(neu: Infineon-Stellungnahme, aktueller nachbörslicher Kurs)
HAMBURG (dpa-AFX) - Der Chiphersteller Infineon
Infineon-Aktien schwankten am Donnerstagabend nachbörslich bei Lang & Schwarz. Nach anfänglichen Kursgewinnen sank der Titel auf 2,565 Euro (Xetra-Schluss: 2,580) ein. "Die Kapitalerhöhung kommt nicht unerwartet", sagte ein Börsianer. Das Volumen erscheine zwar etwas hoch, allerdings sei die Garantie durch Apollo positiv zu werten. "Immerhin dürfte Infineon damit erst einmal aus dem Schneider sein." Entscheidendes Kriterium in der Beurteilung sei allerdings wie immer der Preis der Kapitalerhöhung.
Im Rahmen der Kapitalerhöhung will Infineon dem Bericht zufolge seinen Altaktionären Bezugsrechte für die neuen Aktien anbieten. Anteile, die die Alteigner nicht kaufen, greife Apollo ab und könnte damit größter Aktionär werden. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley und Vorstandschef Peter Bauer hatten sich laut "FTD" in den vergangenen Tagen für Apollo starkgemacht. Mit der hohen Summe sichere sich Infineon einen Kapitalpuffer für schwere Zeiten.
Der Deal löst der Zeitung zufolge zwar die Geldprobleme des zuletzt finanziell angeschlagenen Unternehmens. Strategisch würde er einen der wenigen technologisch führenden deutschen IT-Konzerne jedoch in Unwägbarkeiten stürzen: Fonds wie Apollo versprechen ihren Geldgebern zweistellige Renditen. Infineon hat aber noch nie Dividenden ausgeschüttet. Apollo könnte auf einen noch härteren Sparkurs dringen, um in einigen Jahren mit Gewinn wieder auszusteigen - womöglich über eine Fusion mit einem anderen Chiphersteller.
Im Aufsichtsrat gab es laut "FTD" deswegen Bedenken. Im Detail wurde kritisiert, dass die Summe von rund 700 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch sei wie Infineons tatsächlicher Kapitalbedarf. Das Management erfülle mit dem großen Aktienpaket nur Apollos Wunsch nach möglichst hohem Einfluss. Geplant ist ein Bezugspreis von 2,15 Euro.
Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley und Vorstandschef Peter Bauer hatten sich laut "FTD" in den vergangenen Tagen für Apollo starkgemacht. Mit der hohen Summe sichere sich Infineon einen Kapitalpuffer für schwere Zeiten. Infineon hatte zwar im ersten Halbjahr bei einem Umsatz von 1,6 Milliarde Euro einen Nettoverlust von 662 Millionen Euro geschrieben, zuletzt allerdings einen operativen Gewinn in Aussicht gestellt. Noch vor zweieinhalb Jahren hatte sich Kley gegen Avancen von Private-Equity-Fonds heftig gewehrt.
Der Einstieg Apollos wäre dem Bericht zufolge eines der größten finanziellen Engagements von Finanzinvestoren bei deutschen Unternehmen in den vergangenen Monaten. Für Apollo ist ein Kauf von Infineon-Aktien ein untypisches Investment. Die Amerikaner agieren derzeit wie ein Hedge-Fonds und erwerben vor allem Kredite von Krisenfirmen zum Discountpreis, oft mit dem Ziel, die Eigner hinauszudrängen./tw/ag
ISIN DE0006231004
AXC0199 2009-07-09/23:48