Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder Politiker und Journalisten jonglieren manchmal vorschnell mit den Worten Debakel und Desaster. Im Fall der maroden SachsenLB, die nur durch einen hastig zusammengezimmerten Notverkauf an die baden-württembergische Landesbank LBBW vor der Insolvenz gerettet werden kann, ist diese Wortwahl eher verniedlichend. Durch gravierende Managementfehler wurde die einzige ostdeutsche Landesbank systematisch zugrunde gerichtet. Endgültig aus der Traum für ein kleines, aber feines und solides Institut, das auch für die Pfiffigkeit der Sachsen in Geldangelegenheiten weit über die Landesgrenzen hinaus Reklame hätte machen können. Nach jahrelangen Querelen und Ungereimtheiten um die Bank ist der Imageschaden für Sachsen groß, größer als durch die Verfassungsschutz-Affäre und das noch ungeklärte Mügeln, und nicht über Nacht wieder zu reparieren. Auslöser für den Kollaps der Bank mag die us-amerikanische Hypothekenkrise mit ihren Gefahren für die globale Geldwirtschaft gewesen sein. Die tatsächlich Verantwortlichen für die Katastrophe sind aber öffentlich-rechtliche Zocker und Spekulanten, die sich Banker nennen, die den Steuerzahler als Geisel nahmen und ein riesiges Glücksrad drehten, das für die kleine SachsenLB viel zu groß war und für das ihnen offensichtlich der strategische Durchblick und die fachliche Kompetenz fehlten. Die wachsende Gier wurde ja auch lange mit guten Gewinnen belohnt, bis plötzlich alles verzockt war. Mit Noch-SachsenLB-Chef Süß könnte nach Rauswurf des skandalgebeutelten Vorgänger-Vorstandes ausgerechnet der Bock zum Gärtner gemacht worden sein: Der lange als Sanierer gefeierte ist schon seit 2002 im Aufsichtsrat der unsoliden irischen Tochtergesellschaft, die den Domino-Effekt auslöste. Er wird erklären müssen, warum er nicht viel eher die Notbremse zog. Ministerpräsident Milbradt irrt, wenn er das Ende der SachsenLB mit der geringen Größe der Bank begründet. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Das risikobelastete Geschäftsvolumen war für die Kleinheit der Bank einfach irrwitzig und unverantwortlich groß. Die Dauer-Skandale der WestLB belegen, dass pure Größe nicht vor unprofessionellem Geschäftsgebaren schützt. Milbradt kann sich jedoch angesichts der dramatischen Lage zugute halten, unter höchstem Zeitdruck in den Verkaufsverhandlungen herausgeholt zu haben, was irgendwie noch herauszuholen war. Tatsache ist aber auch: In der jetzigen Krise war nur noch das Verscherbeln an eine andere öffentliche Bank möglich. Keine private Bank wäre das wirtschaftliche Risiko eingegangen. Kritisch muss aufgearbeitet werden, ob die sächsische Politik eher hätte handeln können und müssen. CDU-Finanzminister Metz hat als Krisenmanager versagt und ist im Amt bestenfalls noch aus politischem Trotz zu halten. Aber auch SPD-Wirtschaftsminister Jurk saß in entscheidenden Aufsichtsgremien und roch den Braten nicht. Die SPD sollte wissen: Für einen politischen Ehekrieg bleibt angesichts solcher Zusammenhänge wenig Platz, wohl aber für die zu erwartende Wühlarbeit der Opposition. Aufzuklären beispielsweise ist, ob man vor einigen Wochen durch den zunächst geplanten Verkauf an die WestLB noch erheblich mehr Geld für die SachsenLB hätte rausschlagen können. Auf die sächsische Regierung kommen schwere Monate zu. In Meinungsumfragen haben selbst CDU und SPD zusammen keine Mehrheit mehr. Ein deftiger Koalitionsstreit könnte beide noch weiter nach unten ziehen. Die Nerven innerhalb der Koalition liegen nach einer Serie von Affären blank. Die Fast-Pleite der SachsenLB beweist nach den vorangegangenen Turbulenzen bei der ehemaligen Berliner Bankgesellschaft, der WestLB oder der Bayerischen Landesbank, wie dringend das öffentlich-rechtliche Bankensystem reformiert werden muss. Ohne Fusionen haben die Landesbanken in Deutschland kaum noch eine Überlebenschance - und keine Daseinsberechtigung mehr. Mancher hält nach dem Wegfall der öffentlichen Gewährsträgerschaft sogar die Sparkassen für überflüssig, da es genügend private Banken gäbe. Aber das Kind darf jetzt nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Auch Privatbanken haben sich schon kräftig verspekuliert - und Sparkassen sind ausgesprochen wichtig als Kreditgeber für den Mittelstand und als regionale Sponsoren.
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