
(Neu: Anteilsverkauf Credit Suisse, Details, Hintergründe)
FRANKFURT/HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kampf um den
Telekommunikations-Anbieter Freenet
United Internet und Drillisch wollen eigene Aufsichtsräte installieren und so auch Einfluss auf die Besetzung des Vorstands erlangen. "Etwas mehr Kompetenz täte gut", sagte ein Drillisch-Sprecher gegenüber dpa-AFX. Geht der Plan der Großaktionäre auf, sollen unter anderem der ehemalige E-Plus-Chef Uwe Bergheim und der Vorstand der United-Internet-Tochter 1&1, Andreas Gauger, in das Kontrollgremium einziehen.
SCHWERE VORWÜRFE
Dem bisherigen Vorstand werfen die Großaktionäre vor, Fehler beim Kauf des Wettbewerbers Debitel begangen und die Hauptversammlung zu spät einberufen zu haben. Die Aktionäre sollen eine entsprechende Sonderprüfung beschließen. Die Änderung der Tagesordnung setzten United Internet und Freenet vor Gericht durch. Eine Sprecherin von Freenet bestätigte den Eingang der Anträge; die Einladung zur Hauptversammlung werde im Laufe des Freitags aktualisiert.
Der Streit um Freenet zieht sich schon seit Monaten hin. United Internet und Drillisch wollen das Unternehmen komplett übernehmen und zerschlagen. Der Internet- Konzern bekäme dann das DSL-Geschäft von Freenet und der Mobilfunk-Provider Drillisch die Handy-Sparte des Konkurrenten. Freenet beschloss aber die Übernahme des Mobilfunk-Anbieters Debitel, was die Pläne der Großaktionäre durchkreuzte. Zuletzt scheiterten United Internet und Debitel im Mai vor Gericht mit einem Versuch, die Debitel-Übernahme mit einer Einstweiligen Verfügung zu stoppen. Im Zuge des Geschäfts will Freenet sein DSL-Geschäft abstoßen.
MACHTVERHÄLTNISSE VERSCHIEBEN SICH
Mit einem Anteil von gut 26 Prozent sind United Internet und Drillisch die mit Abstand größten Anteilseigner von Freenet. Sie haben ihre Stimmrechte in der MSP Holding gebündelt. Durch die Ausgabe neuer Aktien im Zuge der Debitel-Übernahme reduziert sich ihr Anteil jedoch und sie verlieren damit ihre Sperrminorität. Mit den Aktien bezahlt Freenet den bisherigen Debitel-Eigner Permira. Der Finanzinvestor soll im Endeffekt 25 Prozent an Freenet halten und somit zum größten Aktionär aufsteigen.
Die Machtverhältnisse auf der Freenet-Hauptversammlung hängen entscheidend davon ab, wann die neuen Aktien ins Handelsregister eingetragen werden. Laut "FAZ" haben die Anwälte von United Internet und Drillisch "den Richter schon dezent darauf aufmerksam gemacht", dass er persönlich haftbar ist, wenn durch die schnelle Eintragung der Aktien ein Schaden für United Internet oder Drillisch entstehen sollte. Freenet-Chef Eckhard Spoerr gab sich gegenüber der Zeitung dennoch siegesgewiss: "Wir haben mit allen institutionellen Investoren gesprochen. Alle sind von der Debitel-Transaktion überzeugt." Er hoffe auch auf die Kleinaktionäre, die mit der Region verbunden seien und die Arbeitsplätze erhalten wollten.
CREDIT SUISSE VERKAUFT AKTIEN
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte bereits angekündigt,
den Anteil an Freenet alsbald kräftig aufstocken zu wollen. Mehrere
institutionelle Investoren hätten bereits ihre Verkaufsbereitschaft
signalisiert. Damals war auch der Name Credit Suisse
United Internet und Drillisch sind damit offenkundig nicht die Käufer oder haben höchstens Teile erworben. "Wir halten uns an die Spielregeln", sagte ein Drillisch-Sprecher. Ein United-Internet-Sprecher lehnte einen Kommentar ab./das/she
ISIN CH0012138530 DE0005545503 DE0005089031 DE000A0EAMM0
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