Klapprige Kulisse
Je näher bei Airbus die Stunde der Wahrheit rückt, desto größer die Nervosität - nicht nur bei der Belegschaft, auch in der Politik. Die Stunde der Wahrheit schlägt am 20. Februar: Dann will Airbus bekannt geben, wie viele Mitarbeiter gehen müssen und welche Werke geschlossen werden. So nervös ist Wirtschaftsminister Michael Glos, dass er jetzt indirekt droht, dem Airbus-Mutterkonzern EADS Rüstungsaufträge zu entziehen, sollten die deutschen Standorte beim Jobabbau gegenüber den französischen benachteiligt werden.
Natürlich nimmt auch Paris derzeit Einfluss - wenngleich etwas diskreter, da der französische Staat, anders als der deutsche, selbst Großaktionär ist. Es ist daher legitim, wenn Glos vor der Entscheidung eine Drohkulisse aufbaut. Klug ist es deshalb noch nicht. Die Kulisse wird nicht wirken: Zwar kann die Regierung Rüstungsaufträge aufschieben. Aber dass Berlin Verteidigungsprojekte lieber an einen US-Konzern vergibt als an EADS, ist nicht glaubwürdig. Zumal auch deutsche EADS-Standorte vom Boykott getroffen würden.
Die Politik ist selbst schuld, dass Glos? Drohung ins Leere läuft: Sie hat in Europa einen Monopolisten geschaffen. Und es ist auch Ausdruck fehlgeleiteten politischen Willens, dass bei Airbus immer mehr auf den Länderproporz geachtet wurde als auf den betriebswirtschaftlichen Sinn von Strukturen. Die aktuelle Krise ist nicht zuletzt Ergebnis übermäßigen Staatseinflusses.
Intelligenter als die kraftmeierische Forderung, die Einschnitte nach derselben verqueren Politlogik streng gerecht zu verteilen, wäre es, den Franzosen jetzt mehr Lowtech-Arbeitsplätze zu überlassen - und sich im Gegenzug den Aufbau von Hightech-Kompetenzzentren zu sichern. Das bringt auf lange Sicht womöglich mehr Arbeitsplätze, als jetzt verloren gehen.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Je näher bei Airbus die Stunde der Wahrheit rückt, desto größer die Nervosität - nicht nur bei der Belegschaft, auch in der Politik. Die Stunde der Wahrheit schlägt am 20. Februar: Dann will Airbus bekannt geben, wie viele Mitarbeiter gehen müssen und welche Werke geschlossen werden. So nervös ist Wirtschaftsminister Michael Glos, dass er jetzt indirekt droht, dem Airbus-Mutterkonzern EADS Rüstungsaufträge zu entziehen, sollten die deutschen Standorte beim Jobabbau gegenüber den französischen benachteiligt werden.
Natürlich nimmt auch Paris derzeit Einfluss - wenngleich etwas diskreter, da der französische Staat, anders als der deutsche, selbst Großaktionär ist. Es ist daher legitim, wenn Glos vor der Entscheidung eine Drohkulisse aufbaut. Klug ist es deshalb noch nicht. Die Kulisse wird nicht wirken: Zwar kann die Regierung Rüstungsaufträge aufschieben. Aber dass Berlin Verteidigungsprojekte lieber an einen US-Konzern vergibt als an EADS, ist nicht glaubwürdig. Zumal auch deutsche EADS-Standorte vom Boykott getroffen würden.
Die Politik ist selbst schuld, dass Glos? Drohung ins Leere läuft: Sie hat in Europa einen Monopolisten geschaffen. Und es ist auch Ausdruck fehlgeleiteten politischen Willens, dass bei Airbus immer mehr auf den Länderproporz geachtet wurde als auf den betriebswirtschaftlichen Sinn von Strukturen. Die aktuelle Krise ist nicht zuletzt Ergebnis übermäßigen Staatseinflusses.
Intelligenter als die kraftmeierische Forderung, die Einschnitte nach derselben verqueren Politlogik streng gerecht zu verteilen, wäre es, den Franzosen jetzt mehr Lowtech-Arbeitsplätze zu überlassen - und sich im Gegenzug den Aufbau von Hightech-Kompetenzzentren zu sichern. Das bringt auf lange Sicht womöglich mehr Arbeitsplätze, als jetzt verloren gehen.
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