Leipzig (ots) - Von Bernd HilderHistorisches Gelöbnis Eine große Peinlichkeit wurde vermieden. Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier haben gerade noch die Kurve gekriegt und am öffentlichen Gelöbnis für 500 Bundeswehrrekruten vor dem Reichstag teilgenommen. Die ärgerliche Debatte im Vorfeld und den heftigen Vorwurf des ehemaligen Generalinspekteurs Klaus Naumann hätten sie sich sparen können, wenn sie nicht erst abgesagt hätten. Öffentliche Gelöbnisse gibt es viele, doch gestern war eine historische Premiere. Zum ersten Mal wurden Bundeswehrsoldaten vor dem Reichstag vereidigt. Das hat Symbolwirkung. Noch nie war eine deutsche Armee so auf die Demokratie eingeschworen wie die Bundeswehr. Gleichzeitig ist der Dienst der deutschen Soldaten so risikoreich und gefährlich wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Bis zum Fall der Mauer standen sich Westen und Osten, Bundeswehr und NVA an der innerdeutschen Grenze gegenüber. Beiderseitige Vernunft und die ständige Drohung eines atomaren Weltuntergangs verhinderten, dass aus dem kalten ein heißer Krieg wurde. Heute ist die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee geworden, die im Schulterschluss mit den Armeen verbündeter Demokratien Terrorismus auch am Hindukusch bekämpft. Sinn und Erfolg des Einsatzes in Afghanistan sind innenpolitisch heftig umstritten. Aber egal ob man zu den Gegnern oder Befürwortern deutscher Auslandseinsätze zählt: Auf dem Rücken der Soldaten, die ihr Leben riskieren, darf der politische Konflikt nicht ausgetragen werden. Immerhin beruht der Afghanistan-Einsatz auf demokratischen Entscheidungen, die mit großer Mehrheit zu Stande kamen. Dass ausgerechnet Alt-Kanzler Helmut Schmidt als Hauptredner des Gelöbnisses auftrat, hat ebenfalls hohen symbolischen Wert. Schmidt, vor vielen Jahren selbst Verteidigungsminister, genießt nach wie vor hohes internationales Ansehen und innenpolitische Autorität. Sein demonstratives Bekenntnis zur Bundeswehr in außenpolitisch schwierigen Zeiten stärkt deren Ansehen und Legitimation in der Gesellschaft. Man kann es auch als Signal Schmidts an die Vertreter seiner Partei, der SPD, werten, die die Rolle der Bundeswehr zunehmend kritisch betrachten. Aber auch als Mahnung an die Regierung, sich nicht leichtfertig auf unkalkulierbare außenpolitische Abenteuer einzulassen. Schließlich ist es ein positives Symbol, dass das öffentliche Gelöbnis vor dem Reichstag auf den Jahrestag der Hinrichtung des Hitler-Attentäters Graf von Stauffenberg gelegt wurde. Dass es auch Widerstand gegen die finstere Nazi-Diktatur in den Reihen der Wehrmacht gab und Stauffenberg der Tötung des Diktators unter Opferung des eigenen Lebens so nahe kam wie niemand sonst, macht ihn zum Vorbild - auch der deutschen Soldaten von heute. @hilder.office@lvz.de
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