft: "Ob mit oder ohne Streik – am Ende wird es in jedem Fall zu einem teuren Tarifabschluss kommen, den zunächst die Fluggesellschaften über höhere Gebühren, am Ende aber Passagiere über höhere Preise bezahlen müssen", sagte Hunold der "WirtschaftsWoche" laut Vorabmeldung am Freitag. Der Air-Berlin-Chef wandte sich zudem gegen die Monopolstellung der Fluglotsen, die damit die Bedingungen diktierten. Der Bund als Eigentümer der DFS lasse es "de facto" zu, dass die GdF die Zahl der auszubildenden Fluglotsen bestimme und so das Personal künstlich verknappe. Hunold forderte eine europaweite, privatwirtschaftlich organisierte Flugsicherung./edh/fn
AXC0063 2007-01-05/13:04