New York (BoerseGo.de) - Die heutige Schwäche der Wall Street war fällig gewesen. In der Rallye der Vortage hatte der Aktienmarkt mehr als 20 Prozent gewonnen (was die Definition eines Bullenmarktes trifft). Das Ganze geschah gegen eine massive Wand aus Pessimismus. Druck erzeugt bekanntlich Gegendruck. Heute fehlte es an der Kraft - und an den entsprechenden Nachrichten - um gegen zu halten, also nahm man wieder ein bisschen Geld vom Tisch. Dennoch blieb ein Wochengewinn von etwa 6 Prozent.
Für die heutigen Verkäufe boten sich drei Vorwände an:
1. Accenture wirft einen Schatten
Im Gegensatz zu gestern fehlten heute die optimistischen Unternehmensausblicke, stattdessen belastete Accenture. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing gab gestern nach Börsenschluss einen enttäuschenden Ausblick ab. Das wurde als eine Bestätigung für die Schwäche der Industrie-Konjunktur verstanden und warf vor allem einen Schatten auf den gesamten Technologie-Sektor.
2. Schleppender Konsum
Ebenfalls im Gegensatz zu den Vortagen - an denen Konjunkturdaten belebten, die besser als erwartet ausfielen (Auftragseingänge dauerhafter Güter, Eigenheimverkäufe und -preise) - gab es heute eher durchwachsene Konjunkturzahlen.
Die Einkommen der privaten Haushalte (Verbraucher) fielen im Februar um 0,2 Prozent (Erwartung: minus 0,1 Prozent, Vormonat: plus 0,2 Prozent). Nach Steuern ging das verfügbare Einkommen der Verbraucher um 0,4 Prozent zurück. Deren Ausgaben (also der Konsum) stiegen allerdings um 0,2 Prozent (Erwartung: ebenfalls plus 0,2 Prozent, der Vormonat wurde allerdings deutlich hochrevidiert, nämlich von plus 0,6 Prozent auf plus 1,0 Prozent). Abzüglich Preissteigerungen (also real) fielen die Konsumentenausgaben um 0,2 Prozent (Januar: plus 0,7 Prozent).
Fazit: Der Konsum bleibt - wegen der steigendenden Arbeitslosigkeit, die die Einkommen mindert - gedämpft, entwickelt sich aber besser als im vierten Quartal 2008.
3. Harter März?
Belastend wirkten auch die Meldungen, die aus einem Treffen der Bank-CEOs mit Obama heraussickerten. Bank of America's CEO Lewis und JP Morgan Chase CEO Dimon erklärten, der März verlaufe etwas härter („a little tougher“) als die Vormonate, vor allem im Handelsgeschäft dieser Banken. Das drückte natürlich wieder auf die Stimmung für Finanz-Titel, die mit einem Tagesminus von 3,5 Prozent die Wall Street unter Wasser drückten (Wochengewinn allerdings plus 12,2 Prozent)
Volle Fahrt im kommenden Jahr?
Andererseits arbeiten sich die positiven Impulse der offensiven Wirtschaftspolitik, vor allem der sehr aggressiven Geldpolitik, weiter durch das Wirtschaftssystem. Das signalisieren vor allem die fallenden Hypothekenzinsen, die bereits zu ersten Erfolgen an der Immobilienfront führten. Der Infodienst Bespoke berichtete, dass von den 12 Konjunkturmeldungen dieser Woche immerhin neun besser ausfielen als erwartet. Das Mosaik-Bild der US-Wirtschaft, das sich aus vielen „Steinchen“, also Konjunkturdaten, zusammensetzt, wird allmählich freundlicher.
Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Rezession bis Jahresende zu Ende geht. Diese Erwartung wurde in dieser Woche auch von verschiedenen Gouverneuren der Fed ausgesprochen, die die Meinung vertraten, dass die US-Wirtschaft im Verlauf 2010 schon wieder volle Fahrt aufnimmt.
Wenn sich die Wirtschaft wieder normalisiert, bedeutet das natürlich auch an der Wall Street wieder eine Rückkehr zur Normalität. Das bedeutet also wesentlich höhere Kurse, also eine Rückkehr zu den Niveaus vor der Rezession. Da heute noch „gefühlt“ hundert Jahre Rezession eingepreist werden, bieten die immer noch tief-gepressten Bewertungen daher möglicherweise die Chance des Jahrhunderts.
Der Dow Jones Industrial Average verlor 1,87 Prozent auf 7.776 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 sank 2,03 Prozent auf 815 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index rutschte 2,63 Prozent auf 1.545 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 6,8 Prozent
S&P 500 plus 6,2 Prozent
Nasdaq plus 6,0 Prozent
Dow Jones Average: Geld vom Tisch
Tops:
General Motors, bereits gestern schon der Top des Blue Chip Index, schaffte das Kunststück heute noch einmal, diesmal mit plus 6,2 Prozent auf 3,62 Dollar. Dort hilft die Hoffnung, dass Obama, der sich kommende Woche zu den Autobauern äußern will, doch noch einen Rettungsplan aus dem Ärmel schüttelt.
Die restlichen drei, die heute im grünen Bereich abschlossen, hatten nur marginale Gewinne:
Coca Cola plus 0,6 Prozent auf 45,10 Dollar. Der Brause-King gilt als defensiv, Durst haben die Leute schließlich immer.
Hewlett-Packard plus 0,4 Prozent auf 33,33 Dollar. Vielleicht wurde der Weltmarktführer bei PCs und Druckern von Schnäppchenjägern gekauft.
Verizon Communications plus 0,3 Prozent auf 30,62 Dollar. Der Telefonversorger zählt ebenfalls zu den defensiven Papieren.
Flops:
Bei den Banken wurde - nach der Rallye - wieder ein bisschen Geld vom Tisch genommen. Außerdem belastete der JP Morgan-Kommentar zum „strengen März“.
Die Citigroup sank 6,8 Prozent auf 2,62 Dollar. Dort machen die Leerverkäufer schon wieder mächtig Druck. Mitte März stieg dort die Zahl der leerverkauften Aktien von 203 Millionen auf 999 Millionen, berichtete Bespoke.
JP Morgan litt unter den heutigen Äußerungen ihres CEOs und verlor 5,8 Prozent auf 27,40 Dollar.
IBM verbilligte sich 4,7 Prozent auf 94,15 Dollar. Händler vermuteten, dass „Big Blue“ im Schatten von Accenture stand. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing gab gestern nach Börsenschluss einen schwachen Ausblick ab und steht dafür heute an der Wall Street unter Druck. Die Beobachter verwiesen darauf, dass IBM ähnliche Technologie- und Outsourcing-Dienste anbietet.
S&P 500: Globale Wachstumschancen
Tops:
KB Home gewann 6,3 Prozent auf 15,05 Dollar. Der Eigenheimbauer hat seinen Verlust deutlich verringert und meldet ein Anstieg der Aufträge um 26 Prozent.
JC Penney stieg 6,7 Prozent auf Dollar. JP Morgan hob den Kaufhausbetreiber von“Untergewichten“ auf „Neutral“.
Guess avancierte 2,5 Prozent auf 20,69 Dollar. Der Fashionhändler bekam Rückenwind von der Credit Suisse. Die Schweizer leiteten heute die Beobachtung der Konsumaktie mit dem Urteil „Outperform“ und dem Kursziel 25 Dollar ein. Die Bank sieht globale Wachstumschancen. Die Risiken sind bereits schon im gedrückten Aktienkurs eingepreist, hieß es.
Der sehr volatile Studentenfinanzierer SLM - bekannt als Salli Mae - sprang nachrichtenlos 8,2 Prozent auf 4,47 Dollar.
Der griechische Reeder DryShips, spezialisiert auf den Transport von Rohstoffen, gewann ebenfalls nachrichtenlos 14,7 Prozent auf 5,86 Dollar.
Flops:
Der Banken ETF Financial Spider fiel 3 Prozent.
Accenture rutschte 13,5 Prozent auf Dollar. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing, meldete gestern nach Börsenschluss zwar mehr Gewinn als erwartet, gab aber einen enttäuschenden Ausblick ab. Dafür wurde der Bermuda-Bewohner heute abgestraft. Der Broker Stifel Nicolaus & Co. passte seine Gewinnschätzungen nach unten an und degradierte die Aktie von “Kaufen“ auf „Halten“. Der Broker Thomas Weisel ging ebenfalls mit den Gewinnschätzungen herunter. Die Deutsche Bank bekräftigte dagegen ihre Kaufempfehlung. Der Konzern schlage sich in einem schwierigen Umfeld relativ gut, hieß es. Außerdem lobt die Bank die starken Kassenzuflüsse, geographische Reichweite (in vielen Ländern) und die Pipeline neuer Projekte.
Nasdaq: Big in China?
Die technologielastige Computerbörse litt unter dem schwachen Ausblick der Technologie-Outsourcing-Firma Accenture, der einen Schatten auf den gesamten Technologie-Sektor warf.
Apple verlor 2,8 Prozent auf 106,85 Dollar. Die Aktie litt heute unter der allgemeinen Geld-vom-Tisch-Stimmung. Daher verpuffte ein wohlwollender Broker-Kommentar. Analyst Scott Craig bei Bank of America/Merrill Lynch hob heute sein Kursziel für die Kalifornier von 110 Dollar auf 120 Dollar an. Craig verwies dabei auf den bevorstehenden Start des iPhones im Wachstumsmarkt China. Dort könnte das Apple-Handy schnell einen Marktanteil von 20 Prozent erobern, glaubt der Analyst. Er bezog sich dabei auf Berichte, dass der fernöstliche Provider China Unicom das iPhone anbietet, wenn er sein Netz fertiggestellt hat. Craig beobachtet, dass sich die Produktion der Geräte schon signifikant beschleunigt hat. Das signalisiere, dass Apple mit einer kräftigen Nachfrage rechnet, hieß es.
Craig geht davon aus, dass Apple in diesem Jahr 1,5 Millionen iPhones in China verkauft, falls das Gerät - wie erwartet - zur Jahresmitte dort startet. Für 2010 erwartet er einen Anstieg auf 4,6 Millionen Geräte und für 2011 auf 5,8 Millionen Handys.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, bröckelte 0,07 Prozent auf 45,01 Dollar.
Palm gab 0,11 Prozent auf 8,80 Dollar ab.
Intel sank 2,5 Prozent auf 15,42 Dollar. Der Chip-Riese will neue Aktien ausgeben, um sich frisches Kapital im Volumen von 1 Milliarden Dollar (für Unternehmenszukäufe) zu besorgen. Weil dadurch die Gewinne für die restlichen Aktionäre möglicherweise verwässert werden, verkauften viele.
Novellus gewann dagegen 4 Prozent auf 16,96 Dollar. Der Broker Oppenheimer wertete den Halbleiterausrüster von „Underperform“ auf „Perform“ auf und schraubte das Kursziel gleich von 9 Dollar auf 20 Dollar hoch. Die Verluststrecke der Kalifornier nähere sich ihrem Ende, hieß es. Novellus sollte außerdem davon profitieren, dass die Speicherchip-Hersteller (DRAM) künftig auch mit dem Rohstoff Kupfer arbeitet. Man glaube zudem, dass der Halbleiterausrüster ein geeigneter Übernahmekandidat ist.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor 2,1 Prozent auf 240 Punkte.
3Com avancierte 3,3 Prozent auf 3,18 Dollar Das verdanken die Aktionäre Barclays. Die Briten hoben den Netzwerkausrüster von „Untergewichten“ auf „Gleichgewichten“ und verbesserten das Kursziel von 2,75 Dollar auf 3,00 Dollar. Die Londoner loben die stabilen Einnahmen, solide Gewinnmargen und betrachten die Bewertung jetzt als angemessen.
Amgen verbesserte sich ökonomische 0,4 Prozent auf 51,65 Dollar. Dafür sorgte JP Morgan. Die Bank wertete den Biotech-Riesen von „Neutral“ auf „Übergewichten“ auf und hob das Kursziel auf 69 Dollar. Die Aktie sei attraktiv bewertet, hieß es.
Internet: Effizient in Nevada
Amazon.com gab 4,3 Prozent ab und schloss auf 70,52 Dollar. Der weltweit größte Onlinehändler hat seit Jahresanfang eine formidable Rallye hingelegt (plus 37 Prozent) und sich gegenüber dem Novembertief (34,68 Dollar) verdoppelt. Das fiel auch den Analysten auf. Analyst James Mitchell von Goldman Sachs strich den E-Commerce-Pionier heute von seiner „Überzeugungsliste“ (Americas Conviction List). Der Grund: Die Aktie habe über die vergangenen 12 Monate ihren Kurs verteidigt, sei also stabil geblieben, währenddessen habe der S&P 500 38 Prozent verloren. Mitchell bleibt aber bei der Empfehlung „Kaufen“ und schraubte das Kursziel von 70 Dollar auf 81 Dollar hoch. Der Onlinehändler bleibe sein Favorit unter den US-Internetaktien wegen der langfristigen Wachstumsorientierung. Außerdem gewinne Amazon Marktanteile, etwa zu Lasten von Ebay.
Analyst Jason Avilio vom Broker Kaufman Brothers startete heute die Beobachtung nur mit „Halten“ und Kursziel 69 Dollar.
Amazon.com verliert Prozent auf Dollar. Avilio verwies auf die Unsicherheiten bezüglich der Verbraucherausgaben, neue US-Steuern auf den E-Commerce und angeblichen Wettbewerbsdruck von Firmen wie Wal-Mart, Best Buy oder Costco.
Außerdem meldete der Dienstleister die Schließung von drei Vertriebscentern in den USA (Indiana, Nevada und Pennsylvania). Begründet wurde das mit einer Neustrukturierung des Vertriebssystems. „Dieser Schritt dient der Kostenkontrolle und der Effizienz“, kommentierte der Broker BWS Financial.
Der Rivale Ebay verlor 1,7 Prozent auf 183,15 Dollar.
Google minus 1,6 Prozent auf 347,70 Dollar. Bereits gestern kam die Meldung, dass der Suchmaschinen-King sein Marketing-Personal strafft und 200 Jobs streicht, 1 Prozent der weltweiten Belegschaft.
Yahoo minus 1,3 Prozent auf 13,18 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, minus 1,7 Prozent auf 183,15 Dollar.
Öl: Günstiger
An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der Mai-Kontrakt für Crude um 2,04 Dollar und schloss auf 52,30 Dollar.
Gold: Billiger
Der Gold-Kontrakt für April fiel heute an der New York Mercantile Exchange um 17,20 Dollar und schloss auf 922,80 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 937,05 Dollar.
Ausblick:
Montag:
Dienstag:
15:45 Uhr Chicago Einkaufs Managerindex (Industrieentwicklung im Ballungsgebiet) vom März
Mittwoch:
16:00 Uhr Bauausgaben vom Februar plus Einkaufs Managerindex USA (Industrieentwicklung) sowie anstehende Eigenheimverkäufe, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche, 16:00 Uhr Auftragseingänge der Industrie vom März
Freitag:
14:30 Uhr Arbeitsmarktbericht vom März (neue Jobs, Arbeitslosenquote, Stundenlöhne), 16:00 Uhr Einkaufs Managerindex Dienstleistungen USA
Für die heutigen Verkäufe boten sich drei Vorwände an:
1. Accenture wirft einen Schatten
Im Gegensatz zu gestern fehlten heute die optimistischen Unternehmensausblicke, stattdessen belastete Accenture. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing gab gestern nach Börsenschluss einen enttäuschenden Ausblick ab. Das wurde als eine Bestätigung für die Schwäche der Industrie-Konjunktur verstanden und warf vor allem einen Schatten auf den gesamten Technologie-Sektor.
2. Schleppender Konsum
Ebenfalls im Gegensatz zu den Vortagen - an denen Konjunkturdaten belebten, die besser als erwartet ausfielen (Auftragseingänge dauerhafter Güter, Eigenheimverkäufe und -preise) - gab es heute eher durchwachsene Konjunkturzahlen.
Die Einkommen der privaten Haushalte (Verbraucher) fielen im Februar um 0,2 Prozent (Erwartung: minus 0,1 Prozent, Vormonat: plus 0,2 Prozent). Nach Steuern ging das verfügbare Einkommen der Verbraucher um 0,4 Prozent zurück. Deren Ausgaben (also der Konsum) stiegen allerdings um 0,2 Prozent (Erwartung: ebenfalls plus 0,2 Prozent, der Vormonat wurde allerdings deutlich hochrevidiert, nämlich von plus 0,6 Prozent auf plus 1,0 Prozent). Abzüglich Preissteigerungen (also real) fielen die Konsumentenausgaben um 0,2 Prozent (Januar: plus 0,7 Prozent).
Fazit: Der Konsum bleibt - wegen der steigendenden Arbeitslosigkeit, die die Einkommen mindert - gedämpft, entwickelt sich aber besser als im vierten Quartal 2008.
3. Harter März?
Belastend wirkten auch die Meldungen, die aus einem Treffen der Bank-CEOs mit Obama heraussickerten. Bank of America's CEO Lewis und JP Morgan Chase CEO Dimon erklärten, der März verlaufe etwas härter („a little tougher“) als die Vormonate, vor allem im Handelsgeschäft dieser Banken. Das drückte natürlich wieder auf die Stimmung für Finanz-Titel, die mit einem Tagesminus von 3,5 Prozent die Wall Street unter Wasser drückten (Wochengewinn allerdings plus 12,2 Prozent)
Volle Fahrt im kommenden Jahr?
Andererseits arbeiten sich die positiven Impulse der offensiven Wirtschaftspolitik, vor allem der sehr aggressiven Geldpolitik, weiter durch das Wirtschaftssystem. Das signalisieren vor allem die fallenden Hypothekenzinsen, die bereits zu ersten Erfolgen an der Immobilienfront führten. Der Infodienst Bespoke berichtete, dass von den 12 Konjunkturmeldungen dieser Woche immerhin neun besser ausfielen als erwartet. Das Mosaik-Bild der US-Wirtschaft, das sich aus vielen „Steinchen“, also Konjunkturdaten, zusammensetzt, wird allmählich freundlicher.
Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass die Rezession bis Jahresende zu Ende geht. Diese Erwartung wurde in dieser Woche auch von verschiedenen Gouverneuren der Fed ausgesprochen, die die Meinung vertraten, dass die US-Wirtschaft im Verlauf 2010 schon wieder volle Fahrt aufnimmt.
Wenn sich die Wirtschaft wieder normalisiert, bedeutet das natürlich auch an der Wall Street wieder eine Rückkehr zur Normalität. Das bedeutet also wesentlich höhere Kurse, also eine Rückkehr zu den Niveaus vor der Rezession. Da heute noch „gefühlt“ hundert Jahre Rezession eingepreist werden, bieten die immer noch tief-gepressten Bewertungen daher möglicherweise die Chance des Jahrhunderts.
Der Dow Jones Industrial Average verlor 1,87 Prozent auf 7.776 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 sank 2,03 Prozent auf 815 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index rutschte 2,63 Prozent auf 1.545 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 6,8 Prozent
S&P 500 plus 6,2 Prozent
Nasdaq plus 6,0 Prozent
Dow Jones Average: Geld vom Tisch
Tops:
General Motors, bereits gestern schon der Top des Blue Chip Index, schaffte das Kunststück heute noch einmal, diesmal mit plus 6,2 Prozent auf 3,62 Dollar. Dort hilft die Hoffnung, dass Obama, der sich kommende Woche zu den Autobauern äußern will, doch noch einen Rettungsplan aus dem Ärmel schüttelt.
Die restlichen drei, die heute im grünen Bereich abschlossen, hatten nur marginale Gewinne:
Coca Cola plus 0,6 Prozent auf 45,10 Dollar. Der Brause-King gilt als defensiv, Durst haben die Leute schließlich immer.
Hewlett-Packard plus 0,4 Prozent auf 33,33 Dollar. Vielleicht wurde der Weltmarktführer bei PCs und Druckern von Schnäppchenjägern gekauft.
Verizon Communications plus 0,3 Prozent auf 30,62 Dollar. Der Telefonversorger zählt ebenfalls zu den defensiven Papieren.
Flops:
Bei den Banken wurde - nach der Rallye - wieder ein bisschen Geld vom Tisch genommen. Außerdem belastete der JP Morgan-Kommentar zum „strengen März“.
Die Citigroup sank 6,8 Prozent auf 2,62 Dollar. Dort machen die Leerverkäufer schon wieder mächtig Druck. Mitte März stieg dort die Zahl der leerverkauften Aktien von 203 Millionen auf 999 Millionen, berichtete Bespoke.
JP Morgan litt unter den heutigen Äußerungen ihres CEOs und verlor 5,8 Prozent auf 27,40 Dollar.
IBM verbilligte sich 4,7 Prozent auf 94,15 Dollar. Händler vermuteten, dass „Big Blue“ im Schatten von Accenture stand. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing gab gestern nach Börsenschluss einen schwachen Ausblick ab und steht dafür heute an der Wall Street unter Druck. Die Beobachter verwiesen darauf, dass IBM ähnliche Technologie- und Outsourcing-Dienste anbietet.
S&P 500: Globale Wachstumschancen
Tops:
KB Home gewann 6,3 Prozent auf 15,05 Dollar. Der Eigenheimbauer hat seinen Verlust deutlich verringert und meldet ein Anstieg der Aufträge um 26 Prozent.
JC Penney stieg 6,7 Prozent auf Dollar. JP Morgan hob den Kaufhausbetreiber von“Untergewichten“ auf „Neutral“.
Guess avancierte 2,5 Prozent auf 20,69 Dollar. Der Fashionhändler bekam Rückenwind von der Credit Suisse. Die Schweizer leiteten heute die Beobachtung der Konsumaktie mit dem Urteil „Outperform“ und dem Kursziel 25 Dollar ein. Die Bank sieht globale Wachstumschancen. Die Risiken sind bereits schon im gedrückten Aktienkurs eingepreist, hieß es.
Der sehr volatile Studentenfinanzierer SLM - bekannt als Salli Mae - sprang nachrichtenlos 8,2 Prozent auf 4,47 Dollar.
Der griechische Reeder DryShips, spezialisiert auf den Transport von Rohstoffen, gewann ebenfalls nachrichtenlos 14,7 Prozent auf 5,86 Dollar.
Flops:
Der Banken ETF Financial Spider fiel 3 Prozent.
Accenture rutschte 13,5 Prozent auf Dollar. Der Spezialist für Consulting, Technologie-Diensten und Outsourcing, meldete gestern nach Börsenschluss zwar mehr Gewinn als erwartet, gab aber einen enttäuschenden Ausblick ab. Dafür wurde der Bermuda-Bewohner heute abgestraft. Der Broker Stifel Nicolaus & Co. passte seine Gewinnschätzungen nach unten an und degradierte die Aktie von “Kaufen“ auf „Halten“. Der Broker Thomas Weisel ging ebenfalls mit den Gewinnschätzungen herunter. Die Deutsche Bank bekräftigte dagegen ihre Kaufempfehlung. Der Konzern schlage sich in einem schwierigen Umfeld relativ gut, hieß es. Außerdem lobt die Bank die starken Kassenzuflüsse, geographische Reichweite (in vielen Ländern) und die Pipeline neuer Projekte.
Nasdaq: Big in China?
Die technologielastige Computerbörse litt unter dem schwachen Ausblick der Technologie-Outsourcing-Firma Accenture, der einen Schatten auf den gesamten Technologie-Sektor warf.
Apple verlor 2,8 Prozent auf 106,85 Dollar. Die Aktie litt heute unter der allgemeinen Geld-vom-Tisch-Stimmung. Daher verpuffte ein wohlwollender Broker-Kommentar. Analyst Scott Craig bei Bank of America/Merrill Lynch hob heute sein Kursziel für die Kalifornier von 110 Dollar auf 120 Dollar an. Craig verwies dabei auf den bevorstehenden Start des iPhones im Wachstumsmarkt China. Dort könnte das Apple-Handy schnell einen Marktanteil von 20 Prozent erobern, glaubt der Analyst. Er bezog sich dabei auf Berichte, dass der fernöstliche Provider China Unicom das iPhone anbietet, wenn er sein Netz fertiggestellt hat. Craig beobachtet, dass sich die Produktion der Geräte schon signifikant beschleunigt hat. Das signalisiere, dass Apple mit einer kräftigen Nachfrage rechnet, hieß es.
Craig geht davon aus, dass Apple in diesem Jahr 1,5 Millionen iPhones in China verkauft, falls das Gerät - wie erwartet - zur Jahresmitte dort startet. Für 2010 erwartet er einen Anstieg auf 4,6 Millionen Geräte und für 2011 auf 5,8 Millionen Handys.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, bröckelte 0,07 Prozent auf 45,01 Dollar.
Palm gab 0,11 Prozent auf 8,80 Dollar ab.
Intel sank 2,5 Prozent auf 15,42 Dollar. Der Chip-Riese will neue Aktien ausgeben, um sich frisches Kapital im Volumen von 1 Milliarden Dollar (für Unternehmenszukäufe) zu besorgen. Weil dadurch die Gewinne für die restlichen Aktionäre möglicherweise verwässert werden, verkauften viele.
Novellus gewann dagegen 4 Prozent auf 16,96 Dollar. Der Broker Oppenheimer wertete den Halbleiterausrüster von „Underperform“ auf „Perform“ auf und schraubte das Kursziel gleich von 9 Dollar auf 20 Dollar hoch. Die Verluststrecke der Kalifornier nähere sich ihrem Ende, hieß es. Novellus sollte außerdem davon profitieren, dass die Speicherchip-Hersteller (DRAM) künftig auch mit dem Rohstoff Kupfer arbeitet. Man glaube zudem, dass der Halbleiterausrüster ein geeigneter Übernahmekandidat ist.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor 2,1 Prozent auf 240 Punkte.
3Com avancierte 3,3 Prozent auf 3,18 Dollar Das verdanken die Aktionäre Barclays. Die Briten hoben den Netzwerkausrüster von „Untergewichten“ auf „Gleichgewichten“ und verbesserten das Kursziel von 2,75 Dollar auf 3,00 Dollar. Die Londoner loben die stabilen Einnahmen, solide Gewinnmargen und betrachten die Bewertung jetzt als angemessen.
Amgen verbesserte sich ökonomische 0,4 Prozent auf 51,65 Dollar. Dafür sorgte JP Morgan. Die Bank wertete den Biotech-Riesen von „Neutral“ auf „Übergewichten“ auf und hob das Kursziel auf 69 Dollar. Die Aktie sei attraktiv bewertet, hieß es.
Internet: Effizient in Nevada
Amazon.com gab 4,3 Prozent ab und schloss auf 70,52 Dollar. Der weltweit größte Onlinehändler hat seit Jahresanfang eine formidable Rallye hingelegt (plus 37 Prozent) und sich gegenüber dem Novembertief (34,68 Dollar) verdoppelt. Das fiel auch den Analysten auf. Analyst James Mitchell von Goldman Sachs strich den E-Commerce-Pionier heute von seiner „Überzeugungsliste“ (Americas Conviction List). Der Grund: Die Aktie habe über die vergangenen 12 Monate ihren Kurs verteidigt, sei also stabil geblieben, währenddessen habe der S&P 500 38 Prozent verloren. Mitchell bleibt aber bei der Empfehlung „Kaufen“ und schraubte das Kursziel von 70 Dollar auf 81 Dollar hoch. Der Onlinehändler bleibe sein Favorit unter den US-Internetaktien wegen der langfristigen Wachstumsorientierung. Außerdem gewinne Amazon Marktanteile, etwa zu Lasten von Ebay.
Analyst Jason Avilio vom Broker Kaufman Brothers startete heute die Beobachtung nur mit „Halten“ und Kursziel 69 Dollar.
Amazon.com verliert Prozent auf Dollar. Avilio verwies auf die Unsicherheiten bezüglich der Verbraucherausgaben, neue US-Steuern auf den E-Commerce und angeblichen Wettbewerbsdruck von Firmen wie Wal-Mart, Best Buy oder Costco.
Außerdem meldete der Dienstleister die Schließung von drei Vertriebscentern in den USA (Indiana, Nevada und Pennsylvania). Begründet wurde das mit einer Neustrukturierung des Vertriebssystems. „Dieser Schritt dient der Kostenkontrolle und der Effizienz“, kommentierte der Broker BWS Financial.
Der Rivale Ebay verlor 1,7 Prozent auf 183,15 Dollar.
Google minus 1,6 Prozent auf 347,70 Dollar. Bereits gestern kam die Meldung, dass der Suchmaschinen-King sein Marketing-Personal strafft und 200 Jobs streicht, 1 Prozent der weltweiten Belegschaft.
Yahoo minus 1,3 Prozent auf 13,18 Dollar.
Baidu, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, minus 1,7 Prozent auf 183,15 Dollar.
Öl: Günstiger
An der New York Mercantile Exchange verbilligte sich der Mai-Kontrakt für Crude um 2,04 Dollar und schloss auf 52,30 Dollar.
Gold: Billiger
Der Gold-Kontrakt für April fiel heute an der New York Mercantile Exchange um 17,20 Dollar und schloss auf 922,80 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 937,05 Dollar.
Ausblick:
Montag:
Dienstag:
15:45 Uhr Chicago Einkaufs Managerindex (Industrieentwicklung im Ballungsgebiet) vom März
Mittwoch:
16:00 Uhr Bauausgaben vom Februar plus Einkaufs Managerindex USA (Industrieentwicklung) sowie anstehende Eigenheimverkäufe, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche, 16:00 Uhr Auftragseingänge der Industrie vom März
Freitag:
14:30 Uhr Arbeitsmarktbericht vom März (neue Jobs, Arbeitslosenquote, Stundenlöhne), 16:00 Uhr Einkaufs Managerindex Dienstleistungen USA
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)