Die Krönungder Krise
Kaum bekommt die deutsche Autoindustrie etwas politischen Gegenwind, haut es schon ihren vordersten Repräsentanten um. Als Bernd Gottschalk, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Wochenende seinen Rücktritt bekannt gab, stellte er selbst den Zusammenhang mit der Klimaschutzdiskussion her: Er habe sich in der Debatte nichts vorzuwerfen.
Das stimmt zwar nicht ganz - der Cheflobbyist ist zuletzt nicht gerade durch elegante Vorwärtsverteidigung aufgefallen. Aber schuld an der schlechten PR-Performance der Autoindustrie sind in erster Linie die Konstrukteure selbst.
So, wie Toyota es ganz ohne Verband fertigbrachte, sich als Ökohersteller zu inszenieren, so brachten es auch die deutschen Konzerne selbst fertig, als Umweltsünder dazustehen. Einige Autobosse wie Audi-Chef Rupert Stadler ließen es sich auch nicht nehmen, mit demselben einfältigen, wenig glaubwürdigen Argument zu agitieren wie der VDA: Klimaschutz sei ein Jobkiller.
Gottschalks Abgang, mit dem er seiner Demontage zuvorkommt, krönt nun das katastrophale Krisenmanagement: Ausgerechnet jetzt, da die Autobauer einen starken und vor allem geschickten Vertreter am meisten brauchen, stehen sie kopflos da. In dieser Situation drohen auch noch die wachsenden Interessengegensätze zwischen Volumenherstellern wie Opel und Luxusschmieden wie Porsche offen zutage zu treten. Oder die zwischen den Autobauern und den Zulieferern.
Es ist eine undankbare Aufgabe, Oberlobbyist von Deutschlands wichtigster Industriebranche zu sein: Viel Feind?, kein Ehr, das bringt dieser Job. Solange nur abgehalfterte Automanager auf den VDA-Vorsitz abgeschoben werden, wird sich daran nichts ändern. Der Lobbyverband kann nur so gut sein, wie es die Autohersteller zulassen.
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