Leipzig (ots) - Von Ulrich Langer. Na endlich, geht doch. Der Tarifkonflikt bei der Bahn wurde in letzter Minute gelöst. Damit ist zwar die von der Lokführergewerkschaft angedrohte unbefristete Stilllegung des Schienenverkehrs vom Tisch. Dennoch sind heute noch Beeinträchtigungen möglich. Der von der Bahn vorsorglich vorbereitete Notfahrplan ist so rasch eben nicht rückgängig zu machen, auch wenn dies Konzernchef Hartmut Mehdorn gestern versprach. Zum Glück dürften Kunden die Einschränkungen nur kurzzeitig und höchstwahrscheinlich in geringem Maße spüren. Im Laufe des Tages werden dann alle Züge wieder normal unterwegs sein. Aber der Schaden des bislang längsten Tarifstreits ist größer als der unmittelbar finanziell messbare, den Experten mit 90 Millionen Euro pro Streiktag schätzen. Der Ansehensverlust für den Standort Deutschland und die Deutsche Bahn, den die monatelange Auseinandersetzung verursacht hat, ist nicht von Pappe. Seit einem Jahr streiten sich die Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn-Vorstand. Wie kleine Kinder muteten teilweise die Kontrahenten mit ihrem Verhalten an. Jeder zeigte auf den anderen als Schuldigen, wenn die Auseinandersetzung mal wieder eskalierte, und reagierte vergnatzt. Allerdings hat der jetzt erzielte Kompromisserfolg gewiss viele Väter. Rasch wird die Frage nach der Schuld an dem langwierigen Hick-Hack vergessen sein. Die Tarifparteien werden frohlocken, sich durchgesetzt zu haben. Das Bahnmanagement, weil es die anfänglich geforderten 31 Prozent mehr Lohn abgeschmettert hat. Die GDL, weil sie ein eigenständiges Tarifwerk mit durchschnittlich elf Prozent mehr Einkommen für die Lokführer erzwingen konnte. Und warum ist das alles nicht schon viel früher passiert? Diesen Vorwurf müssen sich beide Seiten gefallen lassen. Bleibt zu hoffen, dass die möglichen Folgen für die Kultur des Tarifkampfes in Deutschland begrenzt bleiben.
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