
Die zunehmende Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen stellt Unternehmen, Manager und Aufsichtsräte vor neue und erhöhte Herausforderungen. Eine funktionierende Corporate Compliance-Organisation kann nicht nur Haftungsrisiken minimieren, sondern auch einen signifikanten Beitrag zur Sicherung und zur Steigerung des Unternehmenswertes leisten.
Die Einführung der Business Judgement Rule in das deutsche Recht in Form von§ 93 Abs. 1 Satz 2 Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) schafft für Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte die Grundlage, sich von eigener Haftung zu entlasten. Die Corporate Compliance Organisation ist das Instrument dafür.
Der Bereich Business Development von Rödl & Partner, die Personalberatung Russell Reynolds Associates und das Frankfurter Institut für Management und Recht gründeten Anfang 2006 ein Konsortium, um Unternehmen eine integrierte Beratungs- und Implementierungslösung für eine funktionierende Corporate Compliance Organisation anzubieten. Jede der drei Organisationen und die handelnden Personen " neben Dr. Marc Dietrich, Head of Rödl & Partner Business Development sind dies Dr. Walter Friederichs, Partner bei Russell Reynolds Associates und Prof. Dr. Axel Jäger vom Frankfurter Institut für Management und Recht " sind seit vielen Jahren mit der Thematik in entsprechenden Projekten und Beratungsmandaten befasst.
DIE DREI DIMENSIONEN VON CORPORATE COMPLIANCE
Gemäß der wissenschaftlichen und praktischen Aufarbeitung des Themas durch das Konsortium umfasst Corporate Compliance drei Dimensionen " eine rechtliche, eine organisatorische und eine personelle. Dabei müssen die drei Dimensionen analysiert und aufbereitet werden, um sie schließlich miteinander zu verknüpfen. „Dieser Prozess verlangt Unternehmen zwar einiges ab und stellt die Unternehmenskultur auf den Prüfstand, zahlt sich aber bei Banken, Rating-Agenturen, Versicherungen oder auch bei Investoren in barer Münze aus", erklärt Dietrich. „Am Endes dieses Prozesses steht vor allem aber der weitmöglichste Schutz eines Unternehmens und dessen Managern sowie den Aufsichtsgremien vor Haftungsfällen", bekräftigt Dietrich.
Die personelle Besetzung von Corporate Compliance Funktionen kann nur optimal realisiert werden, wenn das Anforderungsprofil aus der rechtlichen und der organisatorischen Dimension des jeweiligen Unternehmens abgeleitet wird: „Zwischen den Regeln, den dafür verantwortlichen Personen und den ausführenden Stellen muss es zum einen eine kooperative Vernetzung geben. Die Compliance Verantwortlichen selbst wiederum müssen Führungspersönlichkeiten sein, die neben der fachlichen auch über eine enorme soziale Kompetenz verfügen", so Dr. Walter Friederichs, Partner bei Russell Reynolds.
Prof. Dr. Axel Jäger vom Frankfurter Institut für Management und Recht ergänzt: „Jedes mit dem Zusatz šSchutz' beschriebene Recht sowie dessen Änderungen und Neuauflagen müssen in Unternehmen einen Prozess auslösen, der reibungslose, rechtskonforme Handlungsabläufe gewährleistet." So gibt zum Beispiel der Anlegerschutz bestimmte Verhaltensweisen bei börsennotierten Unternehmen vor, die zahlreiche Funktionen im Unternehmen betreffen: Finanzen, Controlling, Legal, Investor/Public Relations; aber auch der Einkauf die Produktion oder der Vertrieb können von den Regeln des Anlegerschutzes betroffen sein.
„Letztlich spannt sich mit jeder das Unternehmen betreffenden Regel ein Netz mit notwendigen Verbindungen unter mehreren Funktionen eines Unternehmens, die überprüft, eventuell geschaffen und die dauerhaft funktionieren müssen", resümiert Dietrich die organisatorische Komponente.
VOM COMPLIANCE CHECK ZUR GEPRÜFTEN COMPLIANCE ORGANISATION MIT EINEM DURCHGREIFENDEN AKTUALITÄTEN-MANAGEMENT
Unternehmen, die die Regeln als Chance erkennen und bereit sind, eine Corporate Compliance-Organisation zu implementieren oder entsprechend ihren Erfordernissen auszubauen, durchlaufen in den drei Dimensionen einen mehrstufigen Prozess, der mit einem systematischen Compliance Check beginnt. Hierbei werden die zu involvierenden Regeln, Gesetze und Richtlinien aufzeigt, die sich daraus ergebenden Handlungsvorgänge, die einzubeziehenden Stellen und Funktionen definiert und auf ihre Verknüpfung hin überprüft. Schließlich erfolgt die Evaluierung der personellen Kompetenzen.
Der vom Konsortium entwickelte Compliance Check führt zum Zertifikat „Geprüfte Compliance Organisation", das dem Unternehmen die rechtliche, organisatorische und personelle Erfüllung aller erforderlichen Corporate Compliance Anforderungen attestiert, nachdem die beim Compliance Check aufgetretenen Schwachstellen geschlossen wurden.
Dieses Zertifikat sollte regelmäßig eingeholt werden. Bei einer im System integrierten Pflege der unternehmensspezifischen Corporate Compliance Organisation unterstützt das vom Institut für Management und Recht entwickelte Aktualitäten-Management, das in den drei Dimensionen bei jeder neuen Regelung bzw. Regelanpassung mögliche Lücken aufzeigt.
DIE PERSONEN
Dr. Marc Roland Dietrich, Head Business Development der Rödl & Partner Gruppe
Studium im Bereich Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik in Deutschland und Österreich, an der Johannes Kepler Universität, Linz; später Promotion.
Marc Dietrich verfügt über 16 Jahre Erfahrung als CEO, CFO in der Automobil- und Stahlindustrie. Seit 1995 ist er im Corporate Finance / Investmentbanking tätig. In den letzten Jahren hat er verstärkt Beiratmandate bei ersten industriellen Adressen übernommen.
Vor seiner Zeit bei Rödl & Partner arbeitete Marc Dietrich in Personalunion als CFO Automotive und CEO eines sich in Schwierigkeiten befindlichen Unternehmensbereichs der Dräxlmaier Gruppe. Weiter war Marc Dietrich als Global Co-Head Automotive für den Bereich Corporate Finance für Arthur Andersen und später in gleicher Position bei der internationalen Bankengruppe BNP Paribas tätig, wo er zahlreiche größere Transaktionen verantwortete.
Bei Magna International konnte Marc Dietrich sich zuerst als Geschäftsführer und später als Senior Advisor im Bereich Automotive besondere Expertise erwerben. Bei Roland Berger führte er zahlreiche Projekte durch.
Heute ist er Head Business Development der Rödl & Partner Gruppe und leitet unter anderem den Bereich Corporate Finance.
Dr. Walter Friederichs, Partner Russell Reynolds Associates, Büro Frankfurt
Nach Banklehre und Bundeswehr studierte Walter Friederichs bis zur Licence en Administration an der Universität Aix-en-Provence, schloss danach ein BWL-Studium mit Promotion an der Universität Köln ab und erwarb den MBA an der Pennsylvania State University in den USA. Er spricht Deutsch, Englisch und Französisch.
Vor seinem Eintritt bei Russell Reynolds Associates im Jahre 1996 war Walter Friederichs Partner in einer Personalberatung in Frankfurt. Begonnen hatte er bei der Boston Consulting Group, war danach Abteilungsleiter Diversifikation für Technologietransfer und Akquisitionen bei BMW und danach Geschäftsführer bei Hilti.
Walter Friederichs besetzt bei Russell Reynolds Associates in erster Linie Führungspositionen in der Industrie, speziell in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Elektrotechnik und Elektronik. Außerdem führt er Vorstands-Appraisals durch sowie das Suchen nach Aufsichtsgremien und Beiräten. Er leitet die globale Automobilpraxis von Russell Reynolds.
Prof. Dr. Axel Jäger, Vorstand Institut Management und Recht, Frankfurt
Jura- und BWL-Studium an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken mit anschließender Promotion zum Dr. jur.
Erste praktische Erfahrungen sammelte Axel Jäger In den Jahren1992"1994 als Rechtsanwalt einer international ausgerichteten Wirtschaftskanzlei in Frankfurt am Main, Paris, Mailand und New York. Von 1994 bis 1996 war er als Chefsyndikus und Leiter der Konzernrechtsabteilung bei einer börsennotierten AG tätig.
Seit 1996 Professor für Deutsches, Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht an der FH Offenburg und seit 1999 an der FH Frankfurt am Main mit Lehr- und Forschungsschwerpunkten in den Bereichen Unternehmensfinanzierung und M&A, Unternehmenskommunikation und Neue Medien, Unternehmensführung, Haftungsrisiken für Manager und Corporate Compliance. Axel Jäger ist Direktor des Instituts für Entrepreneurship, Vorstand des Frankfurter Instituts für Management und Recht und Autor von ca. 100 Beiträgen in Fachzeitschriften " Mitherausgeber der Schriftenreihe zum Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht " Mitautor in der Sudhoff-Reihe, im juris-Praxiskommentar Zivilrecht sowie im Praxishandbuch Leasing.
Neben seiner Professur ist Axel Jäger seit über 10 Jahren als Coach von Vorständen, Aufsichtsräten, Geschäftsführern und Beiräten mittelständischer und kapitalmarktorientierter Unternehmen praktisch tätig.