Gesetzlich Krankenversicherte zahlen immer mehr Praxisgebühr beim Zahnarzt. Im vergangenen Jahr hätten die Versicherten laut einer Hochrechnung 406 Millionen Euro Gebühr bei den 54.780 Vertragszahnärzten in Deutschland entrichtet, sagte der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Jürgen Fedderwitz, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. 2007 seien es noch 401,5 Millionen Euro gewesen, 2006 rund 395 Millionen.
"Das ist eine Last für die Patienten und eine Subventionierung der gesetzlichen Krankenversicherung auf Kosten der Versicherten", kritisierte Fedderwitz. Der Spitzenverband der gesetzlichen Kassen (GKV) widersprach: "Die Praxisgebühr ist Teil der gesetzlich vorgesehenen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung und hat nichts mit irgendwelchen Subventionen zu tun. Dies sollte der Vertreter der Zahnärzte, die den Großteil ihrer Einnahmen aus der gesetzlichen Krankenversicherung erzielen, eigentlich wissen", sagte GKV-Sprecher Florian Lanz am Montag der dpa.
PRAXISGEBÜHR IST KONTRAPRODUKTIV
Die Zahnärzte warnen vor negativen Folgen der Gebühr. "Die Praxisgebühr beim Zahnarzt ist kontraproduktiv, da sie keine positive Lenkungswirkung entfalten kann, sondern die Menschen höchstens vom rechtzeitigen Arztbesuch abhält", kritisierte Fedderwitz. Zwar gingen 70 Prozent der Bevölkerung gehen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. "Wenn man die gute Vorsorge bei Kindern ins Erwachsenenalter herüberretten will", sollte man aber auf die Praxisgebühr verzichten, forderte er. Niemand sollte vom frühzeitigen Gang zum Zahnarzt abgeschreckt werden, denn so lassen sich spätere, aufwendigere Behandlungen verhindern, meinte Fedderwitz.
Gesetzlich Versicherte müssen eine Praxisgebühr von zehn Euro pro Quartal bei erstmaliger Inanspruchnahme eines Arztes zahlen./bw/DP/js
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