Zwei Frankreiche Nicht nur, dass es diesmal keine böse Überraschung gegeben hat - der Rechtsextremist Jean-Marie Le Pen hat es nicht ein weiteres Mal in die Stichwahl um das französische Präsidentenamt geschafft. Es hat diesmal im ersten Wahlgang gar keine Überraschung gegeben, jedenfalls keine große. Der Zentrist François Bayrou, dem sie zeitweise zugetraut worden war, ist auf der Strecke geblieben. In Frankreich kommt es nun tatsächlich zu dem seit Monaten mit Spannung erwarteten Duell zwischen dem rechtsbürgerlichen Nicolas Sarkozy und der Sozialistin Ségolène Royal: Mann gegen Frau, Napoleon gegen Jeanne d?Arc. Damit stehen sich wie eh und je in den französischen Präsidentschaftswahlen außer 2002 in der Entscheidungsrunde das rechte und das linke Lager unversöhnlich gegenüber. Das Duell, das in zwei Wochen durch eine Stichwahl entschieden wird, ist wie ein zwanghafter Rückfall in das alte, ideologisierte Schema, das Frankreich seit Jahrzehnten politisch lähmt. Eine kleine Überraschung gab es nach dem langen und erhitzten Wahlkampf, der die Franzosen emotionalisierte und polarisierte wie lange nicht, gestern aber doch. Ségolène Royal hat, nachdem sie in den Umfragen lange deutlich hinten lag, relativ stark abgeschnitten. Das ist für den Fortgang der Dinge nicht unwichtig, denn es lässt an einer anderen bisher verbreiteten Annahme zweifeln: dass der Kandidat der konservativen UMP, Sarkozy, in der Stichwahl am 6. Mai eindeutig und klar gewinnen würde. Die Herausforderin Royal könnte einen taktischen Vorteil daraus ziehen, dass sie aus dem ersten Wahlgang stärker hervorgeht als viele erwartet hatten. Der Kampf behält seinen Schwung, der am Sonntag so viele Franzosen an die Urnen brachte wie lange nicht. Die kommenden zwei Wochen vor der endgültigen Entscheidung werden von einer extremen Polarisierung und Polemisierung geprägt sein, der Wahlkampf noch härter, rücksichtsloser, persönlicher werden. Eine völlig untergeordnete Rolle wird dabei spielen, dass der Kampf zwischen den beiden so medien- wie machtbewussten Kandidaten Royal und Sarkozy keineswegs der Wettbewerb diametral entgegengesetzter politischer Konzepte ist. Im Gegenteil: In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, dass der eine Kandidat eine populistische Forderung des anderen stets aufnahm, um sie noch zu überbieten. Am Ende wird möglicherweise ein knappes Ergebnis stehen und Frankeich tief gespalten sein in zwei gleich große Lager. Es wäre ein Wunder, wenn aus solch einer Wahl der starke, einende Präsident aller Franzosen hervorginge, der zu sein Sarkozy wie auch Royal den Wählern versprochen haben.
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Ines Zöttl - 030/22074169
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Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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