
18.Juni 2009. Die Kursrallye der vergangenen Wochen scheint vorbei. Abschläge gab es im Rohstoffsektor und bei US-Finanzinstituten. Doch einige Unternehmen können sich dem Markttrend entziehen.
Gewinnmitnahmen prägen das Marktgeschehen der vergangenen Tage. Der US-amerikanische Dow Jones Industrial verlor etwa 3 Prozent, ebenso der japanische Nikkei. Der europäische Auswahlindex DJ Euro Stoxx 50 gab in der Spitze um fast 6 Prozent nach, der in Hongkong berechnete Hang Seng beinahe 7 Prozent. "Wir konnten eine zunehmende Divergenz zwischen steigenden Kursen und den fallenden Handelsvolumina beobachten. Das erhöht den Verkaufsbereitschaft der Anleger", kommentiert Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank das Börsengeschehen. "Investoren warten nun wohl ab, ob die zurückliegende Kursrallye in Zusammenhang mit der aktuellen Bewertung der Unternehmen gerechtfertigt ist, was die nächsten Quartalszahlen zeigen sollten."
Anfang der Woche enttäuschte der Empire State Index, der die Geschäftserwartung im verarbeitenden Gewerbe misst. "Investoren sehen ihre Hoffnung auf eine schnelle Erholung gedämpft", sagt Jan Vrbsky von der Baader Bank. Das habe sich auch auf Rohstoffpreise und rohstofflastige Aktien ausgewirkt. "Der Ölpreis ist gefallen und belastet Werte wie Gazprom oder Lukoil, die in den vergangenen Tagen rund 15 Prozent verloren haben." Ebenso hätten Bergbau-Unternehmen wie Rio Tinto, BHP Billiton oder X-trata kräftig verloren.
Druck kam zudem auf den US-Bankensektor. Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat das Rating von 18 Banken gesenkt. Einer der Gründe habe auch bei einer zukünftig strengeren Überwachung durch die Regierung gelegen, meint Vorhauser.
Vorschusslorbeeren für Microsoft
Gut entwickelt haben sich dagegen Technologie-Aktien. Microsoft (WKN 870747) beispielweise werde kräftig gekauft, sagt Vrbsky. "Microsoft kommt Anfang Juli mit den Zahlen fürs zweite Quartal. Und gewöhnlich gibt das Unternehmen dann auch eine Ausblick für das Geschäftsjahr. Man wird sehen, ob das neue Programm des Unternehmmens greift. Investoren erhoffen sich hier wohl Positives und steigen im Vorfeld ein." Die Aktie konnte sich dementsprechend dem allgemeinen Druck entziehen und in den vergangenen Tagen in der Spitze um etwa 8 Prozent auf 17 Euro zulegen.
Sanyo trotzt der Absatzflaute Sanyo Electric (WKN 856548) bewegt sich ebenfalls gegen den Trend. Sanyo beliefert Automobilhersteller mit Batterien für Hybridfahrzeuge, die trotz der allgemeinen Automobilabsatzflaute nachgefragt werden. Sanyo konnte Automobilhersteller aus den USA, Japan und Europa als Kunden gewinnen und wird 2010 zwei neue Fabriken für den Bau der Lithium-Ionen-Batterien bauen. Der Kurs der Aktie kletterte heute um 14 Prozent auf 2 Euro.
EADS fliegt mit Airbus
Die Airshow in Paris ist zu Ende und der europäische Flugzeugbauer EADS (WKN 938914) kann mit vollen Auftragsbüchern nach Hause fliegen. "China Southern Airline hat 20 neue Airbus 320 bestellt und die ungarische Fluggesellschaft Wizz bestellte 50 Flugzeuge des Typs A320. "Insgesamt konnte EADS bei der Flugzeugmesse ein Auftragsvolumen von 6 Milliarden Euro an Land ziehen", berichtet Vrbsky. Vom Konkurrenten Boeing gäbe es keine derartigen Nachrichten. "Die EADS-Aktie hat sich den allgemeinen Kursrückgängen entzogen und heute 1,5 Prozent zugelegt." EADS notiert zur Mittagszeit bei 11,37 Euro.
Profiteure der Schweinegrippe
Novartis (WKN 904278) kommt gut mit der Produktion des Schweinegrippe-Impfstoffs voran: Die Aktie des Schweizer Pharmakonzerns konnte um 5 Prozent zulegen. "Novartis startet die ersten klinischen Vesuche des Impfstoffs im Juli und kann aufgrund einer neuen zellbasierten Herstellungstechnik den Impfstoff mit zeitlichen Vorsprung vor der Konkurrenz auf den Markt bringen ", berichtet Vorhauser. Der Pharmakonzern habe bereits von 30 Staaten Bestellungen für den Impfstoff erhalten - unter anderem aus den USA in einem Volumen von 289 Millionen US-Dollar.
Umkämpfter Erdölkonzern Addax
Der Übernahmekampf in einem Volumen von 8 Milliarden US-Dollar um das Schweizer Erdölunternehmen Addax Petroleum (WKN A0JDDW) hält so manchen Investor in Atem. Um Addax Petroleum, das an der Börse Kanadas gelistet ist, bieten die südkoreanische Korea National Oil Company und die chinesische Sinupec Group, der Mutterkonzern des Ölunternehmens Sinupec. "Interessant an Addax sind Ölförderprojekte in Westafrika und Förderlizenzen in Kurdistan", erklärt Vorhauser. An den Ölfeldern in Westafrika, in Kamerun und Nigeria habe Sinupec Interesse, Korea National Oil dagegen fokusssiere sich auf Kurdistan. Die kurdische lokale Regierung im Irak blocke derzeit noch die Übernahme, da das Ausmaß über eine Umsatzbeteiligung des Staats noch nicht klar geregelt sei. Der Kurs der Aktie hat sich seit November beinahe vervierfacht. Zur Mittagszeit heute notiert das Papier bei 28 Euro.
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© 18. Juni 2009/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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