
Rund sechs Wochen nach der Insolvenz hat Europas größter Möbelhersteller Schieder einen ersten Sanierungserfolg erzielt. Die Vertriebsgesellschaft MCA Möbel- Agentur GmbH werde ab dem 1. August unter neuer Führung als MCA furniture GmbH weitergeführt, teilte das Unternehmen am Dienstag in Schieder-Schwalenberg mit.
Laut Firmensprecher Wolfgang Weber-Thedy haben die beiden Manager Christian Chemnitz und Ulrich Heitmann die GmbH übernommen. 21 Mitarbeiter würden weiter beschäftigt, elf weitere fänden für die nächsten sechs Monate eine Anstellung bei einer Transfergesellschaft. Die Gesellschaft werde von der Agentur für Arbeit in Detmold sowie der Schieder-Gruppe getragen. Zusammen mit der Holding war die MCA die zweite Schieder-Gesellschaft mit einem offiziell eröffneten Insolvenzverfahren.
Als dritte Gesellschaft werde am Mittwoch das Möbelwerk PM Steinheim das Insolvenzverfahren eröffnen, sagte der Detmolder Insolvenzrichter Klaus-Peter Busch. Verhandlungen über eine Transfergesellschaft für die 178 PM-Beschäftigten waren Mitte Juli gescheitert. Für die Mitarbeiter der restlichen 67 deutschen Schieder-Gesellschaften ist das Insolvenzausfallgeld laut Busch voraussichtlich bis zum 1. September gesichert.
Die Schieder Möbel Holding beschäftigte bislang weltweit 11 000 Mitarbeiter, davon rund 1300 in Deutschland. Sie hatte Mitte Juni Insolvenz angemeldet. Dem folgte eine Flut von 70 Insolvenzanträgen einzelner Gesellschaften in Deutschland sowie von rund zehn in Polen. Nur die 28 Tochtergesellschaften in Bosnien-Herzegowina, Liechtenstein und Österreich waren zahlungsfähig geblieben. Der Insolvenz vorausgegangen war die Aufdeckung von mutmaßlichen Bilanzfälschungen und eines Kreditbetrugs von 283 Millionen Euro.
Von ursprünglich vier sitzen noch zwei Ex-Manager von Schieder in Untersuchungshaft. Auf freiem Fuß sind inzwischen der frühere Geschäftsführer und der einstige Controlling-Leiter, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft weitgehend geständig sind./wag/DP/wiz
AXC0198 2007-07-31/16:15