POTSDAM (Dow Jones)--Die Gruppe der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G-8) hat am Samstag zwei Maßnahmenbündel beschlossen, die die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Afrika verbessern sollen. Bei ihrem Treffen in der Nähe von Potsdam vereinbarten die G-8-Finanzminister Aktionspläne zur Förderung der Entwicklung lokaler Anleihemärkte in Schwellenländern forcieren und zur Stärkung gute Regierungsführung in den Ländern des Kontinents. Sie bereiteten auf ihrer Tagung den G-8-Gipfel vom 6. bis zum 8. Juni in Heiligendamm vor, bei dem Afrika ein Schwerpunkt ist.
"Länder mit sehr gut funktionierenden Finanzmärkten haben eine geringere Krisenanfälligkeit, da sie besser mit externen Schocks fertig werden können", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des zweitägigen Treffens in Petzow am Schwielowsee. "Die Asienkrise der 90er-Jahre hätte bei funktionierenden Anleihemärkten in den betroffenen Ländern weitaus weniger gravierende Folgen gehabt", hob er hervor.
Die Marktinfrastruktur, wie rechtlicher Rahmen und technische Abwicklung, soll laut dem Maßnahmenplan der G-8 weiter ausgebaut werden, um die Möglichkeiten der Emission lokaler Anleihen zu verbessern. Auch sollen die bisher weniger entwickelten Derivate- und Swapmärkte ausgebaut werden, um die Möglichkeiten zur Absicherung institutioneller Investoren zu verbessern. Darüber hinaus seien die Verbreiterung und Diversifizierung der inländischen und ausländischen Investorenbasis wichtig, um mehr längerfristige Anlagen zu ermöglichen. Auch die Datenbasis für Anleihemärkte in Schwellenländern soll laut dem Aktionsplan verbreitert werden, um die Informationen über die einzelnen Märkte zu verbessern.
In ihrem zweiten Aktionsplan zum Thema "Good Financial Governance in Africa" sprachen sich die G-8 für eine "Sicherung der Schuldentragfähigkeit" afrikanischer Staaten aus. Nach den umfangreichen Schuldenerlassen der vergangenen Jahre sei eine Vielzahl von Ländern insbesondere in Afrika in die Lage versetzt worden, die zuvor für die Bedienung der Gläubiger vorgesehenen Mittel in die Armutsbekämpfung im eigenen Land zu investieren. Steinbrück sagte, nach dieser Entschuldungsinitiative müsse man den Aufbau neuer nicht-tragfähiger Schulden vermeiden. "Jetzt kommt es darauf an, diese Spiralbewegung nicht wieder in Gang zu setzen", hob er hervor.
Der Aktionsplan benennt konkrete Maßnahmen, die die G-8 zusammen mit afrikanischen Partnern zur Steigerung der Effektivität und Effizienz der öffentlichen Finanzen durchführen wollen. Zu seinen Elementen gehören unter anderem die Unterstützung afrikanischer Länder bei der Stärkung ihrer Steuersysteme, bei der Einführung transparenter und effizienter Verfahren der Haushaltsführung sowie bei der Förderung von Rechenschaftspflicht, Transparenz und Haushaltskontrolle durch den Aufbau funktionsfähiger Rechnungshöfe. Darüber hatten die G-8 am Freitagabend in Potsdam mit den Finanzministern aus Südafrika, Nigeria, Ghana, Kamerun und Mosambik diskutiert.
Steinbrück sagte, es sei Ziel einer Initiative zur Rechenschaftspflicht für die Einnahmen aus Rohstoffen, "dass rohstoffreiche Länder ihre Erlöse aus Rohstoffen offenlegen und in ihren Haushalt aufnehmen und nicht etwa über Beipässe in Verwendungszwecke lenken, die erkennbar den Zielen der Wachstumsförderung und der Armutsbekämpfung widersprechen würden."
Die G-8 betonten in dem Aktionsplan die wichtige Rolle, die das Rahmenwerk zur Schuldentragfähigkeit von IWF und Weltbank spiele, und ermutigten alle Kreditgeber zu dessen Nutzung. Allerdings nannten sie darin kein Land direkt. Steinbrück wurde in seiner Pressekonferenz allerdings konkreter und benannte China als einen wichtigen Kreditgeber. Mit dem Land solle im Dialog bei einem Treffen der Gruppe der 20 Industrie- und Schwellenländer im Herbst in Südafrika gesprochen werden, kündigte er an.
"Alle Beteiligten gestern und heute waren sich einig, dass wir bei diesem Thema nicht voran kommen, wenn nicht einige mit am Tisch sitzen", hob der Finanzminister hervor. "Das sind diejenigen, die zunehmend bereit sein könnten, solche unconcessional loans zu gewähren", sagte er. In einem Arbeitspapier aus dem Bundesfinanzministerium hatte es zuvor noch konkreter geheißen, der Aufruf richte sich insbesondere an China, "das bei seiner Kreditvergabe, zum Beispiel an Sudan und Angola, Aspekte guter Regierungsführung weitgehend ausklammert".
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
DJG/ank -0-
"Länder mit sehr gut funktionierenden Finanzmärkten haben eine geringere Krisenanfälligkeit, da sie besser mit externen Schocks fertig werden können", sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des zweitägigen Treffens in Petzow am Schwielowsee. "Die Asienkrise der 90er-Jahre hätte bei funktionierenden Anleihemärkten in den betroffenen Ländern weitaus weniger gravierende Folgen gehabt", hob er hervor.
Die Marktinfrastruktur, wie rechtlicher Rahmen und technische Abwicklung, soll laut dem Maßnahmenplan der G-8 weiter ausgebaut werden, um die Möglichkeiten der Emission lokaler Anleihen zu verbessern. Auch sollen die bisher weniger entwickelten Derivate- und Swapmärkte ausgebaut werden, um die Möglichkeiten zur Absicherung institutioneller Investoren zu verbessern. Darüber hinaus seien die Verbreiterung und Diversifizierung der inländischen und ausländischen Investorenbasis wichtig, um mehr längerfristige Anlagen zu ermöglichen. Auch die Datenbasis für Anleihemärkte in Schwellenländern soll laut dem Aktionsplan verbreitert werden, um die Informationen über die einzelnen Märkte zu verbessern.
In ihrem zweiten Aktionsplan zum Thema "Good Financial Governance in Africa" sprachen sich die G-8 für eine "Sicherung der Schuldentragfähigkeit" afrikanischer Staaten aus. Nach den umfangreichen Schuldenerlassen der vergangenen Jahre sei eine Vielzahl von Ländern insbesondere in Afrika in die Lage versetzt worden, die zuvor für die Bedienung der Gläubiger vorgesehenen Mittel in die Armutsbekämpfung im eigenen Land zu investieren. Steinbrück sagte, nach dieser Entschuldungsinitiative müsse man den Aufbau neuer nicht-tragfähiger Schulden vermeiden. "Jetzt kommt es darauf an, diese Spiralbewegung nicht wieder in Gang zu setzen", hob er hervor.
Der Aktionsplan benennt konkrete Maßnahmen, die die G-8 zusammen mit afrikanischen Partnern zur Steigerung der Effektivität und Effizienz der öffentlichen Finanzen durchführen wollen. Zu seinen Elementen gehören unter anderem die Unterstützung afrikanischer Länder bei der Stärkung ihrer Steuersysteme, bei der Einführung transparenter und effizienter Verfahren der Haushaltsführung sowie bei der Förderung von Rechenschaftspflicht, Transparenz und Haushaltskontrolle durch den Aufbau funktionsfähiger Rechnungshöfe. Darüber hatten die G-8 am Freitagabend in Potsdam mit den Finanzministern aus Südafrika, Nigeria, Ghana, Kamerun und Mosambik diskutiert.
Steinbrück sagte, es sei Ziel einer Initiative zur Rechenschaftspflicht für die Einnahmen aus Rohstoffen, "dass rohstoffreiche Länder ihre Erlöse aus Rohstoffen offenlegen und in ihren Haushalt aufnehmen und nicht etwa über Beipässe in Verwendungszwecke lenken, die erkennbar den Zielen der Wachstumsförderung und der Armutsbekämpfung widersprechen würden."
Die G-8 betonten in dem Aktionsplan die wichtige Rolle, die das Rahmenwerk zur Schuldentragfähigkeit von IWF und Weltbank spiele, und ermutigten alle Kreditgeber zu dessen Nutzung. Allerdings nannten sie darin kein Land direkt. Steinbrück wurde in seiner Pressekonferenz allerdings konkreter und benannte China als einen wichtigen Kreditgeber. Mit dem Land solle im Dialog bei einem Treffen der Gruppe der 20 Industrie- und Schwellenländer im Herbst in Südafrika gesprochen werden, kündigte er an.
"Alle Beteiligten gestern und heute waren sich einig, dass wir bei diesem Thema nicht voran kommen, wenn nicht einige mit am Tisch sitzen", hob der Finanzminister hervor. "Das sind diejenigen, die zunehmend bereit sein könnten, solche unconcessional loans zu gewähren", sagte er. In einem Arbeitspapier aus dem Bundesfinanzministerium hatte es zuvor noch konkreter geheißen, der Aufruf richte sich insbesondere an China, "das bei seiner Kreditvergabe, zum Beispiel an Sudan und Angola, Aspekte guter Regierungsführung weitgehend ausklammert".
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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