(NEU: Trichet, Juncker, Fukui, Adams)
ESSEN (Dow Jones)--An den internationalen Finanzmärkten muss nach Überzeugung der sieben führenden Industrieländer (G-7) das Bewusstsein für die Risiken von Carry-Trades wachsen, mit denen Investoren derzeit niedrig verzinste Yen-Kredite aufgenommen und die Beträge in höher verzinsliche Währungen angelegt haben. Bei dem Tagesordnungspunkt der Erörterung weltwirtschaftlicher Fragen sei beim Treffen der G-7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure in Essen auch über Währungsfragen gesprochen worden, sagte der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück am Samstag nach dem unter deutschem Vorsitz stattfindenden Treffen.
"Wir wollen uns strikt an eine Sprachregelung halten", hob er hervor. "Es ist die gemeinsame Überzeugung der Finanzminister und Notenbankpräsidenten, dass wir wollen, dass sich die Märkte hier der Risiken einseitiger Wetten bewusst sind, besonders auf den Devisenmärkten - Klammer auf: dahinter steht die Problematik insbesondere von Carry-Trades", stellte Steinbrück klar und sprach damit diese Problematik anders als die Abschlusserklärung des Treffens direkt an.
Steinbrück erklärte zudem, die japanischen Vertreter bei dem Treffen hätten "sehr deutlich gemacht, ... dass die japanische Wirtschaft sich auf einem Pfad der Erholung befindet, und dass Wechselkurse diese wirtschaftlichen Fundamentaldaten ... widerspiegeln sollten". Auf Nachfrage bekräftigte der Bundesfinanzminister diese Aussagen, die nicht nur gegenüber ihm und Bundesbankpräsident Axel Weber, sondern gegenüber der "gesamten Runde" erfolgt seien.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sagte, Finanzmärkte sollten sich ganz allgemein der Risiken "einseitiger Wetten" bewusst sein. Die G-7 dächten dabei vor allem an Carry-Trades, aber nicht nur an sie, sagte Trichet. Hinsichtlich der aktuellen Yen-Schwäche sagte Trichet, Japans Finanzminister und Notenbankgouverneur stimmten mit den übrigen G-7-Vertretern darin überein, dass Wechselkurse die Fundamentaldaten eines Landes spiegeln sollten. Der Chef der Eurogruppe, der luxemburgische Finanzminister und Ministerpräsident Jean-Claude Juncker fügte hinzu: "Japans Erholung ist intakt und setzt sich fort."
Der Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Toshihiko Fukui, erklärte, die Ergebnisse des G-7-Treffens würden die Zinsentscheidungen der BoJ nicht beeinflussen. Die sehr niedrigen Leitzinsen in Japan gelten als wichtige Ursache von Yen-Schwäche und Carry-Trades.
In der Abschlusserklärung ihres Essener Treffens verlangten die G-7 besonders eine Bewegung beim effektiven Wechselkurs des chinesischen Yuan. Den japanischen Yen und die Carry-Trade-Problematik erwähnten die G-7 in der Erklärung hingegen nicht, obwohl in Äußerungen im Vorfeld auch intensiv die Yen-Schwäche thematisiert worden war.
"Wir bekräftigen, dass die Wechselkurse die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln sollten", unterstrichen sie lediglich. "In Schwellenländern mit hohen und zunehmenden Leistungsbilanzüberschüssen, besonders China, ist es wünschenswert, dass sich ihre effektiven Wechselkurse bewegen, sodass die erforderlichen Anpassungen stattfinden," hoben sie hervor und wichen damit in diesem Punkt vom Wortlaut vorheriger dies bezüglicher Erklärungen ab. In diesen war zuletzt von China allgemein eine größere Wechselkursflexibilität verlangt worden.
Trichet erklärte hierzu, diese Formulierung sei wohl etwas klarer, das Statement ändere sich durch sie aber nicht fundamental. Auch der Staatssekretär im US-Finanzministerium, Tim Adams, sagte, es handele sich lediglich um eine "technische Änderung".
-Von Hans Bentzien und Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
DJG/hab/ank -0-
ESSEN (Dow Jones)--An den internationalen Finanzmärkten muss nach Überzeugung der sieben führenden Industrieländer (G-7) das Bewusstsein für die Risiken von Carry-Trades wachsen, mit denen Investoren derzeit niedrig verzinste Yen-Kredite aufgenommen und die Beträge in höher verzinsliche Währungen angelegt haben. Bei dem Tagesordnungspunkt der Erörterung weltwirtschaftlicher Fragen sei beim Treffen der G-7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure in Essen auch über Währungsfragen gesprochen worden, sagte der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück am Samstag nach dem unter deutschem Vorsitz stattfindenden Treffen.
"Wir wollen uns strikt an eine Sprachregelung halten", hob er hervor. "Es ist die gemeinsame Überzeugung der Finanzminister und Notenbankpräsidenten, dass wir wollen, dass sich die Märkte hier der Risiken einseitiger Wetten bewusst sind, besonders auf den Devisenmärkten - Klammer auf: dahinter steht die Problematik insbesondere von Carry-Trades", stellte Steinbrück klar und sprach damit diese Problematik anders als die Abschlusserklärung des Treffens direkt an.
Steinbrück erklärte zudem, die japanischen Vertreter bei dem Treffen hätten "sehr deutlich gemacht, ... dass die japanische Wirtschaft sich auf einem Pfad der Erholung befindet, und dass Wechselkurse diese wirtschaftlichen Fundamentaldaten ... widerspiegeln sollten". Auf Nachfrage bekräftigte der Bundesfinanzminister diese Aussagen, die nicht nur gegenüber ihm und Bundesbankpräsident Axel Weber, sondern gegenüber der "gesamten Runde" erfolgt seien.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sagte, Finanzmärkte sollten sich ganz allgemein der Risiken "einseitiger Wetten" bewusst sein. Die G-7 dächten dabei vor allem an Carry-Trades, aber nicht nur an sie, sagte Trichet. Hinsichtlich der aktuellen Yen-Schwäche sagte Trichet, Japans Finanzminister und Notenbankgouverneur stimmten mit den übrigen G-7-Vertretern darin überein, dass Wechselkurse die Fundamentaldaten eines Landes spiegeln sollten. Der Chef der Eurogruppe, der luxemburgische Finanzminister und Ministerpräsident Jean-Claude Juncker fügte hinzu: "Japans Erholung ist intakt und setzt sich fort."
Der Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Toshihiko Fukui, erklärte, die Ergebnisse des G-7-Treffens würden die Zinsentscheidungen der BoJ nicht beeinflussen. Die sehr niedrigen Leitzinsen in Japan gelten als wichtige Ursache von Yen-Schwäche und Carry-Trades.
In der Abschlusserklärung ihres Essener Treffens verlangten die G-7 besonders eine Bewegung beim effektiven Wechselkurs des chinesischen Yuan. Den japanischen Yen und die Carry-Trade-Problematik erwähnten die G-7 in der Erklärung hingegen nicht, obwohl in Äußerungen im Vorfeld auch intensiv die Yen-Schwäche thematisiert worden war.
"Wir bekräftigen, dass die Wechselkurse die wirtschaftlichen Fundamentaldaten widerspiegeln sollten", unterstrichen sie lediglich. "In Schwellenländern mit hohen und zunehmenden Leistungsbilanzüberschüssen, besonders China, ist es wünschenswert, dass sich ihre effektiven Wechselkurse bewegen, sodass die erforderlichen Anpassungen stattfinden," hoben sie hervor und wichen damit in diesem Punkt vom Wortlaut vorheriger dies bezüglicher Erklärungen ab. In diesen war zuletzt von China allgemein eine größere Wechselkursflexibilität verlangt worden.
Trichet erklärte hierzu, diese Formulierung sei wohl etwas klarer, das Statement ändere sich durch sie aber nicht fundamental. Auch der Staatssekretär im US-Finanzministerium, Tim Adams, sagte, es handele sich lediglich um eine "technische Änderung".
-Von Hans Bentzien und Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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