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WASHINGTON (dpa-AFX) - Das Oberste Gericht in den USA hat einen
raschen Einstieg des italienischen Fiat-Konzerns
Die Entscheidung des Gerichts kommt für viele Beobachter völlig überraschend. Eine weitere Verzögerung birgt nach Ansicht von Experten das Risiko, dass sich Fiat aus dem rettenden Deal mit Chrysler zurückziehen könnte. Noch kurz zuvor hatte die US-Regierung am Montag die Richter aufgerufen, das Verfahren nicht zu blockieren und vor "schweren Konsequenzen" gewarnt.
EINSPRUCH DER GLÄUBIGER
Die obersten Richter gaben dem Einspruch der Gläubiger nach. Diese waren zuvor beim Insolvenzrichter und beim Berufungsgericht unterlegen. Daraufhin zogen sie vor das Oberste US-Gericht. Das Berufungsgericht hatte die Chrysler-Übernahme zunächst lediglich bis Montag 22.00 Uhr MESZ ausgesetzt.
Eine weitere Verzögerung gilt als riskant für Chrysler, denn die Italiener haben die Möglichkeit, den Deal platzen zu lassen, wenn er bis zum 15. Juni nicht rechtlich sicher ist. Da kein anderer Investor für den maroden US-Autobauer in Sicht ist, könnte ein Abspringen von Fiat das Ende des Traditionsunternehmens Chrysler bedeuten. Die Verzögerung bedeutet zugleich einen Rückschlag für Präsident Barack Obama, Chrysler in einem Blitzverfahren durch die Insolvenz zu bringen und zur Sanierung in die Hände der Italiener zu legen.
20-PROZENT-ANTEIL GEPLANT
Bisherigen Plänen zufolge soll Fiat soll zunächst 20 Prozent an Chrysler übernehmen. Zudem erhalten die Italiener Optionen auf eine spätere Mehrheit. Chrysler erhofft, durch Fiat den Markt für kleinere, benzinsparende Autos zu erobern.
Chrysler steht bei den Pensionsfonds mit 42 Millionen Dollar in der Kreide. Nach dem Sanierungsplan, dem 92 Prozent der Gläubiger zugestimmten, sollen die Geldgeber nur etwa 29 Cent für jeden Dollar zurückbekommen, den Chrysler ihnen schuldet. US-Medienberichten zufolge wären die Einbußen der klagenden Indiana-Pensionsfonds jedoch deutlich geringer als das: Sie hätten die Chrysler-Schuldpapiere erst im Juli vergangenen Jahres mit massiven Abschlägen gekauft, und zwar zu 43 Cent auf einen Dollar Nominalwert.
TESTLAUF FÜR GENERAL MOTORS
Insgesamt schuldet der Autobauer privaten Gläubigern knapp sieben Milliarden Dollar (5 Mrd Euro). Sie sollen insgesamt nur zwei Milliarden Dollar zurückbekommen. Das Gläubigerschutzverfahren hatte am 30. April begonnen. Das Blitzverfahren gilt auch als Testlauf für den ebenfalls insolventen General-Motors-Konzern. Chrysler hat 38.000 Beschäftigte in den USA und 54.000 weltweit./pm/so/DP/stw
ISIN IT0001976403 US3704421052
AXC0237 2009-06-08/23:40