DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zu Ypsilanti - vorab 3.11.2008
Selbst gemachte Feinde Die Weltmacht USA und das deutsche Bundesland Hessen haben derzeit erstaunlich viel gemeinsam: Bei beiden entscheidet sich morgen, wer das Land in den kommenden Jahren führt. Bei beiden ist die Welt bereits davon überzeugt, dass der Sieger einen ungewöhnlichen Namen trägt. Und dennoch ist es noch möglich, dass Barack Obama nicht zum US*Präsidenten und Andrea Ypsilanti nicht zur hessischen Ministerpräsidentin gewählt wird. Die Gründe fürs Scheitern wären in Hessen jedoch völlig andere als in Amerika. Während man dem demokratischen Kandidaten keine gravierenden Fehler im Wahlkampf vorwerfen kann, hätte die SPD*Politikerin eine Niederlage im Landtag selbst verschuldet. Auf den ersten Blick scheint der Ausgang klar: Die rot*rot-grüne Mehrheit kommt selbst dann noch zustande, wenn die SPD*Parteirebellin Dagmar Metzger ihrer Chefin die Stimme * wie angekündigt - weiter verweigert. Die Gefahr besteht aber, dass ihr parteiinterner Kontrahent Jürgen Walter * trotz gegenteiliger Ankündigung * Ypsilanti die Stimme doch versagt. Immerhin ist er auf dem SPD*Parteitag offen in die Opposition gegangen und hat gegen den Koalitionsvertrag gestimmt. Die Verärgerung des wirtschaftsnahen Parteiflügels über die Zerstückelung des Wirtschaftsministeriums und die geplante Verzögerung des Flughafenausbaus sind nicht zu unterschätzen. Spätestens wenn Ypsilanti regiert, muss sie lernen, ihre zahlreichen Gegner und Skeptiker besser zu integrieren. Sollte es nun doch nicht dazu kommen, wäre es unnötig, gesellschaftliche Vorurteile als Erklärung zu bemühen. Auch das unterscheidet Hessen von Amerika. Kontakt: Kommentar@ftd.de Thomas Steinmann * 040/31990483 Ruth Fend * 040/31990334 Nils Kreimeier * 030/22074144 Christian Schütte * 030/22074161
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November 02, 2008 14:30 ET (19:30 GMT)