Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder
Stehende Ovationen für Georg Milbradt, stehende Ovationen für Stanislaw Tillich und stehende Ovationen für Angela Merkel. Auf ihrem Parteitag in Zwickau verbreitete die sächsische CDU nach jahrelangen Dauerquerelen demonstrativ so viel Zuversicht und Optimismus wie schon lange nicht mehr. Der zukünftige Ministerpräsident Tillich erhielt als neuer Vorsitzender ein Traumergebnis, wie es vor ihm nur Kurt Biedenkopf in dessen guten Zeiten vergönnt war. Dies ist nicht nur ein gewaltiger Vertrauensvorschuss für Tillich, sondern zeigt vor allem die Sehnsucht in der größten Partei Sachsens nach verloren gegangener Harmonie, Geschlossenheit und Schlagkraft. Tillich hat alle Chancen, zum ersehnten Versöhner der CDU zu werden, weil er sich geschickt aus den Grabenkämpfen zwischen Biedenkopf- und Milbradt-Lager herausgehalten hat - und zügig die Gräben zuschütten wird. Aus dem atmosphärisch gelungenen und gut in Szene gesetzten Zwickauer Parteitag resultiert für Tillich der Rückhalt in der eigenen Partei, den er für die raue Wirklichkeit des politischen Geschäfts gut gebrauchen kann. Eine Schonfrist wird es für ihn weder als Partei- noch als Regierungschef geben: Die Koalition mit der SPD bleibt wegen starker Unterschiede in Stil und Ziel schwierig und fragil. Nach der Verleihung der neuen Würden muss er sich sogleich im Kommunalwahlkampf beweisen - und spätestens im Herbst kommenden Jahres folgt eine Landtagswahl, bei der er sich das ambitionierte Ziel einer CDU-Alleinregierung gesetzt hat. Dennoch hat er gute Chancen, die ersten Herausforderungen souverän zu meistern. Milbradt hinterlässt Sachsen in einem starken Zustand, von Polit-Affären ist Tillich nicht belastet und für SPD sowie Opposition kommt aus parteitaktischer Sicht der Stab- und Generationswechsel in der Union zu früh. Sie wollten sich bis zum Wahltag an einem angeschlagenen Ministerpräsidenten abarbeiten und müssen nun Taktik und Strategie umstellen. Jedoch längst nicht für alle Sachsen ist Tillich ein beschriebenes Blatt. Eine ausgeprägte inhaltliche Agenda und konkrete Regierungsziele muss er erst noch darlegen. Allerdings wäre es falsch, seine bisherige mediale Zurückhaltung mit Konturenlosigkeit und Beliebigkeit zu verwechseln. Als Meinungsschleuder ist Tillich nie aufgefallen, dennoch hat er ein klares Bild von der Welt. Zu viel Staat ist ihm suspekt, Eigenverantwortung von Menschen ist ihm wichtig, genauso wie familiärer Zusammenhalt und werteorientiertes Miteinander. Damit steht Tillich in einer Reihe mit jüngeren Ministerpräsidenten der Union wie Niedersachsens Christian Wulff, die der CDU ein modernes Profil geben wollen, ohne unbesonnen nach links zu rutschen und ohne den konservativen und wirtschaftsorientierten Flügel zu vernachlässigen. Dabei sind sie im Auftreten verbindlich präsidial. Für Tillichs neuen Führungsstil steht die Mahnung an seine Partei, er wolle keine "Ein-Mann-Show" veranstalten und setze auf Teamarbeit. Für manchen sitzfleischorientierten Mandatsträger oder Funktionär der sächsischen Union wird das wie eine Drohung wirken. Am Ende weiß aber auch Tillich: Die guten Chancen, die er hat, kann nur einer nutzen oder verpassen: er selbst.
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Stehende Ovationen für Georg Milbradt, stehende Ovationen für Stanislaw Tillich und stehende Ovationen für Angela Merkel. Auf ihrem Parteitag in Zwickau verbreitete die sächsische CDU nach jahrelangen Dauerquerelen demonstrativ so viel Zuversicht und Optimismus wie schon lange nicht mehr. Der zukünftige Ministerpräsident Tillich erhielt als neuer Vorsitzender ein Traumergebnis, wie es vor ihm nur Kurt Biedenkopf in dessen guten Zeiten vergönnt war. Dies ist nicht nur ein gewaltiger Vertrauensvorschuss für Tillich, sondern zeigt vor allem die Sehnsucht in der größten Partei Sachsens nach verloren gegangener Harmonie, Geschlossenheit und Schlagkraft. Tillich hat alle Chancen, zum ersehnten Versöhner der CDU zu werden, weil er sich geschickt aus den Grabenkämpfen zwischen Biedenkopf- und Milbradt-Lager herausgehalten hat - und zügig die Gräben zuschütten wird. Aus dem atmosphärisch gelungenen und gut in Szene gesetzten Zwickauer Parteitag resultiert für Tillich der Rückhalt in der eigenen Partei, den er für die raue Wirklichkeit des politischen Geschäfts gut gebrauchen kann. Eine Schonfrist wird es für ihn weder als Partei- noch als Regierungschef geben: Die Koalition mit der SPD bleibt wegen starker Unterschiede in Stil und Ziel schwierig und fragil. Nach der Verleihung der neuen Würden muss er sich sogleich im Kommunalwahlkampf beweisen - und spätestens im Herbst kommenden Jahres folgt eine Landtagswahl, bei der er sich das ambitionierte Ziel einer CDU-Alleinregierung gesetzt hat. Dennoch hat er gute Chancen, die ersten Herausforderungen souverän zu meistern. Milbradt hinterlässt Sachsen in einem starken Zustand, von Polit-Affären ist Tillich nicht belastet und für SPD sowie Opposition kommt aus parteitaktischer Sicht der Stab- und Generationswechsel in der Union zu früh. Sie wollten sich bis zum Wahltag an einem angeschlagenen Ministerpräsidenten abarbeiten und müssen nun Taktik und Strategie umstellen. Jedoch längst nicht für alle Sachsen ist Tillich ein beschriebenes Blatt. Eine ausgeprägte inhaltliche Agenda und konkrete Regierungsziele muss er erst noch darlegen. Allerdings wäre es falsch, seine bisherige mediale Zurückhaltung mit Konturenlosigkeit und Beliebigkeit zu verwechseln. Als Meinungsschleuder ist Tillich nie aufgefallen, dennoch hat er ein klares Bild von der Welt. Zu viel Staat ist ihm suspekt, Eigenverantwortung von Menschen ist ihm wichtig, genauso wie familiärer Zusammenhalt und werteorientiertes Miteinander. Damit steht Tillich in einer Reihe mit jüngeren Ministerpräsidenten der Union wie Niedersachsens Christian Wulff, die der CDU ein modernes Profil geben wollen, ohne unbesonnen nach links zu rutschen und ohne den konservativen und wirtschaftsorientierten Flügel zu vernachlässigen. Dabei sind sie im Auftreten verbindlich präsidial. Für Tillichs neuen Führungsstil steht die Mahnung an seine Partei, er wolle keine "Ein-Mann-Show" veranstalten und setze auf Teamarbeit. Für manchen sitzfleischorientierten Mandatsträger oder Funktionär der sächsischen Union wird das wie eine Drohung wirken. Am Ende weiß aber auch Tillich: Die guten Chancen, die er hat, kann nur einer nutzen oder verpassen: er selbst.
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