DJ UPDATE: US-Baubranche trotz positiver Überraschung noch schwach
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WASHINGTON (Dow Jones)--Die Zahl der Baubeginne in den USA ist im April im Vergleich zum Vormonat überraschend um 8,2% auf annualisiert 1,032 Mio gestiegen. Damit wurde der stärkste Anstieg seit Januar 2006 verzeichnet. Im Vorfeld der Veröffentlichung hatten von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen einen Rückgang um 1,6% prognostiziert. Trotz der positiven Überraschung sehen die Experten aber noch kein Ende des Abwärtstrends im US-Wohnungsbau. Einen ersten Hoffnungsschimmer signalisierten allenfalls die Baugenehmigungen, hieß es.
Wie das US-Handelsministerium am Freitag mitteilte, wurde der zunächst für den Vormonat gemeldete Rückgang der Baubeginne um 11,9% auf minus 13,8% revidiert. Auf Jahressicht lagen die Baubeginne im April jedoch um 30,6% unter dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen stieg im April ebenfalls unerwartet um 4,9%. Damit wurde das erste Plus seit März 2007 registriert. Die Prognose hatte auf minus 2,4% gelautet. Die Baugenehmigungen gelten als Vorlaufindikator für die künftige Bauaktivität.
Die US-Bauunternehmer haben in den vergangenen Monaten angesichts der Immobilienkrise und der eingebrochenen Nachfrage mit Neubauten gezögert. Die jüngsten Daten hatten für März einen Rückgang der Neubauverkäufe von 36,6% gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen.
Im April legten die Baubeginne von Mehrfamilienhäuser stark zu, während bei Einfamilienhäuser ein Rückgang zu verzeichnen war. Der Neubau von Häusern mit zwei oder mehr Wohneinheiten schoss um 36,0% auf 340.000 in die Höhe. Innerhalb dieser Kategorie legten die Häuser mit fünf oder mehr Einheiten sogar um 40,5% zu. Die Baubeginne von Einfamilienhäuser sanken hingegen um 1,7% auf 692.000. Commerzbank-Volkswirt Patrick Franke maß dem starken Zuwachs bei den Mehrfamilienhäusern im April allerdings keine große Bedeutung zu, da diese Kategorie zum einen stark schwankungsanfällig sei und zum anderen nur eine Reaktion auf den Einbruch um 35% im Vormonat darstelle. "Eine nennenswerte Erholung am Bau ist dieses Jahr nicht zu erwarten", fasste der Experte zusammen.
Postbank-Ökonom Heinrich Bayer sieht in den Baugenehmigungen "ein zartes Zeichen der Hoffnung". Angesichts der geringeren Volatilität der Genehmigungen sei der erste Anstieg nach zehn aufeinander folgenden Rückgängen schon beachtenswert, ebenso das Plus bei den Genehmigungen für Einfamilienhäuser.
Auch für Roger Kubarych von UniCredit ist es viel zu früh, um eine Ende der Krise auszurufen. Sowohl die Baubeginne als auch die Genehmigungen lägen um mehr als 30% unter dem Niveau des Vorjahres. Der private Wohnungsbau werde daher zumindest bis zum Ende des Sommers - wahrscheinlich sogar noch länger - das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts substanziell bremsen.
-Von Andreas Plecko, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/apo/ptt
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May 16, 2008 09:56 ET (13:56 GMT)
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