Der Wohnmobilhersteller Hymer ist wegen der Absatzkrise in der Caravanbranche in die roten Zahlen gerutscht und baut 350 Arbeitsplätze ab. Rund 250 Stellen sollen in Deutschland gestrichen werden, sagte Hymer-Chef Hermann Pfaff am Donnerstag in Stuttgart. Betroffen sei vor allem der Konzernsitz in Bad Waldsee. Dort wurden 100 Leiharbeiter entlassen, 100 Festangestellte sollen folgen. Zudem hat der europäische Marktführer für Wohnwagen und Wohnmobile hunderte Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt.
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 (31. August) fuhr Hymer einen Verlust im niedrigen einstelligen Millionenbereich ein. Die Erlöse brachen um 17,8 Prozent auf 168,2 Millionen Euro ein. Eine Prognose für die kommenden Monate wagte Pfaff wegen der unsicheren und angespannten Lage in der Brache nicht.
PRODUKTIONSDROSSELUNG
Hymer habe auf die Absatzkrise mit einer Drosselung der Produktion um mehr als ein Viertel (26,8 Prozent) von September 2008 bis Januar 2009 reagiert, sagte der Konzernchef. Neben Bad Waldsee sollen in Deutschland auch an den Standorten Kehl und Koblenz 50 Arbeitsplätze gestrichen werden. Außerdem baut der Konzern 55 Jobs in Italien und 50 an den Standorten in Frankreich ab.
Von Kurzarbeit sind im Februar für zwei Wochen in Bad Waldsee alle 680 Mitarbeiter in der Produktion betroffen. Sie hatten bereits im Dezember und Januar kurz gearbeitet. In Koblenz wurde für alle 250 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. In Kehl sollen Arbeitszeitverkürzungen zunächst über den Abbau von Überstunden geregelt werden. An dem Standort arbeiten rund 800 Menschen.
WEITERE MASSNAHMEN
"Wenn es notwendig wird, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen", sagte Pfaff. Er gehe aber davon aus, dass sich der Markt für Freizeitfahrzeuge schneller erholen werde als der Automobilmarkt. Wichtigste Kunden des Wohnmobilherstellers seien ältere Menschen, deren finanzielle Verhältnisse meist stabiler seien als die jüngerer Käufer, sagte er. Grund für die Krise sei, dass von den Händlern vorbestellte Fahrzeuge nicht im erwarteten Umfang verkauft worden seien. Viele Händler hätten daraufhin Bestellungen storniert und weniger neue Fahrzeuge geordert.
Auch andere Hersteller trifft die Krise mit voller Wucht. Der Hymer-Konkurrent Knaus Tabbert aus Jandelsbrunn im Bayerischen Wald hatte im Oktober einen Insolvenzantrag gestellt, nachdem die Banken wegen schlechter Geschäftszahlen einen Übergangskredit für die Wintermonate verweigert hatten. Der niederländische Investor HTP übernahm alle drei Werke.
Bei Hymer war der Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 (31. August) um etwa ein Drittel auf 17 Millionen Euro eingebrochen. Beim Umsatz verbuchte der Konzern dagegen einen Plus von fünf Prozent auf 913,2 Millionen Euro. Insgesamt verkaufte Hymer rund 26.100 Wohnwagen und Wohnmobile, das waren 100 mehr als im Vorjahr./sba/DP/edh
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