(NEU: Stellungnahme Bundesverband deutscher Banken)
ú Von Andreas Kißler ú Dow Jones Newswires
POTSDAM (Dow Jones)--Die Finanzminister der Gruppe der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G-8) haben bei einem Treffen in der Nähe von Potsdam keine konkrete Vereinbarung für einen von Deutschland angestrebten Verhaltenskodex für die risikoreiche Hedgefondsindustrie erzielt.
Zum Abschluss ihrer zweitägigen Konferenz forderten sie die Hedgefondsindustrie am Samstag aber dazu auf, "die Leitfäden angemessener Verfahrensweisen für Hedgefondsmanager" zu überprüfen und zu verbessern. Dies gelte insbesondere in den Bereichen Risikomanagement, Bewertung und Offenlegung gegenüber Anlegern und Vertragspartnern im Lichte vom offiziellen wie vom privaten Sektor geäußerter Erwartungen für verbesserte Verfahrensweisen.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hielt bei der am Samstag zu Ende gegangenen zweitägigen Konferenz an seinem Ziel eines Verhaltenskodex für die Hedgefondsindustrie fest. Er rückte dieses allerdings in eine mittelfristige Perspektive und betonte, in einem solchen "Code of Conduct" solle sich die Branche selbst zu geeigneten Prinzipien verpflichten. Die deutschen Geschäftsbanken begrüßten die Ergebnisse des Potsdamer Treffens.
"Die Einschätzung potenzieller systemischer Risiken, die mit diesen Aktivitäten (der Hedgefonds) verbunden sind, sind komplexer und herausfordernder geworden", erklärten die G-8-Finanzminister in der Abschlusserklärung ihres Treffens in Petzow am Schwielowsee. "Angesichts des starken Wachstums der Hedgefondsindustrie und der zunehmenden Komplexität der von ihnen gehandelten Instrumente haben wir die Notwendigkeit bekräftigt, wachsam zu sein", unterstrichen sie.
"Vertragspartner und Anleger sollten handeln, um die Effizienz der Marktdisziplin zu stärken, einschließlich durch das Erhalten genauer und rechtzeitiger Portfoliobewertung und Risikoinformationen", erklärten die G-8-Finanzminister und nahmen damit Aussagen eines Berichts des ihnen zuarbeitenden Forums für Finanzstabilität (FSF) auf. Das Gremium unter Leitung des italienischen Notenbankpräsidenten Mario Draghi hatte insgesamt fünf Empfehlungen ausgesprochen, sich darin aber nicht explizit für einen Verhaltenskodex eingesetzt.
"Aus meiner Sicht sollten die oben genannten Standards im Sinne einer Selbstverpflichtung der Industrie in einen Code of Conduct überführt werden", sagte Steinbrück. "Die Glaubwürdigkeit solcher Standards könnte dadurch, wie ich glaube, nachhaltig gestärkt werden." Der Unterschied in der Einschätzung gegenüber den USA und Großbritannien liege "nicht in der Substanz, sondern in der Form", meinte er. Diese Länder seien dagegen, das die Politik der Branche Verhaltensregeln vorgebe. "Wenn die Branche selber, nicht mandatiert ... von der Politik, einen solchen Code of Conduct inszeniert, dann sind wir ziemlich dicht beieinander", zeigte er sich zuversichtlich.
Steinbrück sah in der Potsdamer Debatte über Hedgefonds "eine zunehmende Menge von Übereinstimmung". Dies machten auch die Gespräche mit der Branche selber deutlich. So habe Draghi aus solchen Gesprächen über eine zunehmende Bereitschaft der Industrie berichtet, "eigene Leitlinien" zu entwickeln. "Es kommt hier zu einer langsamen Annäherung", meinte Steinbrück. Ausdrücklich stellte Steinbrück in Potsdam klar, es gehe ihm nicht um staatliche Regulierung. "Kein Mensch" im G-8-Kreis strebe eine solche an. "Das, was uns alle bewegt, ist der so genannte indirect approach", betonte er.
Das Hauptaugenmerk der Politik liege auf einer Vermeidung systemischer Risiken für die weltweiten Finanzmärkte. Der Finanzminister betonte, er freue sich auch über die zunehmende Unterstützung, die die deutschen Vorhaben zum Beispiel vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, erhalte. Trichet hatte sich für einen Code of Conduct ausgesprochen.
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) zeigte sich am Samstag zufrieden mit den Ergebnissen des Potsdamer Treffens. "Das Ergebnis des Diskussionsprozesses zum Thema Hedgefonds ist ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Transparenz," erklärte Manfred Weber, der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes, nach der Sitzung. "Ich bin nun noch zuversichtlicher, dass es uns in den nächsten Monaten gelingen sollte, eine allgemein akzeptierte Lösung zu finden", hob er hervor.
Die Erklärung der G-8-Finanzminister sei "ein deutliches Signal an die Hedgefonds-Industrie, die Aufsichtsbehörden und die Marktteilnehmer zur Stärkung des Informationsaustauschs und der Risikomanagement-Methoden. Es müsse darum gehen, mehr Transparenz über Hedge-Fonds herzustellen, nicht aber ihre Geschäftstätigkeit zu beschränken.
Steinbrück begrüßte auch, dass Japan als nächster G-8-Vorsitz die Gespräche mit der Hedgefondsindustrie fortsetzen und auch Banken und Aufsichsbehörden darin einbeziehen wolle. Japans Finanzminister Koji Omi bestätigte die Einladung zu einem solchen Treffen. Er sagte in Potsdam, Deutschland habe "die Ansicht vertreten, dass ein Code of Conduct erstellt werden soll, aber andere Länder meinten, dass wir an diesem Punkt nicht so weit gehen müssen."
Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty erklärte, die deutschen Bemühungen um mehr Unterstützung hätten keinen Erfolg gehabt. Einige G-8-Mitglieder seien dagegen gewesen, "sich in irgend eine Art von regulatorischem Ansatz von oben zu begeben", mit dem die Regierungen in die direkte Regulierung eingriffen. Der stellvertretende US-Finanzminister unterstützte seinerseits in einer Erklärung allgemein die Empfehlungen des FSF.
Das Treffen der G-8-Finanzminister dient der Vorbereitung des G-8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm, bei dem das Thema Hedgefonds ebenfalls auf der Agenda steht. Aus dem Bundesfinanzministerium (BMF) war schon erklärt worden, es werde aber wohl keine Festlegung auf einen freiwilligen Verhaltenskodex erfolgen, wenngleich Deutschland dieses Ziel weiter verfolge. Dies bedeute allerdings nicht automatisch, dass auch in Heiligendamm keine solche Festlegung erfolge, hatte ein BMF-Beamter gesagt.
Bei der Tagung in Potsdam wurde außerdem unter anderem auch noch über die Themen Energie und Klimawandel sowie über eine qualitative Verbesserung öffentlicher Finanzen und die Entwicklung von Anleihemärkten in Schwellenländern gesprochen. US-Finanzminister Henry Paulson nahm an der Tagung nicht teil. Die USA hatten sich bisher ebenso wie Großbritannien stets reserviert in der Frage von Vorgaben für die Hedgefondsindustrie gezeigt.
Die Bundesregierung hatte erst vergangene Woche ihre Absicht bekräftigt, beim G-8-Gipfel mehr Transparenz von Hedgefonds zu erreichen. Die EU-Finanzminister hatten sich zuvor auf eine gemeinsame Linie zu Hedgefonds geeinigt und Kreditgeber, Investoren und Aufsichtsbehörden dazu aufgerufen, die potenziellen Risiken von Hedgefonds "angemessen zu bewerten". Der stellvertretende US-Finanzminister Robert Kimmitt, der für Paulson an dem Treffen in Potsdam teilnahm, hatte diese Erklärung der EU-Finanzminister zur geplanten Begrenzung von Risiken aus Hedgefonds begrüßt.
Bereits bei einem Treffen im Februar in Essen hatten die G-7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure vor den Risiken gewarnt, die dem internationalen Finanzsystem aus der weltweiten Tätigkeit von Hedgefonds drohen. Sie hatten aber zugleich den Nutzen betont, den diese Investmentvehikel dem internationalen Finanzsystem bringen.
Auch führende europäische Zentralbankvertreter hatten sich bei einer Konferenz Mitte April in Washington für eine indirekte Regulierung von Hedgefonds stark gemacht und hierfür mehr Transparenz gefordert. Mehrere Mitglieder des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten dort eine stärkere Kontrolle der Beziehungen zu Banken und Wertpapierfirmen als effektivsten Weg zur Eindämmung von Risiken angesehen, die dem Finanzsystem zum Beispiel aus einem plötzlichen Liquiditätsverlust mehrerer großer Hedgefonds drohen könnten.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
DJG/ank -0-
ú Von Andreas Kißler ú Dow Jones Newswires
POTSDAM (Dow Jones)--Die Finanzminister der Gruppe der sieben führenden Industrieländer und Russlands (G-8) haben bei einem Treffen in der Nähe von Potsdam keine konkrete Vereinbarung für einen von Deutschland angestrebten Verhaltenskodex für die risikoreiche Hedgefondsindustrie erzielt.
Zum Abschluss ihrer zweitägigen Konferenz forderten sie die Hedgefondsindustrie am Samstag aber dazu auf, "die Leitfäden angemessener Verfahrensweisen für Hedgefondsmanager" zu überprüfen und zu verbessern. Dies gelte insbesondere in den Bereichen Risikomanagement, Bewertung und Offenlegung gegenüber Anlegern und Vertragspartnern im Lichte vom offiziellen wie vom privaten Sektor geäußerter Erwartungen für verbesserte Verfahrensweisen.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hielt bei der am Samstag zu Ende gegangenen zweitägigen Konferenz an seinem Ziel eines Verhaltenskodex für die Hedgefondsindustrie fest. Er rückte dieses allerdings in eine mittelfristige Perspektive und betonte, in einem solchen "Code of Conduct" solle sich die Branche selbst zu geeigneten Prinzipien verpflichten. Die deutschen Geschäftsbanken begrüßten die Ergebnisse des Potsdamer Treffens.
"Die Einschätzung potenzieller systemischer Risiken, die mit diesen Aktivitäten (der Hedgefonds) verbunden sind, sind komplexer und herausfordernder geworden", erklärten die G-8-Finanzminister in der Abschlusserklärung ihres Treffens in Petzow am Schwielowsee. "Angesichts des starken Wachstums der Hedgefondsindustrie und der zunehmenden Komplexität der von ihnen gehandelten Instrumente haben wir die Notwendigkeit bekräftigt, wachsam zu sein", unterstrichen sie.
"Vertragspartner und Anleger sollten handeln, um die Effizienz der Marktdisziplin zu stärken, einschließlich durch das Erhalten genauer und rechtzeitiger Portfoliobewertung und Risikoinformationen", erklärten die G-8-Finanzminister und nahmen damit Aussagen eines Berichts des ihnen zuarbeitenden Forums für Finanzstabilität (FSF) auf. Das Gremium unter Leitung des italienischen Notenbankpräsidenten Mario Draghi hatte insgesamt fünf Empfehlungen ausgesprochen, sich darin aber nicht explizit für einen Verhaltenskodex eingesetzt.
"Aus meiner Sicht sollten die oben genannten Standards im Sinne einer Selbstverpflichtung der Industrie in einen Code of Conduct überführt werden", sagte Steinbrück. "Die Glaubwürdigkeit solcher Standards könnte dadurch, wie ich glaube, nachhaltig gestärkt werden." Der Unterschied in der Einschätzung gegenüber den USA und Großbritannien liege "nicht in der Substanz, sondern in der Form", meinte er. Diese Länder seien dagegen, das die Politik der Branche Verhaltensregeln vorgebe. "Wenn die Branche selber, nicht mandatiert ... von der Politik, einen solchen Code of Conduct inszeniert, dann sind wir ziemlich dicht beieinander", zeigte er sich zuversichtlich.
Steinbrück sah in der Potsdamer Debatte über Hedgefonds "eine zunehmende Menge von Übereinstimmung". Dies machten auch die Gespräche mit der Branche selber deutlich. So habe Draghi aus solchen Gesprächen über eine zunehmende Bereitschaft der Industrie berichtet, "eigene Leitlinien" zu entwickeln. "Es kommt hier zu einer langsamen Annäherung", meinte Steinbrück. Ausdrücklich stellte Steinbrück in Potsdam klar, es gehe ihm nicht um staatliche Regulierung. "Kein Mensch" im G-8-Kreis strebe eine solche an. "Das, was uns alle bewegt, ist der so genannte indirect approach", betonte er.
Das Hauptaugenmerk der Politik liege auf einer Vermeidung systemischer Risiken für die weltweiten Finanzmärkte. Der Finanzminister betonte, er freue sich auch über die zunehmende Unterstützung, die die deutschen Vorhaben zum Beispiel vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, erhalte. Trichet hatte sich für einen Code of Conduct ausgesprochen.
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) zeigte sich am Samstag zufrieden mit den Ergebnissen des Potsdamer Treffens. "Das Ergebnis des Diskussionsprozesses zum Thema Hedgefonds ist ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Transparenz," erklärte Manfred Weber, der Geschäftsführende Vorstand des Bankenverbandes, nach der Sitzung. "Ich bin nun noch zuversichtlicher, dass es uns in den nächsten Monaten gelingen sollte, eine allgemein akzeptierte Lösung zu finden", hob er hervor.
Die Erklärung der G-8-Finanzminister sei "ein deutliches Signal an die Hedgefonds-Industrie, die Aufsichtsbehörden und die Marktteilnehmer zur Stärkung des Informationsaustauschs und der Risikomanagement-Methoden. Es müsse darum gehen, mehr Transparenz über Hedge-Fonds herzustellen, nicht aber ihre Geschäftstätigkeit zu beschränken.
Steinbrück begrüßte auch, dass Japan als nächster G-8-Vorsitz die Gespräche mit der Hedgefondsindustrie fortsetzen und auch Banken und Aufsichsbehörden darin einbeziehen wolle. Japans Finanzminister Koji Omi bestätigte die Einladung zu einem solchen Treffen. Er sagte in Potsdam, Deutschland habe "die Ansicht vertreten, dass ein Code of Conduct erstellt werden soll, aber andere Länder meinten, dass wir an diesem Punkt nicht so weit gehen müssen."
Der kanadische Finanzminister Jim Flaherty erklärte, die deutschen Bemühungen um mehr Unterstützung hätten keinen Erfolg gehabt. Einige G-8-Mitglieder seien dagegen gewesen, "sich in irgend eine Art von regulatorischem Ansatz von oben zu begeben", mit dem die Regierungen in die direkte Regulierung eingriffen. Der stellvertretende US-Finanzminister unterstützte seinerseits in einer Erklärung allgemein die Empfehlungen des FSF.
Das Treffen der G-8-Finanzminister dient der Vorbereitung des G-8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm, bei dem das Thema Hedgefonds ebenfalls auf der Agenda steht. Aus dem Bundesfinanzministerium (BMF) war schon erklärt worden, es werde aber wohl keine Festlegung auf einen freiwilligen Verhaltenskodex erfolgen, wenngleich Deutschland dieses Ziel weiter verfolge. Dies bedeute allerdings nicht automatisch, dass auch in Heiligendamm keine solche Festlegung erfolge, hatte ein BMF-Beamter gesagt.
Bei der Tagung in Potsdam wurde außerdem unter anderem auch noch über die Themen Energie und Klimawandel sowie über eine qualitative Verbesserung öffentlicher Finanzen und die Entwicklung von Anleihemärkten in Schwellenländern gesprochen. US-Finanzminister Henry Paulson nahm an der Tagung nicht teil. Die USA hatten sich bisher ebenso wie Großbritannien stets reserviert in der Frage von Vorgaben für die Hedgefondsindustrie gezeigt.
Die Bundesregierung hatte erst vergangene Woche ihre Absicht bekräftigt, beim G-8-Gipfel mehr Transparenz von Hedgefonds zu erreichen. Die EU-Finanzminister hatten sich zuvor auf eine gemeinsame Linie zu Hedgefonds geeinigt und Kreditgeber, Investoren und Aufsichtsbehörden dazu aufgerufen, die potenziellen Risiken von Hedgefonds "angemessen zu bewerten". Der stellvertretende US-Finanzminister Robert Kimmitt, der für Paulson an dem Treffen in Potsdam teilnahm, hatte diese Erklärung der EU-Finanzminister zur geplanten Begrenzung von Risiken aus Hedgefonds begrüßt.
Bereits bei einem Treffen im Februar in Essen hatten die G-7-Finanzminister und -Notenbankgouverneure vor den Risiken gewarnt, die dem internationalen Finanzsystem aus der weltweiten Tätigkeit von Hedgefonds drohen. Sie hatten aber zugleich den Nutzen betont, den diese Investmentvehikel dem internationalen Finanzsystem bringen.
Auch führende europäische Zentralbankvertreter hatten sich bei einer Konferenz Mitte April in Washington für eine indirekte Regulierung von Hedgefonds stark gemacht und hierfür mehr Transparenz gefordert. Mehrere Mitglieder des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten dort eine stärkere Kontrolle der Beziehungen zu Banken und Wertpapierfirmen als effektivsten Weg zur Eindämmung von Risiken angesehen, die dem Finanzsystem zum Beispiel aus einem plötzlichen Liquiditätsverlust mehrerer großer Hedgefonds drohen könnten.
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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