DJ Bundesbankchef Weber besorgt über Preisanstieg - Tagesspiegel
BERLIN (Dow Jones)--Bundesbankpräsident Axel Weber hat sich besorgt über die deutliche Zunahme der Inflation in Deutschland geäußert. "Als Notenbank machen wir uns in der Tat Sorgen", sagte Weber dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Was beunruhigt, ist der Anstieg der Preise auf breiterer Front, also nicht nur bei Energie und Nahrungsmitteln." Bis zum Jahresende könne die Inflation in Deutschland "bis auf eine Rate von 3% steigen", so Weber. Einziger Trost für die Verbraucher sei, dass die Effekte der Mehrwertsteuererhöhung auf die Inflationsrate weitgehend verarbeitet seien.
Der deutschen Verbraucherpreise lagen im September um 2,4% höher als im entsprechenden Vorjahresmonat. Dies war die höchste jährliche Teuerungsrate seit zwei Jahren, nachdem die Änderungsrate im Juli und August jeweils 1,9% betragen hatte.
Mit Blick auf den Tarifstreit bei der Bahn warnte Weber vor einem zu hohen Lohnabschluss. "Wir hatten in den letzten Monaten schon deutlich höhere Abschlüsse als in der Vergangenheit, etwa in der Metallindustrie, in der Chemie, auch am Bau", sagte er. "Wir akzeptieren die Tarifautonomie, appellieren aber an die Verantwortung beider Tarifparteien für Preisstabilität." Er hob hervor, gerade die moderate Tarifpolitik der vergangenen Jahre habe zur Belebung der Beschäftigung beigetragen. "Jetzt sollte dieser Beschäftigungsschub nicht gefährdet werden", sagte der Bundesbankpräsident.
Weber, der auch Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist, hatte bereits am Freitag in Washington davor gewarnt, dass angesichts des anhaltenden Ölpreisanstiegs die Aufwärtsrisiken für die Preisentwicklung gestiegen seien. Gleichzeitig hatte er mit Blick auf die Politik der EZB betont, dass deren Ausrichtung mittelfristig sei.
Die EZB hat ihre Leitzinsen seit Dezember 2005 in acht Schritten um insgesamt 200 Basispunkte erhöht, zuletzt Anfang Juni. Der wichtigste Zins steht damit bei 4,00%. Beobachter gehen derzeit davon aus, dass die Notenbank auf absehbare Zeit keine Zinsänderung mehr vornehmen wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet dürfte diese Erwartungshaltung noch einmal bestätigt haben, nachdem er nach den G-7-Beratungen in Washington am Freitag von einer gegenüber der Ratssitzung vom Anfang Oktober unveränderten geldpolitischen Haltung sprach.
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October 20, 2007 14:38 ET (18:38 GMT)
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