Leipzig (ots) - Von André Böhmer. Jetzt muss schon ein Wunder passieren, um den Total-Crash noch zu vermeiden. Wie zwei ICE rasen Bahnvorstand und Lokführer-Gewerkschaft GDL aufeinander zu. Heute geht es mit großer Wahrscheinlichkeit am letzten Stopp-Signal vorbei. Die Urabstimmung der Lokführer dürfte ein deutliches Pro für einen Streik ergeben. Deutschland freut sich endlich über einen richtigen Sommer, während Bahnkunden ab Mittwoch das Lachen vergehen könnte. Mitten in der Haupturlaubssaison bleiben dann die Züge in den Bahnhöfen. Musste es so weit kommen, werden sich dann viele Urlauber frustriert fragen. Warum kann eine kleine Interessengemeinschaft, die ihre Macht ausspielt, die schönsten Tage im Jahr vermiesen? Die Antworten haben auch viel mit den beiden Hauptprotagonisten des Arbeitskampfes zu tun: Bahnchef Mehdorn gegen Gewerkschaftsboss Schell. Zwei Sturköpfe haben sich in eine fast ausweglose Situation manövriert, aus der sie ohne Gesichtsverlust kaum herausfinden werden. Während der eine brachial darum kämpft, den ehemals unbeweglichen Staatskoloss auf Börsen-Niveau zu trimmen, hat sich der andere darin verbissen, für einen wichtigen Berufsstand einen Tarifabschluss zu erkämpfen, von dem andere - wie zum Beispiel Mediziner - nicht mal zu träumen wagen. Dass der oberste Lokführer mit einem derartig überzogenen Abschluss kurz vor seiner Pensionierung sich selbst noch ein Denkmal setzen will, ist ein berechtigter öffentlicher Vorwurf, der die Lage weiter verschärft. Mit seinen Drohgebärden gegenüber der Gewerkschaft macht es sich Bahnchef Mehdorn allerdings auch zu einfach. Forderungen nach Schadenersatz und die Ankündigung von Disziplinarmaßnahmen gegenüber streikenden Lokführern heizen die Stimmung unnötig an. In einer Demokratie ist es gutes Recht von Arbeitnehmern, nach einer Urabstimmung streiken zu dürfen. Trotzdem, die Könige der Schienen müssen aufpassen, dass sie mit ihrer Aktion nicht auf dem Abstellgleis landen. Niemand spricht ihnen ihre erhöhte Verantwortung gegenüber Bahnmitarbeitern am Schalter ab. Und im internationalen Vergleich fahren deutsche Lokführer hinterher. Eine Lohnsteigerung von knapp einem Drittel rechtfertigt das dennoch nicht. Das Gebot der Stunde kann also für beide Seiten nur heißen: Abrücken von den Extrempositionen und Rückkehr an den Verhandlungstisch. Denn bei einem längeren Streik würden sowohl das Ansehen der Lokführer als auch das der Bahn gewaltig unter die Räder kommen.
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