DETROIT (Dow Jones)--Das Vorhaben einer Investorengruppe, den insolventen Automobilzulieferer Delphi Corp für bis zu 3,4 Mrd USD zu übernehmen, hat nach Informationen des "Wall Street Journal" (WSJ) einen erheblichen Dämpfer von Gewerkschaftsseite erhalten. Die US-Automobilgewerkschaft UAW habe die Forderung von Cerberus Capital Management als treibender Kraft der Investorengruppe abgelehnt, Löhne und Zusatzleistungen bei Neueinstellungen zu senken, erfuhr die Zeitung von verschiedenen Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind.
Ein Stillstand zwischen Cerberus und UAW, so schreibt die Zeitung am Dienstag, könnte nach Ansicht der Informanten auch das zweite Übernahmevorhaben von Cerberus - den Kauf der Chrysler Group - belasten. Sollte die mächtige US-Gewerkschaft am Ende Cerberus leid sein, dann sänken deren Chancen auch bei dem zum Verkauf stehenden Automobilhersteller, sagten Branchenbeobachter.
Die Last, die Gespräche zu Delphi am Laufen zu halten, ist nun der früheren Muttergesellschaft General Motors Corp (GM) zugefallen. GM könnte sich am Ende genötigt sehen, Löhne und Zusatzleistungen der neuen Mitarbeiter auch künftig zu subventionieren, schätzen die informierten Personen.
Cerberus ist bereit, die Kontrolle bei Delphi zusammen mit Appaloosa Management und Harbinger Capital Partners zu übernehmen. Allerdings hat Cerberus jüngst Befürchtungen zur Rentabilität des Automobilzulieferers in einigen Jahren geäußert, wenn nämlich die Belastungen aus Lohn- und Lohnzusatzzahlungen für neue Mitarbeiter steigen.
"Die Verhandlungen sind nicht am Ende, aber sicherlich erheblich ins Stocken gekommen", sagte ein Informant. Cerberus befürchte nämlich, dass die bisherigen Annahmen zur Geschäftsentwicklung von Delphi zu progressiv waren und dass sich der Absatz besonders bei Pick-ups und Geländewagen abschwächen könnte. Nach Einschätzung des Informanten wollen GM und UAW die Gespräche zu Delphi beenden, bevor die US-weiten Tarifverhandlungen der UAW im Juni in die entscheidende Runde gehen.
Sprecherinnen von Delphi und Cerberus wollten die Angaben nicht kommentieren, schreibt das WSJ. Sprecher von UAW und GM hätten dagegen nicht zurückgerufen.
Bei den Verhandlungen um Chrysler ist Cerberus bislang auch deshalb zuversichtlich gewesen, zum Zug zu kommen, weil das Unternehmen Wolfgang Bernhard, den früheren COO von Chrysler, als Berater gewinnen konnte. Doch auf der Gewerkschaftsseite wachse der Vorbehalt, Private Equity sei möglicherweise nur auf den schnellen Gewinn bei Chrysler aus. Automobilanalyst Erich Merkle von IRN Inc sagte der Zeitung, Beteiligungsgesellschaften werden auf Gewerkschaftsseite generell als ungünstige Käufer gesehen. Ein Stillstand bei Delphi würde nach seiner Einschätzung deshalb "Cerberus noch mehr schaden".
Eine der wesentlichen Schwierigkeiten bei einem eventuellen Verkauf von Chrysler ist eine Lösung für die Unterdeckung von 15 Mrd USD bei Sozial- und Pensionsleistungen des Unternehmens aus Auburn Hills. Außerdem hat Chrysler Zugeständnisse der Gewerkschaften bei den Sozialleistungen des Konzerns verlangt. Deshalb werben alle Bieter für ihr Vorhaben auch bei den zuständigen Gewerkschaften - von UAW über Canadian Auto Workers bis zur IG Metall. Nach Angaben der informierten Personen sehen alle bisherigen Angebote eine Beteiligung der UAW an Chrysler vor.
Der für die Konzernentwicklung verantwortliche DaimlerChrysler-Vorstand Rüdiger Grube setzt in dieser Woche in New York seine Gespräche mit möglichen Chrysler-Käufern fort. Vergangene Woche, so schreibt die Zeitung, traf er sich mit Cerberus sowie einem Tandem aus Blackstone Group and Centerbridge Capital Partners LP. In den nächsten Tagen wird er sich mit dem kanadischen Zulieferer Magna International Inc zusammen setzen.
Milliardär Kirk Kerkorian, dessen Beteiligungsgesellschaft Tracinda kürzlich öffentlich 4,5 Mrd USD für Chrysler bot, ist laut Zeitung in den Verkaufsprozess bislang nicht eingebunden.
Bei der seit Oktober 2005 unter Gläubigerschutz operierenden Delphi hat sich das Management mit der UAW für die Zukunft auf ein Zweiklassen-Tarifsystem verständigt. Es sieht einen Stundenlohn inklusive Sozialleistungen von 25 USD für die neuen Mitarbeiter vor. Bis 2011 kann dieser Satz dann auf rund 42 USD steigen. Das sind weit weniger als jene rund 70 USD, die Delphi-Mitarbeiter bislang erhielten. Cerberus hat nach Informationen der Zeitung gefordert, diesen Tarifanstieg noch weiter abzuschwächen.
Die UAW aber habe in den Verhandlungen erklärt, sie habe sämtliche Zugeständnisse gemacht, die überhaupt möglich seien. Damit liegt die Hauptlast für einen Erfolg der Verkaufsverhandlungen bei Delphis früherer Mutter GM, die zugleich noch immer größter Kunde des Zulieferers ist. GM muss einen Streik unbedingt verhindern, den die UAW für den Fall unbefriedigender Verhandlungsergebnisse bereits angedroht hat. Ein Produktionsausfall bei Delphi schlüge schnell auch auf die ehemalige Konzernmutter und ihre Fertigung durch.
Sollte GM am Ende in die Bresche springen und die Differenz zwischen den Forderungen von UAW und Cerberus auffangen, könnte dies den größten Automobilhersteller der Welt "etliche hundert Mio USD" kosten, sagte ein namentlich nicht genannter Gewerkschaftsvertreter dem WSJ.
Webseite: http://www.wsj.com/
DJG/DJN/rio/cbr -0-
Ein Stillstand zwischen Cerberus und UAW, so schreibt die Zeitung am Dienstag, könnte nach Ansicht der Informanten auch das zweite Übernahmevorhaben von Cerberus - den Kauf der Chrysler Group - belasten. Sollte die mächtige US-Gewerkschaft am Ende Cerberus leid sein, dann sänken deren Chancen auch bei dem zum Verkauf stehenden Automobilhersteller, sagten Branchenbeobachter.
Die Last, die Gespräche zu Delphi am Laufen zu halten, ist nun der früheren Muttergesellschaft General Motors Corp (GM) zugefallen. GM könnte sich am Ende genötigt sehen, Löhne und Zusatzleistungen der neuen Mitarbeiter auch künftig zu subventionieren, schätzen die informierten Personen.
Cerberus ist bereit, die Kontrolle bei Delphi zusammen mit Appaloosa Management und Harbinger Capital Partners zu übernehmen. Allerdings hat Cerberus jüngst Befürchtungen zur Rentabilität des Automobilzulieferers in einigen Jahren geäußert, wenn nämlich die Belastungen aus Lohn- und Lohnzusatzzahlungen für neue Mitarbeiter steigen.
"Die Verhandlungen sind nicht am Ende, aber sicherlich erheblich ins Stocken gekommen", sagte ein Informant. Cerberus befürchte nämlich, dass die bisherigen Annahmen zur Geschäftsentwicklung von Delphi zu progressiv waren und dass sich der Absatz besonders bei Pick-ups und Geländewagen abschwächen könnte. Nach Einschätzung des Informanten wollen GM und UAW die Gespräche zu Delphi beenden, bevor die US-weiten Tarifverhandlungen der UAW im Juni in die entscheidende Runde gehen.
Sprecherinnen von Delphi und Cerberus wollten die Angaben nicht kommentieren, schreibt das WSJ. Sprecher von UAW und GM hätten dagegen nicht zurückgerufen.
Bei den Verhandlungen um Chrysler ist Cerberus bislang auch deshalb zuversichtlich gewesen, zum Zug zu kommen, weil das Unternehmen Wolfgang Bernhard, den früheren COO von Chrysler, als Berater gewinnen konnte. Doch auf der Gewerkschaftsseite wachse der Vorbehalt, Private Equity sei möglicherweise nur auf den schnellen Gewinn bei Chrysler aus. Automobilanalyst Erich Merkle von IRN Inc sagte der Zeitung, Beteiligungsgesellschaften werden auf Gewerkschaftsseite generell als ungünstige Käufer gesehen. Ein Stillstand bei Delphi würde nach seiner Einschätzung deshalb "Cerberus noch mehr schaden".
Eine der wesentlichen Schwierigkeiten bei einem eventuellen Verkauf von Chrysler ist eine Lösung für die Unterdeckung von 15 Mrd USD bei Sozial- und Pensionsleistungen des Unternehmens aus Auburn Hills. Außerdem hat Chrysler Zugeständnisse der Gewerkschaften bei den Sozialleistungen des Konzerns verlangt. Deshalb werben alle Bieter für ihr Vorhaben auch bei den zuständigen Gewerkschaften - von UAW über Canadian Auto Workers bis zur IG Metall. Nach Angaben der informierten Personen sehen alle bisherigen Angebote eine Beteiligung der UAW an Chrysler vor.
Der für die Konzernentwicklung verantwortliche DaimlerChrysler-Vorstand Rüdiger Grube setzt in dieser Woche in New York seine Gespräche mit möglichen Chrysler-Käufern fort. Vergangene Woche, so schreibt die Zeitung, traf er sich mit Cerberus sowie einem Tandem aus Blackstone Group and Centerbridge Capital Partners LP. In den nächsten Tagen wird er sich mit dem kanadischen Zulieferer Magna International Inc zusammen setzen.
Milliardär Kirk Kerkorian, dessen Beteiligungsgesellschaft Tracinda kürzlich öffentlich 4,5 Mrd USD für Chrysler bot, ist laut Zeitung in den Verkaufsprozess bislang nicht eingebunden.
Bei der seit Oktober 2005 unter Gläubigerschutz operierenden Delphi hat sich das Management mit der UAW für die Zukunft auf ein Zweiklassen-Tarifsystem verständigt. Es sieht einen Stundenlohn inklusive Sozialleistungen von 25 USD für die neuen Mitarbeiter vor. Bis 2011 kann dieser Satz dann auf rund 42 USD steigen. Das sind weit weniger als jene rund 70 USD, die Delphi-Mitarbeiter bislang erhielten. Cerberus hat nach Informationen der Zeitung gefordert, diesen Tarifanstieg noch weiter abzuschwächen.
Die UAW aber habe in den Verhandlungen erklärt, sie habe sämtliche Zugeständnisse gemacht, die überhaupt möglich seien. Damit liegt die Hauptlast für einen Erfolg der Verkaufsverhandlungen bei Delphis früherer Mutter GM, die zugleich noch immer größter Kunde des Zulieferers ist. GM muss einen Streik unbedingt verhindern, den die UAW für den Fall unbefriedigender Verhandlungsergebnisse bereits angedroht hat. Ein Produktionsausfall bei Delphi schlüge schnell auch auf die ehemalige Konzernmutter und ihre Fertigung durch.
Sollte GM am Ende in die Bresche springen und die Differenz zwischen den Forderungen von UAW und Cerberus auffangen, könnte dies den größten Automobilhersteller der Welt "etliche hundert Mio USD" kosten, sagte ein namentlich nicht genannter Gewerkschaftsvertreter dem WSJ.
Webseite: http://www.wsj.com/
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