Zu leicht gemacht Auf der Erde wird es gefährlich warm, wenn nicht bald etwas geschieht. Das ist die einfache Botschaft des Weltklimaberichts, der seit ein paar Tagen apokalyptische Fantasien beflügelt.
Dabei ist die Erkenntnis des Berichts nicht ganz neu, vorausschauende Unternehmer hatten sie schon vor Jahren. Viele von ihnen arbeiten in Deutschland, sie verdienen mit klimaschonenden Technologien heute auf der ganzen Welt gutes Geld, weil ihre Produkte mit einem wirtschaftlichen Vorteil für den Käufer verbunden sind. So hat sich Deutschland - darauf verweist die Kanzlerin gern - auf dem Gebiet eine Führungsposition erarbeitet. Zum Bild des Öko-Weltmeisters Deutschland passt allerdings nicht, wie stur sich die hiesige Autoindustrie zeigt, wenn die EU mit strikten Vorschriften den CO2-Ausstoß von Autos reduzieren will. Die allergische Reaktion, auch seitens der Bundesregierung, macht es dem listigen EU-Umweltkommissar leicht, Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz abzusprechen. Zu offensichtlich ist der Widerspruch: Einerseits unterstützt die Regierung mit 45 anderen Staaten die Idee einer neuen, mächtigeren Uno-Umweltorganisation. Andererseits blockiert sie mit dem Totschlagargument des Arbeitsplatzerhalts den Vorstoß aus Brüssel, die Industrie auf den Bau effizienterer und damit weniger umweltbelastender Autos zu verpflichten. Der Brüsseler Dirigismus muss einem nicht gefallen. Ein Grund zur Totalblockade ist er nicht. So einfach kann Klimapolitik nicht sein: wolkige Pläne anderswo auf der Welt unterstützen und dafür daheim bremsen, wenn es konkret wird - unter Verweis auf Einsparungen von Treibhausgasen, die teils auf das Konto stillgelegter DDR-Kombinate gehen. Fast wünscht man sich da die Ehrlichkeit von Staaten wie Russland und den USA. Sie geben zu, dass sie das Risiko eines nicht kontrollierbaren Treibhauseffekts in Kauf nehmen, sich nicht Bange machen lassen. Sie machen stattdessen eine Politik der Absichtserklärungen. Genau wie die deutschen Autohersteller. In Berlin müsste inzwischen aber aufgefallen sein, dass die Branche ihre sieben Jahre alte Selbstverpflichtung zur Entwicklung klimafreundlicherer Autos nicht einhält. Und eine zu wenig innovative Autobranche wird nicht dadurch besser, dass Deutschland zugleich Solarzellen und Windräder in die Welt bringt. Man fragt sich, wovor BMW, Porsche und Mercedes mithilfe sturer Industriepolitik geschützt werden sollen. Davor, ebenso effiziente Technik zu erfinden wie Toyota und Honda? Keine Frage: Die Erderwärmung lässt sich auch bremsen, ohne in München und Stuttgart sparsamere Motoren zu bauen, die den Kunden billiger kommen. Wer die deutsche Autoindustrie stärken möchte, wird das allerdings nicht riskieren.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
Dabei ist die Erkenntnis des Berichts nicht ganz neu, vorausschauende Unternehmer hatten sie schon vor Jahren. Viele von ihnen arbeiten in Deutschland, sie verdienen mit klimaschonenden Technologien heute auf der ganzen Welt gutes Geld, weil ihre Produkte mit einem wirtschaftlichen Vorteil für den Käufer verbunden sind. So hat sich Deutschland - darauf verweist die Kanzlerin gern - auf dem Gebiet eine Führungsposition erarbeitet. Zum Bild des Öko-Weltmeisters Deutschland passt allerdings nicht, wie stur sich die hiesige Autoindustrie zeigt, wenn die EU mit strikten Vorschriften den CO2-Ausstoß von Autos reduzieren will. Die allergische Reaktion, auch seitens der Bundesregierung, macht es dem listigen EU-Umweltkommissar leicht, Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz abzusprechen. Zu offensichtlich ist der Widerspruch: Einerseits unterstützt die Regierung mit 45 anderen Staaten die Idee einer neuen, mächtigeren Uno-Umweltorganisation. Andererseits blockiert sie mit dem Totschlagargument des Arbeitsplatzerhalts den Vorstoß aus Brüssel, die Industrie auf den Bau effizienterer und damit weniger umweltbelastender Autos zu verpflichten. Der Brüsseler Dirigismus muss einem nicht gefallen. Ein Grund zur Totalblockade ist er nicht. So einfach kann Klimapolitik nicht sein: wolkige Pläne anderswo auf der Welt unterstützen und dafür daheim bremsen, wenn es konkret wird - unter Verweis auf Einsparungen von Treibhausgasen, die teils auf das Konto stillgelegter DDR-Kombinate gehen. Fast wünscht man sich da die Ehrlichkeit von Staaten wie Russland und den USA. Sie geben zu, dass sie das Risiko eines nicht kontrollierbaren Treibhauseffekts in Kauf nehmen, sich nicht Bange machen lassen. Sie machen stattdessen eine Politik der Absichtserklärungen. Genau wie die deutschen Autohersteller. In Berlin müsste inzwischen aber aufgefallen sein, dass die Branche ihre sieben Jahre alte Selbstverpflichtung zur Entwicklung klimafreundlicherer Autos nicht einhält. Und eine zu wenig innovative Autobranche wird nicht dadurch besser, dass Deutschland zugleich Solarzellen und Windräder in die Welt bringt. Man fragt sich, wovor BMW, Porsche und Mercedes mithilfe sturer Industriepolitik geschützt werden sollen. Davor, ebenso effiziente Technik zu erfinden wie Toyota und Honda? Keine Frage: Die Erderwärmung lässt sich auch bremsen, ohne in München und Stuttgart sparsamere Motoren zu bauen, die den Kunden billiger kommen. Wer die deutsche Autoindustrie stärken möchte, wird das allerdings nicht riskieren.
Kontakt: Kommentar@ftd.de
Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.