
Für den früheren Vorstandschef der
Norddeutschen Affinerie
Zahlreiche Aktionäre kritisierten vor allem den Aufsichtsratsvorsitzenden Ernst J. Wortberg für seine Versammlungsleitung, konnten aber seine Abwahl nicht durchsetzen. Vorstand und Aufsichtsrat wurden mit großen Mehrheiten entlastet, alle Beschlussvorschläge der Verwaltung angenommen. Die NA strebt nach der Übernahme des belgischen Unternehmens Cumerio eine weltweite Spitzenstellung als integrierter Kupferkonzern an.
AUFSTAND GEGEN WORTBERG
Die Hauptversammlung hatte mit einem Aufstand der Aktionäre gegen Wortberg begonnen, der von der Mehrheit der 3300 Teilnehmer im Hamburger Congress Centrum CCH ausgepfiffen wurde. Die Aktionäre warfen dem Aufsichtsratsvorsitzenden vor, er habe bei dem Verkauf eines Zehn-Prozent-Aktienpakets der Firma Possehl über die Commerzbank im vergangenen Jahr dem österreichischen Investor Mirko Kovats den Einstieg bei der NA ermöglicht und damit den Startschuss für zahlreiche Turbulenzen gegeben. Ungeachtet der lautstarken Missfallenskundgebungen unterstützten lediglich neun Prozent des anwesenden Kapitals den Antrag, Wortberg als Versammlungsleiter abzulösen.
Der frühere Vorstandschef Marnette erklärte der Versammlung, er wolle sein Wissen, seine Erfahrung und seine Kontakte aus 30 Jahren bei der Affinerie und 13 Jahren an der Spitze dem Unternehmen weiter zur Verfügung stellen. Deshalb kandidiere er für den Aufsichtsrat. Allerdings hatte Marnette weder die Unterstützung des Aufsichtsrates noch der größeren Aktionäre, wie der Stadt Hamburg oder der HSH Nordbank. So gelang es ihm nicht, bei einer Abstimmung zehn Prozent des anwesenden Kapitals auf seine Seite zu ziehen. Bei der Wahl fiel er durch.
KOVATS GEHT VOR GERICHT
Die Affinerie hatte wegen des Einstiegs von Kovats, der Übernahme von Cumerio und dem Abschied von Marnette über Monate verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit gestanden. Kovats will gerichtlich gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamtes vorgehen, nach der er sich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht an der NA beteiligen darf. Am Freitag konnte er von seinen knapp 14 Prozent der Aktien keinen Gebrauch machen und nahm an der Versammlung nicht teil. Um Kovats' Einfluss zu begrenzen, hatte sich kurz vor der Bürgerschaftswahl auch die Stadt Hamburg mit fünf Prozent an der NA beteiligt, die zu den größten industriellen Arbeitgebern in der Stadt gehört.
Dem Unternehmen geht es trotz aller Turbulenzen gut. Nach der erfolgreichen Cumerio-Übernahme, die spätestens in wenigen Wochen abgeschlossen sein wird, peilt der Konzern größere Ziele an. "Wir werden die finanzielle Schlagkraft entwickeln, um auch über Europa hinaus weiter zu wachsen und die zukünftige Entwicklung unserer Industrie mitzugestalten", sagte NA-Vorstandschef Bernd Drouven. "Aufbauend auf unserer starken Position in Europa planen wir die Erschließung weiterer Akquisitionsmöglichkeiten, beispielsweise in Asien und Südamerika." Er sehe die große Chance, Standorte in Wachstumsmärkten zu entwickeln und substanzielle Produktivitätsreserven zu heben. Das Ziel sei eine Spitzenstellung als global integrierter Kupferkonzern./bb/gi/DP/das
ISIN DE0006766504
AXC0007 2008-03-02/14:44