Frankfurt (BoerseGo.de) - An heißen Tagen wirkt ein kleiner Gewitterguss oft recht erfrischend. Eine solche Erfrischung gab es heute am deutschen Aktienmarkt, immerhin waren die Börsen der Welt in den vergangenen Tagen ziemlich heiß gelaufen. Die Erfrischung kam - wie so oft von der Wall Street - die sich vorübergehend etwas abkühlte, weil einige der US-Leithammel enttäuschende Q2-Zahlen vorlegten (siehe nachfolgenden Wall Street Bericht). Da sich die US-Börse aber nach dem deutschen Börsenschluss schon wieder aufrappelte, stehen die Zeichen für den kommenden Wochenstart gar nicht so schlecht.
Zwischenzeitlich kletterte der DAX auf 5.301 Punkte, und damit ein neues Jahreshoch, gab aber bis zum Xetra-Schluss um 0,34 Prozent auf 5.229 Punkte nach. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht schon wieder eine Erholung auf 5.269 Punkten.
Tagessieger wurde ThyssenKrupp, obwohl die konjunktursensible (zyklischen) Titel heute eher pausierten. Der Stahlkocher profitierte aber von der UBS. Die Bank nahm den Infrastrukturkonzern auf ihre Empfehlungsliste, die gut Schweizerisch „Key Call List“ heißt. Volkswagen belegte Platz 2. Immerhin muss der Sieg der Wolfsburger im Gerangel mit Porsche gefeiert werden. Jetzt sind die Schwaben nur eine der vielen prachtvollen Marken der Niedersachsen. Der dritte Platz der als sehr defensiv geltenden Fresenius Medical Care ist wohl der Vorsicht zuzuschreiben. Immerhin gab es ja heute eine Korrektur, wenn auch nur im Bonsai-Format. Der Düngemittelkonzern K+S verdankt seinen vierten Platz anscheinend seinen nordamerikanischen Branchenkollegen Potash und Mosaic, deren Quartalszahlen sehr wohlwollend aufgenommen wurden.
Der Flop des Tages hieß Merck KGaA. Der Pharmakonzern enttäuschte heute gleich doppelt. Der heute gemeldete Quartalsgewinn lag unter den Erwartungen der Analystenriege. Das kommt umso herber, da die US-Branchenkollegen in dieser Woche die Erwartungen schlugen und damit auch Hoffnungen für die Darmstädte geweckt hatten. Merck zählte daher in den vergangenen Tagen noch zu den Tops des DAX. Der Pillenkonzern erlitt heute außerdem einen Rückschlag bei der Entwicklung des Krebsmittels Erbitux. Das für die Zulassung zuständige wissenschaftliche Komitee (CHMP) der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA äußerte sich dazu negativ.
Der Branchenkollege Bayer wurde dafür anscheinend in Sippenhaft genommen und war der 2.-größte Tagesverlierer.
Wall Street: Wer ist schon Microsoft?
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street demonstrierte heute, was Widerstandsfähigkeit heißt und wie ernst es ihr derzeit mit der Rallye ist. Trotz verkorkstem Tagesstart fand das repräsentative Wall Street Barometer S&P 500 kurz vor Schluss wieder in die Gewinnspur zurück. Der Dow Jones tat es ihm gleich, lediglich die technologielastige Nasdaq schwächelte, aber nur ein bisschen. Aber alles der Reihe nach.
Das Läuten der Eröffnungsglocke (traditionell an der New York Stock) stand noch unter einem schlechten Stern. Über Nacht war die Reihe der positiven Q2-Überraschungen - der Motor der aktuellen Rallye - zunächst mal gerissen.
1,3 Milliarden Dollar zu wenig
Ausrechnet Microsoft - traditionell ein Leithammel der Wall Street (Marktkapitalisierung 208 Milliarden Dollar)- patzte bei seinen Q2-Zahlen. Der Gewinn entsprach noch den gedrückten Erwartungen, der Umsatz fiel aber stärker als befürchtet und lag weit unter den Erwartungen. Unter dem Strich fehlten 1,3 Milliarden Dollar zur Konsensschätzung. Einige Analysten versuchten zwar Hoffnung auf das neue Betriebssystem Windows 7 zu machen, das für Oktober erwartet wird. Dann sollten die Umsätze wieder anspringen und die Gewinne - wegen der schlankeren und effizienteren Kostenstruktur der Redmonter - wieder explodieren. Heute wurde diese Vorstellung aber nicht gekauft.
Teflon-Effekt
Auch die Zahlen anderer Marktführer wie etwa Amazon.com und des Chip-Riesens Broadcom, kamen schlecht an und schickten deren Aktien weit nach Norden. Normalerweise wäre diese Kette von Enttäuschungen zum Anlass genommen, nicht nur die Betroffen gnadenlos abzustrafen, sondern gleich den gesamten Aktienmarkt nach Süden zu schicken. Die Tatsache, dass der breite Markt heute aber einfach darüber hinweg sah, demonstriert die Stärke der aktuellen Rallye. Auffällig ist, das auch zahlreiche Technologie-Schwergewichte wie Apple, Google oder Oracle solide Tagesgewinne einfuhren.
Dahinter steht wohl auch die Einsschätzung, dass die Rezession in diesem Quartal zu Ende geht. Das gibt auch Microsoft, Amazon & Co. die Chance, die Q2-Scharte schnell wieder auszuwetzen. Außerdem bewegen sich die Börsenbarometer - trotz der jüngsten Teil-Erholung - immer noch tief unter den Niveaus, die sie kurz vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers hatten. Damals pendelte der Dow bei 10.800 Punkten, der S&P 500 bei 1.200 Punkten und der DAX bei 6.000 Punkten.
Analysten verweisen außerdem darauf, dass viele professionelle Vermögensverwalter den Aufschwung seit März verpasst hatten. „Man kann fast die Panik derjenigen sehen, die jetzt noch nicht investiert sind“, kommentiert Bartley Barnett, Chef des Aktienhandels beim Broker Morgan Keegan & Co.
Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,26 Prozent auf 9.093 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 verbesserte sich 0,30 Prozent auf 979 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index beendete seine dagegen seine 12-tägige Gewinnserie und bröckelte 0,39 Prozent auf 1.965 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 4,0 Prozent
S&P 500 plus 4,1 Prozent
Nasdaq plus 4,2 Prozent
Dow Jones Average: Auf die Schreibweise kommt es an
Tops:
Heute musst man besonders auf die Schreibweise achten.
Während der Darmstädter Pharmakonzern Merck KGaA der Flop des DAX war, kletterte der US-Pharmakonzern Merck & Co auf die Top-Position des Dow Jones. Dafür reichte ein Tagesgewinn von 2,45 Prozent auf 30,99 Dollar.
Die Plätze 2 und 3 gingen an die Pharmakollegen:
Johnson & Johnson mit plus 2,14 Prozent auf 61,51 Dollar
und Pfizer mit plus 2,04 Prozent auf 16,48 Dollar.
Die US-Pharmariesen hatten - im Gegensatz zu ihrem deutschen Pendant - gute Q2-Zahlen vorgelegt.
Flops:
Der Flop des Tages war natürlich Microsoft mit einem Kursrutsch von 8,3 Prozent auf 23,45 Dollar. Der Umsatz der Software-Goliaths fiel noch stärker als befürchtet und verpasste die Konsenserwartung der Wall Street gleich um 1,3 Milliarden Dollar. Kein Wunder, dass die Analysten heute wenig Begeisterung zeigten.
Die Deutsche Bank spendete allerdings etwas Trost. Das Umfeld sei zwar für die Redmonter momentan schwierig. Ein Teil der schwachen Entwicklungen sei aber auf vorübergehende Einflüsse zurückzuführen. Kurz vor der Einführung des neuen Betriebssystem Windows 7 sei eine Zurückhaltung der Käufer verständlich. Windows 7, dessen Start für Oktober erwartet wird, sollte aber die Nachfrage dann wieder ankurbeln.
Credit Suisse verwies darauf, dass die Researchfirma Gartner vergangene Woche verkündete, der Tiefstpunkt im PC- und Software-Zyklus sei überschritten. Microsoft könne von der sich abzeichnenden Erholung profitieren, da die Unternehmen jetzt ein hohes Nachholbedürfnis bei IT-Investitionen haben. Dazu sollte der Start Windows 7 beitragen. Hilfeich sei auch, dass die Kostenstrukturen der Redmonter schlanker und effizienter wurden.
Die Citigroup bekräftigte „Kaufen“ und Kursziel 28 Dollar.
Der Broker Thomas Weisel bleibt bei „ Outperform“, änderte aber das Kursziel von 28 Dollar auf 27 Dollar.
FBR Capital von „Market Perform“ auf „Outperform“ Kursziel von 28 Dollar auf 25 Dollar. Dort wird für das laufende Jahr keine Verbesserung erwartet.
S&P 500: Gut gebohrt, ist halb gewonnen
Tops:
Capital One Financial sprang 8 Prozent auf 30,07 Dollar. Der Finanzkonzern, der vor allem Verbraucher und kleinere Unternehmen beleiht und zu den größten Kreditkartenanbietern der USA gehört, meldete gestern nach Wall Street Schluss weniger Verlust als befürchtet. Außerdem verringere sich die Zuwachsrate säumiger Kreditkartenkunden, hieß es. Das hört die Wall Street gerne.
Black & Decker hüpfte 10,1 Prozent auf 37,13 Dollar. Der König der Bohrer übertrumpfte die Gewinnerwartungen gleich um 74 Prozent
RadioShack kletterte 10,2 Prozent auf 10,6 Dollar. Der Elektronikhändler sonnte sich heute im Lichte wohlwollende Analystenurteile. FBR Capital hob den Dienstleister von „Market Perform“ auf „Outperform“ und das Kursziel von 15 Dollar auf 17,50 Dollar. RBC Capital Markets verbesserte sein Urteil von „Sector Perform“ auf „Outperform“. Beide verwiesen auf einen gestern publizierten Deal mit T-Mobile. Danach darf RadioShack die Dienste und Produkte der US-Tochter der Deutschen Telekom in seinen Shops verkaufen. Das verbesserte Handy-Geschäft steigere Umsätze und Gewinne hieß es.
Die Airlines waren heute ebenfalls im Aufwind, trotz steigender Spritkosten. Bei den angeschlagenen Lufttransporteuren beflügeln anscheinend die wachsenden Konjunkturhoffnungen.
United Airways kletterte 21,3 Prozent auf 2,79 Dollar. Die Fluggesellschaft meldete bereits gestern weniger Verlust als befürchtet und steigerte die Kassenbestände.
Continental Airlines stiegen 9,1 Prozent auf 10,08 Dollar.
Nasdaq: Die Ehre des Software-Sektors
Die technologielastige Computerbörse litt heute per Saldo unter Microsoft, Amazon.com und Broadcom, dennoch legten zahlreiche andere Technologiewerte heute eine Rallye hin.
Broadcom verlor 6,8 Prozent auf 27,20 Dollar. Die gestern nach Börsenschluss vorgelegten Q2-Zahlen des Chipkonzerns wurden mit wenig Begeisterung aufgenommen.
Die Reaktion der Analysten fiel durchwachsen aus:
„Die Q2-Zahlen des Chipkonzerns bewegten sich im Rahmen der Erwartungen“, kommentierte die Deutsche Bank. Der Umsatz-Ausblick war stark, hieß es dort. Die Frankfurter lupften das Kursziel von 22 Dollar auf 25 Dollar und verwiesen auf das Aufwärts-Potential bei Umsatz und Gewinn je Aktie. Wegen der ausgereizten Bewertung bleibt das Anlageurteil aber bei „Halten“.
Der Broker Jefferies schraubte sein Kursziel von 30 Dollar auf 35 Dollar hoch. Die Chip-Aktie sollte eine Kernposition in einem gut gestreuten Portfolio sein.
JMP Securities senkte die Nasdaq-Aktie dagegen von „Market Perform“ auf „Underperform“ mit Kursziel 25 Dollar. Dort äußerte man sich skeptisch zu den in der Pipeline befindlichen neuen Produkten und zu den Margen-Strukturen.
Der Intel-Widersacher Advanced Micro Devices (AMD) dagegen, diese Woche für eine schlimme Verfehlung der Wall Street Erwartungen hart abgestraft, gewann 5 Prozent auf 3,77 Dollar.
SanDisk stieg 1 Prozent auf 17,09 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor allerdings 1,3 Prozent auf 300 Punkte.
Ca rettete die Ehre des Software-Sektors und kletterte 7,95 Prozent auf 20,64 Dollar. Der Spezialist für Business-Software verdiente mehr als erwartet, auch der Ausblick schlug die Erwartungen der Wall Street.
Oracle avancierte 0,6 Prozent auf 22,33 Dollar.
Apple avancierte 1,3 Prozent auf 159,90 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, bröckelte 0,4 Prozent auf 76,39 Dollar.
Palm gewann 2,2 Prozent auf 14,47 Dollar.
Internet: Welke Vorschusslorbeeren
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets wurden heute von den Q2-Zahlen - oder den Reaktionen darauf - durcheinander gewirbelt.
Amazon.com rutschte 7,9 Prozent auf 86,49 Dollar. Gegenüber Jahresanfang verbleibt aber noch ein Gewinn von 68,7 Prozent.
Rund 20 Prozent Kursgewinn in der 10 Tagen vor den Quartalszahlen, konnte das gut gehen? Bei Amazon.com jedenfalls nicht. Heute musste der E-Commerce-Pionier einen Teil der Vorschusslorbeeren wieder an der Wall Street-Kasse abgeben.
Viele hatten anscheinend darauf gewettet, dass der weltweit größte Onlinehändler - wie in den Vorquartalen - die Erwartungen der Analysten in den Schatten stellt, stattdessen wurden die Schätzungen lediglich getroffen („In-line“).
Der Bilanz-Gewinn, 32 Cents je Aktie, traf genau die Konsenserwartung der Wall Street, der Umsatz (4,65 Milliarden Dollar) lag eine Spur darunter (4,69 Milliarden Dollar). Der Ausblick lag wieder im Rahmen der Erwartungen.
Im Vergleich zum Vorjahr (37 Cents) ging der Gewinn um 5 Cents zurück. Das ist auch die Folge von Sondereffekten. In Q2 gab es eine Sonderbelastung aus einem Rechtsstreit mit dem Ex-Geschäftspartner Toys R US. Analysten rechnen mit 7 Cents, die vom Gewinn abgezogen wurden. Im Vergleichsquartal 2008 gab es außerdem einen Sondergewinn aus dem Verkauf des europäischen DVD-Verleihsystem, in ähnlicher Größenordnung. Dieser Sondergewinn fiel diesmal weg, belastet also den Vorjahresvergleich.
Die Investoren störten sich vor allem daran, dass das Umsatzwachstum in den USA auf 13 Prozent zurück ging (Q1: plus 21 Prozent). Im Kerngeschäft Medien (Bücher, DVDs, Videospiele) stagnierte der Umsatz sogar. Der CFO verwies auf einen Umsatzeinbruch bei Videospielen (im Vorjahr gab es einen Boom wegen attraktiver neuer Spiele, der sich in diesem Jahr - mangels attraktiver Neuerungen - nicht wiederholte), der durch eine besseres Geschäfte mit Büchern ausgeglichen wurde.
Wohlwollende Analystenkommentare blieben fürs erste ungehört: Die Deutsche Bank lobte, dass Amazon ihre Gewinnschätzung (bereinigt um Sonderposten wie die Vergleichszahlung an Toys R US) deutlich übertraf, vor allem wegen des starken internationalen Wachstums. Mit einem Zuwachs von 25 Prozent bei den verkauften Stückzahlen (also ohne Preis- und Wechselkursänderungen) und 27 Prozent beim operativen Gewinn, erfreue sich Amazon der höchsten Zuwachsrate im US-Interrnetsektor.
Die Frankfurter lupften daher ihr Kursziel von 95 Dollar auf 101 Dollar.
Die Citigroup bestätigte ihre Kaufempfehlung und Kursziel 100 Dollar.
J.P. Morgan setzte ein Kursziel von 108 Dollar und verwies auf die Erholung bei den Gewinnmargen. Die sei teilweise auf verstärkte Geschäfte mit Dritten zurückzuführen, die über die Amazon-Plattform Waren verkaufen. Deren Anteil an den insgesamt über Amazon verkauften Stückzahlen kletterte auf 30 Prozent.
Der Broker Bernstein, der an seinem Urteil „Market Perform“ festhält, verbesserte sein Kursziel auf 90 Dollar. Trotz verlangsamten Wachstum in den USA, gelang es den Seattlern, die Gewinnmarge auszuweiten, hieß es dort anerkennend.
Barclays Capital bleibt bei „Gleichgewichten“, hob aber die Gewinnschätzungen für 2009 und 2010 leicht an und verbesserte das Kursziel von 76 Dollar auf 83 Dollar.
Der Broker Jefferies verbesserte sein Kursziel von 85 Dollar auf 88 Dollar. Bereinigt um Sondereffekte habe der Gewinn je Aktie die Erwartungen deutlich übertroffen. Wegen der Bewertung sei die Aktie aber jetzt teuer, daher rät Jefferies momentan vom Kauf ab.
Kaufman Brothers änderten das Kursziel von 83 Dollar auf 87 Dollar.
Die Credit Suisse zeigt sich zwar vom langfristigen Wachstum überzeugt, bleibt bei „Neutral“, wegen der Bewertung, und passt das Kursziel von 60 Dollar auf 80 Dollar an.
FBR Capital glaubt, dass hohes Wachstum und Perspektiven schon im Kurs eingepreist sind.
Der Broker Collins Stewart senkte das Papier von „Kaufen“ auf „Halten“. Dort glaubt man an einen wachsenden Konkurrenzdruck durch Ebay im Geschäft mit Dritten, die Waren über Onlien-Plattformen verkaufen.
Der Rivale Ebay - der am Mittwoch die Erwartungen geschlagen hatte und dafür gestern eine Rallye hinlegte - verlor 1,3 Prozent auf 21,24 Dollar.
Netflix plumpste 9,2 Prozent auf 42,20 Dollar. Die Online-Videothek meldete zwar mehr Gewinn als erwartet (je Aktie 54 Cents statt 50 Cents). Umsätze und Ausblick enttäuschten aber. Die Investoren senkten heute deswegen den Daumen.
Die Analysten reagierten durchwachsen:
Analyst David Miller vom Broker Caris & Co. bekräftigte sein Urteil „Kaufen“ und hob das Kursziel auf 54 Dollar. Die Überschreitung der Gewinnerwartungen der Wall Street zeige, dass die Kosten für die Übermittlung von Video-Downloads über das Internet fallen, erklärte der Experte. Außerdem spare der E-Commerce-Anbieter die Versandkosten für den traditionellen Verleih von DVDs über die Post.
FBR Capital bleibt bei der Einschätzung „Market Perform“, schraubte aber das Kursziel von 38 Dollar auf 48 Dollar hoch.
Kaufman Brothers hoben das Kursziel von 44 Dollar auf 48 Dollar und verwiesen auf die sich verbessernden Gewinnmargen
Der Broker Merriman hob seine Gewinnschätzungen an und sieht den Kursspielraum in der Spanne 58-63 Dollar.
Das Wertpapierhaus Oppenheimer wertete den Internet-Titel von „Market Perform“ auf „Underperform“ ab und korrigierte das Kursziel 38 Dollar auf 35 Dollar.
Der Broker Wedbush Morgan degradierte den Dienstleister von „Outperform“ auf „Neutral“ mit Kursziel 48 Dollar. Der Kursspielraum für die Nasdaq-Papiere bliebe dieses Jahr begrenzt.
Baidu kletterte 7,7 Prozent auf 358,10 Dollar, das sind plus 174 Prozent gegenüber Jahrensanfang.
Während zahlreiche US-Unternehmen enttäuschten, vor allem im Sektor Technologie, glänzte Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen in allen Belangen. Die Quartalszahlen der „chinesischen Google“ schlugen auf allen Ebenen die Erwartungen der Analysten.
Der in Peking ansässige Internet-Dienstleister verdiente je Aktie 1,61 Dollar. Das sind 17 Cents mehr als der von First Call ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte und 44,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze stiegen gegenüber Vorjahr 37,4% auf 160,7 Millionen Dollar (Konsens: 157,8 Millionen Dollar). Auch der Ausblick überzeugt: Im laufenden Quartal soll sich der Umsatz in der Spanne von 184 bis 189 Millionen Dollar bewegen (Konsens: 181,94 Dollar).
Der Grund dafür sei, dass die Werbekunden ein neues Anzeigensystem zunehmend akzeptieren, erklärte das Management. Außerdem profitiere Chinas Marktführer (rund 60 Prozent der Such-Zugriffe) von der Beschleunigung der chinesischen Konjunktur (rund 8 Prozent BIP-Wachstum), stellen die Analysten fest.
Google gewann 2,1 Prozent auf 446,72 Dollar. Auffallend ist die Gegenbewegung zum Rivalen Microsoft. Die Wall Street scheint den Sieger zu wittern.
Yahoo avancierte 0,7 Prozent auf 17,48 Dollar.
Öl: Konjunkturhoffnungen steigern Energiekosten
Der wachsende Konjunkturoptimismus trieb den Ölpreis weiter in die Höhe. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der September-Kontrakt für Crude um 0,77 Dollar und schloss auf 67,93 Dollar.
Gold: Vom Aktienmarkt gebremst
Das Gold folgte wieder dem Aktienmarkt - der noch bis kurz vor 20:00 MEZ schwächelte - und schwächelte ebenfalls ein bisschen. Der Gold-Kontrakt für August verbilligte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 1,60 Dollar und schloss auf 953,20 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 952,15 Dollar.
Ausblick: Volle Packung
Montag:
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime im Juni
Quartalszahlen: Verizon (Telekommunikation), Amgen (Biotech), Electronic Arts (Videospiele)
Dienstag:
Quartalszahlen: Viacom (MTV)
Mittwoch:
14:30 Uhr Auftragseingänge dauerhafter Güter vom Juni, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche, 20:00 Beige Book der Fed (wirtschaftliche Lage der Nation)
Quartalszahlen: Time Warner
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Quartalszahlen: Colgate-Palmolive (Körperpflege), ExxonMobil, Motorola (Handys), The Travlerers (Versicherungen), McAfee (Software), Mastercard (Kreditkarten), Walt Disney
Freitag:
14:30 „Wirtschaftswachstum Q2“, also: Rückgang des BIP im zweiten Quartal, 15:45 Einkaufsmanager Index Chicago vom Juli (aktuelle Industrieentwicklung im Ballungsgebiet)
Quartalszahlen: Chevron
Zwischenzeitlich kletterte der DAX auf 5.301 Punkte, und damit ein neues Jahreshoch, gab aber bis zum Xetra-Schluss um 0,34 Prozent auf 5.229 Punkte nach. Lang & Schwarz indizieren heute Nacht schon wieder eine Erholung auf 5.269 Punkten.
Tagessieger wurde ThyssenKrupp, obwohl die konjunktursensible (zyklischen) Titel heute eher pausierten. Der Stahlkocher profitierte aber von der UBS. Die Bank nahm den Infrastrukturkonzern auf ihre Empfehlungsliste, die gut Schweizerisch „Key Call List“ heißt. Volkswagen belegte Platz 2. Immerhin muss der Sieg der Wolfsburger im Gerangel mit Porsche gefeiert werden. Jetzt sind die Schwaben nur eine der vielen prachtvollen Marken der Niedersachsen. Der dritte Platz der als sehr defensiv geltenden Fresenius Medical Care ist wohl der Vorsicht zuzuschreiben. Immerhin gab es ja heute eine Korrektur, wenn auch nur im Bonsai-Format. Der Düngemittelkonzern K+S verdankt seinen vierten Platz anscheinend seinen nordamerikanischen Branchenkollegen Potash und Mosaic, deren Quartalszahlen sehr wohlwollend aufgenommen wurden.
Der Flop des Tages hieß Merck KGaA. Der Pharmakonzern enttäuschte heute gleich doppelt. Der heute gemeldete Quartalsgewinn lag unter den Erwartungen der Analystenriege. Das kommt umso herber, da die US-Branchenkollegen in dieser Woche die Erwartungen schlugen und damit auch Hoffnungen für die Darmstädte geweckt hatten. Merck zählte daher in den vergangenen Tagen noch zu den Tops des DAX. Der Pillenkonzern erlitt heute außerdem einen Rückschlag bei der Entwicklung des Krebsmittels Erbitux. Das für die Zulassung zuständige wissenschaftliche Komitee (CHMP) der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA äußerte sich dazu negativ.
Der Branchenkollege Bayer wurde dafür anscheinend in Sippenhaft genommen und war der 2.-größte Tagesverlierer.
Wall Street: Wer ist schon Microsoft?
New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street demonstrierte heute, was Widerstandsfähigkeit heißt und wie ernst es ihr derzeit mit der Rallye ist. Trotz verkorkstem Tagesstart fand das repräsentative Wall Street Barometer S&P 500 kurz vor Schluss wieder in die Gewinnspur zurück. Der Dow Jones tat es ihm gleich, lediglich die technologielastige Nasdaq schwächelte, aber nur ein bisschen. Aber alles der Reihe nach.
Das Läuten der Eröffnungsglocke (traditionell an der New York Stock) stand noch unter einem schlechten Stern. Über Nacht war die Reihe der positiven Q2-Überraschungen - der Motor der aktuellen Rallye - zunächst mal gerissen.
1,3 Milliarden Dollar zu wenig
Ausrechnet Microsoft - traditionell ein Leithammel der Wall Street (Marktkapitalisierung 208 Milliarden Dollar)- patzte bei seinen Q2-Zahlen. Der Gewinn entsprach noch den gedrückten Erwartungen, der Umsatz fiel aber stärker als befürchtet und lag weit unter den Erwartungen. Unter dem Strich fehlten 1,3 Milliarden Dollar zur Konsensschätzung. Einige Analysten versuchten zwar Hoffnung auf das neue Betriebssystem Windows 7 zu machen, das für Oktober erwartet wird. Dann sollten die Umsätze wieder anspringen und die Gewinne - wegen der schlankeren und effizienteren Kostenstruktur der Redmonter - wieder explodieren. Heute wurde diese Vorstellung aber nicht gekauft.
Teflon-Effekt
Auch die Zahlen anderer Marktführer wie etwa Amazon.com und des Chip-Riesens Broadcom, kamen schlecht an und schickten deren Aktien weit nach Norden. Normalerweise wäre diese Kette von Enttäuschungen zum Anlass genommen, nicht nur die Betroffen gnadenlos abzustrafen, sondern gleich den gesamten Aktienmarkt nach Süden zu schicken. Die Tatsache, dass der breite Markt heute aber einfach darüber hinweg sah, demonstriert die Stärke der aktuellen Rallye. Auffällig ist, das auch zahlreiche Technologie-Schwergewichte wie Apple, Google oder Oracle solide Tagesgewinne einfuhren.
Dahinter steht wohl auch die Einsschätzung, dass die Rezession in diesem Quartal zu Ende geht. Das gibt auch Microsoft, Amazon & Co. die Chance, die Q2-Scharte schnell wieder auszuwetzen. Außerdem bewegen sich die Börsenbarometer - trotz der jüngsten Teil-Erholung - immer noch tief unter den Niveaus, die sie kurz vor dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers hatten. Damals pendelte der Dow bei 10.800 Punkten, der S&P 500 bei 1.200 Punkten und der DAX bei 6.000 Punkten.
Analysten verweisen außerdem darauf, dass viele professionelle Vermögensverwalter den Aufschwung seit März verpasst hatten. „Man kann fast die Panik derjenigen sehen, die jetzt noch nicht investiert sind“, kommentiert Bartley Barnett, Chef des Aktienhandels beim Broker Morgan Keegan & Co.
Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,26 Prozent auf 9.093 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 verbesserte sich 0,30 Prozent auf 979 Punkte. Der technologielastige Nasdaq Composite Index beendete seine dagegen seine 12-tägige Gewinnserie und bröckelte 0,39 Prozent auf 1.965 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche
Dow Jones plus 4,0 Prozent
S&P 500 plus 4,1 Prozent
Nasdaq plus 4,2 Prozent
Dow Jones Average: Auf die Schreibweise kommt es an
Tops:
Heute musst man besonders auf die Schreibweise achten.
Während der Darmstädter Pharmakonzern Merck KGaA der Flop des DAX war, kletterte der US-Pharmakonzern Merck & Co auf die Top-Position des Dow Jones. Dafür reichte ein Tagesgewinn von 2,45 Prozent auf 30,99 Dollar.
Die Plätze 2 und 3 gingen an die Pharmakollegen:
Johnson & Johnson mit plus 2,14 Prozent auf 61,51 Dollar
und Pfizer mit plus 2,04 Prozent auf 16,48 Dollar.
Die US-Pharmariesen hatten - im Gegensatz zu ihrem deutschen Pendant - gute Q2-Zahlen vorgelegt.
Flops:
Der Flop des Tages war natürlich Microsoft mit einem Kursrutsch von 8,3 Prozent auf 23,45 Dollar. Der Umsatz der Software-Goliaths fiel noch stärker als befürchtet und verpasste die Konsenserwartung der Wall Street gleich um 1,3 Milliarden Dollar. Kein Wunder, dass die Analysten heute wenig Begeisterung zeigten.
Die Deutsche Bank spendete allerdings etwas Trost. Das Umfeld sei zwar für die Redmonter momentan schwierig. Ein Teil der schwachen Entwicklungen sei aber auf vorübergehende Einflüsse zurückzuführen. Kurz vor der Einführung des neuen Betriebssystem Windows 7 sei eine Zurückhaltung der Käufer verständlich. Windows 7, dessen Start für Oktober erwartet wird, sollte aber die Nachfrage dann wieder ankurbeln.
Credit Suisse verwies darauf, dass die Researchfirma Gartner vergangene Woche verkündete, der Tiefstpunkt im PC- und Software-Zyklus sei überschritten. Microsoft könne von der sich abzeichnenden Erholung profitieren, da die Unternehmen jetzt ein hohes Nachholbedürfnis bei IT-Investitionen haben. Dazu sollte der Start Windows 7 beitragen. Hilfeich sei auch, dass die Kostenstrukturen der Redmonter schlanker und effizienter wurden.
Die Citigroup bekräftigte „Kaufen“ und Kursziel 28 Dollar.
Der Broker Thomas Weisel bleibt bei „ Outperform“, änderte aber das Kursziel von 28 Dollar auf 27 Dollar.
FBR Capital von „Market Perform“ auf „Outperform“ Kursziel von 28 Dollar auf 25 Dollar. Dort wird für das laufende Jahr keine Verbesserung erwartet.
S&P 500: Gut gebohrt, ist halb gewonnen
Tops:
Capital One Financial sprang 8 Prozent auf 30,07 Dollar. Der Finanzkonzern, der vor allem Verbraucher und kleinere Unternehmen beleiht und zu den größten Kreditkartenanbietern der USA gehört, meldete gestern nach Wall Street Schluss weniger Verlust als befürchtet. Außerdem verringere sich die Zuwachsrate säumiger Kreditkartenkunden, hieß es. Das hört die Wall Street gerne.
Black & Decker hüpfte 10,1 Prozent auf 37,13 Dollar. Der König der Bohrer übertrumpfte die Gewinnerwartungen gleich um 74 Prozent
RadioShack kletterte 10,2 Prozent auf 10,6 Dollar. Der Elektronikhändler sonnte sich heute im Lichte wohlwollende Analystenurteile. FBR Capital hob den Dienstleister von „Market Perform“ auf „Outperform“ und das Kursziel von 15 Dollar auf 17,50 Dollar. RBC Capital Markets verbesserte sein Urteil von „Sector Perform“ auf „Outperform“. Beide verwiesen auf einen gestern publizierten Deal mit T-Mobile. Danach darf RadioShack die Dienste und Produkte der US-Tochter der Deutschen Telekom in seinen Shops verkaufen. Das verbesserte Handy-Geschäft steigere Umsätze und Gewinne hieß es.
Die Airlines waren heute ebenfalls im Aufwind, trotz steigender Spritkosten. Bei den angeschlagenen Lufttransporteuren beflügeln anscheinend die wachsenden Konjunkturhoffnungen.
United Airways kletterte 21,3 Prozent auf 2,79 Dollar. Die Fluggesellschaft meldete bereits gestern weniger Verlust als befürchtet und steigerte die Kassenbestände.
Continental Airlines stiegen 9,1 Prozent auf 10,08 Dollar.
Nasdaq: Die Ehre des Software-Sektors
Die technologielastige Computerbörse litt heute per Saldo unter Microsoft, Amazon.com und Broadcom, dennoch legten zahlreiche andere Technologiewerte heute eine Rallye hin.
Broadcom verlor 6,8 Prozent auf 27,20 Dollar. Die gestern nach Börsenschluss vorgelegten Q2-Zahlen des Chipkonzerns wurden mit wenig Begeisterung aufgenommen.
Die Reaktion der Analysten fiel durchwachsen aus:
„Die Q2-Zahlen des Chipkonzerns bewegten sich im Rahmen der Erwartungen“, kommentierte die Deutsche Bank. Der Umsatz-Ausblick war stark, hieß es dort. Die Frankfurter lupften das Kursziel von 22 Dollar auf 25 Dollar und verwiesen auf das Aufwärts-Potential bei Umsatz und Gewinn je Aktie. Wegen der ausgereizten Bewertung bleibt das Anlageurteil aber bei „Halten“.
Der Broker Jefferies schraubte sein Kursziel von 30 Dollar auf 35 Dollar hoch. Die Chip-Aktie sollte eine Kernposition in einem gut gestreuten Portfolio sein.
JMP Securities senkte die Nasdaq-Aktie dagegen von „Market Perform“ auf „Underperform“ mit Kursziel 25 Dollar. Dort äußerte man sich skeptisch zu den in der Pipeline befindlichen neuen Produkten und zu den Margen-Strukturen.
Der Intel-Widersacher Advanced Micro Devices (AMD) dagegen, diese Woche für eine schlimme Verfehlung der Wall Street Erwartungen hart abgestraft, gewann 5 Prozent auf 3,77 Dollar.
SanDisk stieg 1 Prozent auf 17,09 Dollar.
Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verlor allerdings 1,3 Prozent auf 300 Punkte.
Ca rettete die Ehre des Software-Sektors und kletterte 7,95 Prozent auf 20,64 Dollar. Der Spezialist für Business-Software verdiente mehr als erwartet, auch der Ausblick schlug die Erwartungen der Wall Street.
Oracle avancierte 0,6 Prozent auf 22,33 Dollar.
Apple avancierte 1,3 Prozent auf 159,90 Dollar.
Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des Smartphones BlackBerry, bröckelte 0,4 Prozent auf 76,39 Dollar.
Palm gewann 2,2 Prozent auf 14,47 Dollar.
Internet: Welke Vorschusslorbeeren
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets wurden heute von den Q2-Zahlen - oder den Reaktionen darauf - durcheinander gewirbelt.
Amazon.com rutschte 7,9 Prozent auf 86,49 Dollar. Gegenüber Jahresanfang verbleibt aber noch ein Gewinn von 68,7 Prozent.
Rund 20 Prozent Kursgewinn in der 10 Tagen vor den Quartalszahlen, konnte das gut gehen? Bei Amazon.com jedenfalls nicht. Heute musste der E-Commerce-Pionier einen Teil der Vorschusslorbeeren wieder an der Wall Street-Kasse abgeben.
Viele hatten anscheinend darauf gewettet, dass der weltweit größte Onlinehändler - wie in den Vorquartalen - die Erwartungen der Analysten in den Schatten stellt, stattdessen wurden die Schätzungen lediglich getroffen („In-line“).
Der Bilanz-Gewinn, 32 Cents je Aktie, traf genau die Konsenserwartung der Wall Street, der Umsatz (4,65 Milliarden Dollar) lag eine Spur darunter (4,69 Milliarden Dollar). Der Ausblick lag wieder im Rahmen der Erwartungen.
Im Vergleich zum Vorjahr (37 Cents) ging der Gewinn um 5 Cents zurück. Das ist auch die Folge von Sondereffekten. In Q2 gab es eine Sonderbelastung aus einem Rechtsstreit mit dem Ex-Geschäftspartner Toys R US. Analysten rechnen mit 7 Cents, die vom Gewinn abgezogen wurden. Im Vergleichsquartal 2008 gab es außerdem einen Sondergewinn aus dem Verkauf des europäischen DVD-Verleihsystem, in ähnlicher Größenordnung. Dieser Sondergewinn fiel diesmal weg, belastet also den Vorjahresvergleich.
Die Investoren störten sich vor allem daran, dass das Umsatzwachstum in den USA auf 13 Prozent zurück ging (Q1: plus 21 Prozent). Im Kerngeschäft Medien (Bücher, DVDs, Videospiele) stagnierte der Umsatz sogar. Der CFO verwies auf einen Umsatzeinbruch bei Videospielen (im Vorjahr gab es einen Boom wegen attraktiver neuer Spiele, der sich in diesem Jahr - mangels attraktiver Neuerungen - nicht wiederholte), der durch eine besseres Geschäfte mit Büchern ausgeglichen wurde.
Wohlwollende Analystenkommentare blieben fürs erste ungehört: Die Deutsche Bank lobte, dass Amazon ihre Gewinnschätzung (bereinigt um Sonderposten wie die Vergleichszahlung an Toys R US) deutlich übertraf, vor allem wegen des starken internationalen Wachstums. Mit einem Zuwachs von 25 Prozent bei den verkauften Stückzahlen (also ohne Preis- und Wechselkursänderungen) und 27 Prozent beim operativen Gewinn, erfreue sich Amazon der höchsten Zuwachsrate im US-Interrnetsektor.
Die Frankfurter lupften daher ihr Kursziel von 95 Dollar auf 101 Dollar.
Die Citigroup bestätigte ihre Kaufempfehlung und Kursziel 100 Dollar.
J.P. Morgan setzte ein Kursziel von 108 Dollar und verwies auf die Erholung bei den Gewinnmargen. Die sei teilweise auf verstärkte Geschäfte mit Dritten zurückzuführen, die über die Amazon-Plattform Waren verkaufen. Deren Anteil an den insgesamt über Amazon verkauften Stückzahlen kletterte auf 30 Prozent.
Der Broker Bernstein, der an seinem Urteil „Market Perform“ festhält, verbesserte sein Kursziel auf 90 Dollar. Trotz verlangsamten Wachstum in den USA, gelang es den Seattlern, die Gewinnmarge auszuweiten, hieß es dort anerkennend.
Barclays Capital bleibt bei „Gleichgewichten“, hob aber die Gewinnschätzungen für 2009 und 2010 leicht an und verbesserte das Kursziel von 76 Dollar auf 83 Dollar.
Der Broker Jefferies verbesserte sein Kursziel von 85 Dollar auf 88 Dollar. Bereinigt um Sondereffekte habe der Gewinn je Aktie die Erwartungen deutlich übertroffen. Wegen der Bewertung sei die Aktie aber jetzt teuer, daher rät Jefferies momentan vom Kauf ab.
Kaufman Brothers änderten das Kursziel von 83 Dollar auf 87 Dollar.
Die Credit Suisse zeigt sich zwar vom langfristigen Wachstum überzeugt, bleibt bei „Neutral“, wegen der Bewertung, und passt das Kursziel von 60 Dollar auf 80 Dollar an.
FBR Capital glaubt, dass hohes Wachstum und Perspektiven schon im Kurs eingepreist sind.
Der Broker Collins Stewart senkte das Papier von „Kaufen“ auf „Halten“. Dort glaubt man an einen wachsenden Konkurrenzdruck durch Ebay im Geschäft mit Dritten, die Waren über Onlien-Plattformen verkaufen.
Der Rivale Ebay - der am Mittwoch die Erwartungen geschlagen hatte und dafür gestern eine Rallye hinlegte - verlor 1,3 Prozent auf 21,24 Dollar.
Netflix plumpste 9,2 Prozent auf 42,20 Dollar. Die Online-Videothek meldete zwar mehr Gewinn als erwartet (je Aktie 54 Cents statt 50 Cents). Umsätze und Ausblick enttäuschten aber. Die Investoren senkten heute deswegen den Daumen.
Die Analysten reagierten durchwachsen:
Analyst David Miller vom Broker Caris & Co. bekräftigte sein Urteil „Kaufen“ und hob das Kursziel auf 54 Dollar. Die Überschreitung der Gewinnerwartungen der Wall Street zeige, dass die Kosten für die Übermittlung von Video-Downloads über das Internet fallen, erklärte der Experte. Außerdem spare der E-Commerce-Anbieter die Versandkosten für den traditionellen Verleih von DVDs über die Post.
FBR Capital bleibt bei der Einschätzung „Market Perform“, schraubte aber das Kursziel von 38 Dollar auf 48 Dollar hoch.
Kaufman Brothers hoben das Kursziel von 44 Dollar auf 48 Dollar und verwiesen auf die sich verbessernden Gewinnmargen
Der Broker Merriman hob seine Gewinnschätzungen an und sieht den Kursspielraum in der Spanne 58-63 Dollar.
Das Wertpapierhaus Oppenheimer wertete den Internet-Titel von „Market Perform“ auf „Underperform“ ab und korrigierte das Kursziel 38 Dollar auf 35 Dollar.
Der Broker Wedbush Morgan degradierte den Dienstleister von „Outperform“ auf „Neutral“ mit Kursziel 48 Dollar. Der Kursspielraum für die Nasdaq-Papiere bliebe dieses Jahr begrenzt.
Baidu kletterte 7,7 Prozent auf 358,10 Dollar, das sind plus 174 Prozent gegenüber Jahrensanfang.
Während zahlreiche US-Unternehmen enttäuschten, vor allem im Sektor Technologie, glänzte Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen in allen Belangen. Die Quartalszahlen der „chinesischen Google“ schlugen auf allen Ebenen die Erwartungen der Analysten.
Der in Peking ansässige Internet-Dienstleister verdiente je Aktie 1,61 Dollar. Das sind 17 Cents mehr als der von First Call ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte und 44,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze stiegen gegenüber Vorjahr 37,4% auf 160,7 Millionen Dollar (Konsens: 157,8 Millionen Dollar). Auch der Ausblick überzeugt: Im laufenden Quartal soll sich der Umsatz in der Spanne von 184 bis 189 Millionen Dollar bewegen (Konsens: 181,94 Dollar).
Der Grund dafür sei, dass die Werbekunden ein neues Anzeigensystem zunehmend akzeptieren, erklärte das Management. Außerdem profitiere Chinas Marktführer (rund 60 Prozent der Such-Zugriffe) von der Beschleunigung der chinesischen Konjunktur (rund 8 Prozent BIP-Wachstum), stellen die Analysten fest.
Google gewann 2,1 Prozent auf 446,72 Dollar. Auffallend ist die Gegenbewegung zum Rivalen Microsoft. Die Wall Street scheint den Sieger zu wittern.
Yahoo avancierte 0,7 Prozent auf 17,48 Dollar.
Öl: Konjunkturhoffnungen steigern Energiekosten
Der wachsende Konjunkturoptimismus trieb den Ölpreis weiter in die Höhe. An der New York Mercantile Exchange verteuerte sich der September-Kontrakt für Crude um 0,77 Dollar und schloss auf 67,93 Dollar.
Gold: Vom Aktienmarkt gebremst
Das Gold folgte wieder dem Aktienmarkt - der noch bis kurz vor 20:00 MEZ schwächelte - und schwächelte ebenfalls ein bisschen. Der Gold-Kontrakt für August verbilligte sich heute an der New York Mercantile Exchange um 1,60 Dollar und schloss auf 953,20 Dollar. Nachbörslich pendelte das Edelmetall bei 952,15 Dollar.
Ausblick: Volle Packung
Montag:
16:00 Uhr Verkauf neuer Eigenheime im Juni
Quartalszahlen: Verizon (Telekommunikation), Amgen (Biotech), Electronic Arts (Videospiele)
Dienstag:
Quartalszahlen: Viacom (MTV)
Mittwoch:
14:30 Uhr Auftragseingänge dauerhafter Güter vom Juni, 16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche, 20:00 Beige Book der Fed (wirtschaftliche Lage der Nation)
Quartalszahlen: Time Warner
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche
Quartalszahlen: Colgate-Palmolive (Körperpflege), ExxonMobil, Motorola (Handys), The Travlerers (Versicherungen), McAfee (Software), Mastercard (Kreditkarten), Walt Disney
Freitag:
14:30 „Wirtschaftswachstum Q2“, also: Rückgang des BIP im zweiten Quartal, 15:45 Einkaufsmanager Index Chicago vom Juli (aktuelle Industrieentwicklung im Ballungsgebiet)
Quartalszahlen: Chevron
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)