Zehntausende Beschäftigte von
Karstadt und Quelle können wieder etwas Hoffnung schöpfen. Die
Finanzierung des Weihnachtsgeschäfts der Warenhaustochter des
insolventen Handels- und Touristikriesen Arcandor
Bei einem Krisentreffen in der bayerischen Staatskanzlei sagten die Banken zudem zu, bis Freitagvormittag eine Lösung auszuarbeiten, um Quelle die dringend benötigten frische Kredite zu sichern. Damit soll der Druck des neuen Quelle-Katalogs finanziert werden, ohne den das Unternehmen sein Versandgeschäft nicht fortführen könnte.
ZUKUNFT DER RUND 50.000 MITARBEITER WEITER UNKLAR
Für die rund 50.000 Mitarbeiter der von der Insolvenz betroffenen Arcandor-Gesellschaften ist die Zukunft trotz der Hoffnungsschimmer weiter unklar. "Es wird natürlich auch betriebsbedingte Kündigungen geben", kündigte Görg an. Details nannte er nicht. Nach Angaben des Essener Amtsgerichts wurden für das Unternehmen bisher insgesamt 22 Insolvenzanträge gestellt, darunter für die Muttergesellschaft Arcandor AG und 21 Töchter. Weitere Insolvenzanträge seien nicht auszuschließen, sagte Görg. Insgesamt bestehe Arcandor aus einem Netz von mehreren hundert Gesellschaften. Pläne für eine Zerschlagung des Unternehmens oder für "Blitz-Verkäufe" verfolge er im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens nicht, sagte Görg.
Die profitable Tourismus-Tochter Thomas Cook
Nur geringe Schwierigkeiten erwartet Görg nach ersten Gesprächen mit den rund 24.000 Lieferanten des Warenhausunternehmens Karstadt. Im laufenden Monat Juni liege Karstadt mit den Umsätzen über den Zahlen des Vorjahres und über dem Plan. "Wir stellen fest, dass die Kunden mit den Füßen abstimmen", sagte er. Am kommenden Montag sei ein Treffen mit den Vermietern der Karstadt-Warenhäuser geplant.
FINANZIERUNG DES QUELLE-WINTERKATALOGS
Bei Quelle fehlte vor allem Geld für die Finanzierung der noch in diesem Monat geplanten Auslieferung des Quelle-Winterkatalogs. "Der Katalog ist die Existenzgrundlage eines Versandhauses", sagte Görg. Allein für den Katalog fehlen nach Angaben eines Sprechers rund 20 bis 25 Millionen Euro. Ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag sei für die Bestellung neuer Waren notwendig.
Die für Quelle tätige Essener Valovis-Bank, die die Zahlungseingänge der Quelle-Kunden abwickelt, hatte am vergangenen Donnerstag ihre Arbeit für das Unternehmen eingestellt. Bei einer Wiederaufnahme der Zahlungen durch die Valovis- Bank könnten diese Posten jedoch beglichen werden.
ÜBERSCHWÄNGLICHER DANK
Quelle-Geschäftsführer Konrad Hilbers bedankte sich am Abend für die mögliche Rettung überschwänglich bei CSU-Chef Seehofer und allen Beteiligten: "Zehntausend Beschäftigte in Deutschland sind Ihnen dankbar. Der vorläufige Insolvenzverwalter von Arcandor, Klaus Hubert Görg, war optimistisch, dass die Zukunft des Traditionsunternehmens damit gesichert werden kann: "Ich bin nach diesem Gespräch zuversichtlich, sehr zuversichtlich, dass wir den Geschäftsbetrieb der Quelle wiederaufnehmen und für lange Zeit sichern können." CSU- Chef Seehofer hatte vor der Krisensitzung gesagt: "Wir wollen alle Möglichkeiten ausloten, um die Arbeitsplätze zu erhalten." Quelle habe zehntausend Arbeitsplätze in Deutschland, den Großteil davon in Bayern.
Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto bekräftigte unterdessen, kein Interesse am Konkurrenten Quelle zu haben. "Wir glauben nicht, dass die Sanierung von Quelle erfolgreich möglich ist", sagte Otto-Chef Hans-Otto Schrader. Für den Umbau eines Versandhandelsunternehmens seien drei bis fünf Jahre erforderlich; diese Zeit habe Quelle nicht. Dagegen wäre Otto an anderen Teilen des Arcandor-Konzerns interessiert. Schrader bestätigte generelles Interesse an Versandhandelsunternehmen aus dem Konzern oder den Karstadt-Sporthäuser. Er betonte, Otto sei bislang nicht vom Insolvenzverwalter angesprochen worden./uk/ch/gi/tst/ir/DP/ck
ISIN DE0006275001 GB00B1VYCH82
AXC0240 2009-06-18/23:45