24. September 2008. Nach dem Einstieg von Warren Buffett bei Goldman Sachs stehen die Zeichen an den internationalen Finanzmärkten heute auf einer leichten Erholung. Die Lage bleibt aber vor allem im Hinblick auf massiven Widerstand aus dem US-Senat gegen das angekündigte Rettungspaket für die Bankenbranche weiter unsicher. Aus Sicht technischer Analysten ist der Abwärtstrend an den Aktienmärkten noch nicht gebrochen. Gold, das zuletzt stark zulegen konnte, stehe unterdessen vor einem starken Widerstand.
Die zumeist institutionellen Anleger im Handel mit ETFs zeigen sich heute vorwiegend optimistisch. Neben den üblichen Favoriten oben auf den Käuferlisten - iShares DAX (DE) (WKN 593393) und iShares DJ EURO STOXX 50 (DE) (WKN 593395) und Lyxor ETF DAX (WKN LYX0AC) - erfreut sich der Lyxor ETF LevDAX (LYX0AD) zunehmendem Kaufinteresse. Der Strategieindex LevDAX® ist mit einem Hebel von zwei an die Entwicklung des DAX® gekoppelt und steigt und fällt daher doppelt so stark wie der Leitindex.
Bis zum Mittag macht der deutsche Leitindex 0,24 Prozent auf 6.083 Punkte.
Korrekturen noch nicht abgeschlossen
Nach Ansicht von Christian Henke, technischer Analyst bei der WestLB, ist die Talfahrt an den internationalen Aktienmärkten noch nicht beendet. "Die großen Indizes dies- und jenseits des Atlantiks als auch in Fernost weisen aktuell intakte Abwärtstrends auf. Auch das starke Plus beim DAX und Dow Jones zum Wochenauftakt kann daran nichts ändern", meint Henke. Die Bekanntgabe des US-Rettungspakets habe nur eine kurze Gegenbewegung ausgelöst, die Abwärtstrendkanäle der meisten Indizes seien aber nach wie vor intakt. Für den deutschen Leitindex sieht der Analyst die nächste Unterstützung bei 5.870 Punkten. Sollte diese Linie nach unten durchbrochen werden, könne es durchaus bis auf 5.600 Zähler abwärts gehen. "Wenn die schlechten Nachrichten weiter anhalten, dann sollte zumindest das Ziel von 5.870 Punkten bereits in naher Zukunft erreicht werden."
Das Bild auf dem US-amerikanischen Markt ist nach Ansicht Henkes ähnlich. "Wenn man aktuell die Charts von DAX und Dow Jones übereinander legt, sind sehr starke Parallelen zu sehen. Es besteht ein deutliches Risiko, dass der amerikanische Index auf 10.650 Punkte abrutscht." Zwar sei eine kurze Gegenbewegung bis in den Bereich von 11.000 Punkten möglich. Sowohl Dow Jones als auch die anderen großen Indizes seien derzeit aber so stark angeschlagen, dass eine Erholung der internatonalen Märkte nicht zu erwarten sei.
Gold vor starkem Widerstand
Gold befindet sich nach Ansicht von Christian Henke nach den jüngsten Bewegungen in einem Scheideweg. Wie der Analyst erklärt, ist der Goldpreis ist in Folge der letzten Aufwärtsbewegung wieder in den Abwärtstrendkanal zurückgekehrt. "Wir waren im Bereich von 740 US-Dollar je Feinunze stark überverkauft. Diese Übertreibung nach unten wurde wieder korrigiert, jetzt steht der Goldpreis aber wieder vor einem stabilen Kreuzwiderstand bei 890 US-Dollar." Falls dieser Widerstand nach oben durchbrochen werde, sollte sich das Sentiment gegen über dem Goldpreis aber wieder ungemein verbessern, prognostiziert Henke und traut dem Edelmetall dann auch eine Aufwärtsbewegung in Richtung 1.000 US-Dollar zu. Aktuell erscheine dieses Szenario aber unwahrscheinlich, so dass auf kurze Sicht eher ein Abprall nach unten zu erwarten sei.
Ähnlich sieht das Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, technischer Rohstoffanalyst beim Hanauer Edelmetallkonzern Heraeus: Angesichts der in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegenen Gewinnungskosten für Gold dürften Anleger zwar im Hinblick auf die langfristige Preisentwicklung nicht zu pessimistisch werden. Es habe sich in der Vergangenheit aber gezeigt, dass Preise über 1.000 Dollar je Unze nur schwer zu halten seien. "Sollte es zu keiner Kernschmelze beim US-Dollar kommen und der Ölpreis nicht neue Höchstkurse erklimmen, was angesichts der weltweiten Rezessionsgefahren wenig wahrscheinlich erscheint, spricht in den kommenden Quartalen nicht viel für ein Erreichen und noch weniger für ein dauerhaftes Verbleiben des Goldpreises über der Marke von 1.000 Dollar", glaubt Wrzesniok-Roßbach.
Euro vorerst neutral
Der Euro habe, wie Christian Henke weiter ausführt, gegenüber dem US-Dollar ganz kurzfristig einen stabilen Widerstand bei 1,4740 überwinden können, sei dann aber wieder darunter gerutscht. Die Situation sehe aktuell daher so ähnlich aus wie beim Gold. "Nur wenn dieser Widerstand signifikant überwunden werden kann, sollte der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich zulegen. Die nächsten Widerstände liegen dann bei 1,4870 und 1,4910 US-Dollar." Da der Widerstand bei 1,4740 US-Dollar bisher aber nicht deutlich durchbrochen worden sei, bleibe die Einschätzung für den Euro auf kurze Sicht neutral, schließt Henke.
Bullen verlieren an Stärke
Die Anlegerstimmung hat sich im Vergleich zur Vorwoche verschlechtert. Nach dem Ergebnis der aktuellen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren sind 4 Prozent der Investoren aus DAX-Aktien ausgestiegen- Die Hälfte der Wechsler ist nun short gegangen, die andere Hälfte wartet am Seitenrand. Bei den Technologieaktien sind 13 Prozent der bislang optimistischen Anleger ausgestiegen. Davon sind nun 9 Prozent neutral positioniert und die übrigen 4 Prozent short.
© 24. September 2008/Karoline Koch
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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