
3. August 2009. Nach der stürmischen Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen, scheint die zentrale Frage aller Marktteilnehmer zu sein, ob die Hausse Bestand haben kann. Zum einen zeigen konjunkturelle Frühindikatoren diesseits wie jenseits des Atlantiks an, dass der wirtschaftliche Abschwung seinen Boden erreicht hat. Zum anderen warnen nicht wenige Kommentatoren und Marktbeobachter, dass die Krise noch nicht ausgestanden sei. Derzeit fänden nur gute Nachrichten Gehör, während die schlechten kaum den Markt bewegen. Wie kann es aber in den nächsten Tagen an der Börse weitergehen?
"Zu früh zum Short-Gehen"
"Die Aufwärtsbewegung war sehr schnell und sehr steil. Der Markt ist seit zwei Wochen fast ununterbrochen im Plus," resümiert ein Händler. Mittelfristig könne es durchaus weiter nach oben gehen. "Ich erwarte aber, dass diese Woche etwas ruhiger wird." Einige Fonds, die zuvor noch nicht engagiert gewesen wären, hätten jetzt nachgezogen, was den Druck rausnehme. Nach Ansicht des Börsianers ist es aber "zu früh zum Short-Gehen".
Klaus Stabel von der Baader Bank nimmt an, dass viele Investoren immer noch nicht, im Markt sind, die nun zunehmend unter Performance-Druck stünden und verzweifelt auf günstige Einstiegschancen warteten. Der Analyst rechnet deswegen mit einer weiterhin freundlichen Marktverfassung. "Die aktuelle Hausse ist auf Angst aufgebaut." Obwohl die markttechnischen Indikatoren im historischen Vergleich als überkauft anzusehen seien, gehe die Hausse weiter. "Eine derartige Konstellation gibt es nicht sehr oft, sondern vielleicht einmal in 5 bis 10 Jahren." Und ob wirklich viele Investoren auf Einstiegschancen lauern, würde sich in den nächsten Wochen bestätigen, wenn sich mögliche Kursabschläge in relativ engen Grenzen halten. "Sell in May and go away war in diesem Jahr kein guter Rat," glaubt Stabel.
Viel Luft nach oben
Der Analyst zieht einen Vergleich zum März 2003. Auch damals sei eine Blase geplatzt, die eine gut einjährige Korrektur an den Börsen auslöste. 2003 wurde wie heute der Ausverkauf von Äußerungen der Versicherer begleitet, man habe sich großteils von Aktien getrennt und die Märkte wurden von den Notenbanken mit Liquidität geflutet. "Auch bei den Chartformationen gibt es Parallelen." In beiden Fällen wäre nach zirka drei Monaten die Neunmonats-Durchschnittslinie von unten nach oben geschnitten worden. Stabels Fazit: Würde sich die Vergleichbarkeit der Ereignisse auch in den verbleibenden sechs Monaten noch fortsetzen, ergäbe sich hieraus ein Kurspotential bis in die Region von 6.600 DAX-Punkten.
Technisch überkauft
Technische Analysten der HSBC sehen ein aktives Kursziel von rund 5.700, das aus der jüngsten Korrekturflagge ableitbar sei. "Kurzfristig laufen allerdings diverse Oszillatoren wie der Relative Stärke Index oder Stochastik heiß. Eine Konsolidierung ist damit jederzeit möglich; vor allem, wenn das Novemberhoch bei 5.303 Punkten unterschritten wird", heißt es im Marktausblick. Die nächste solide Unterstützung sei das alte Jahreshoch bei 5.178 Punkten, per Saldo gelte "Buy the dips" - Kaufe bei Schwäche!
Unternehmenszahlen dominieren
Die Berichtssaison erreicht in dieser Woche einen Höhepunkt, wenn 13 von 30 DAX-Unternehmen berichten. Stabel zufolge dominierten bislang gute oder zumindest nicht so schlimm wie erwartete Ergebnisse. "Da der Erwartungshorizont nicht allzu weit gespannt ist, wurden bislang extreme Enttäuschungen vermieden. Dies sollte sich fortsetzen. Allerdings seien vereinzelt Werte, die - wie die Aktie der Deutschen Bank - zu weit vorgelaufen wären, abgestraft worden.
Wichtige Termine der Woche
Donnerstag, 6. August
13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Der Marktkonsens erwartet, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins unverändert bei 1 Prozent belässt. Für die Ökonomen der DekaBank stehen ohnehin die außergewöhnlichen geldpolitischen Maßnahmen wie das Ankaufprogramm von gedeckten Anleihen im Vordergrund. Grundsätzlich werde die EZB aber das jetzige Zinsniveau nicht als Tiefpunkt bezeichnen und sich damit alle Optionen offen halten.
Freitag, 7. August
12.00 Uhr. Deutschland: Nettoproduktion Juni Der Marktkonsens erwartet für die deutsche Produktion mit 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat das zweite Plus in Folge.
14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht Juli Die US-Unternehmen werden wohl auch in den kommenden Monaten noch massiv Stellen abbauen, die Negativdynamik solle sich aber langsam abschwächen, prognostiziert die HSBC. Nach einer Arbeitslosenquote von 9,5 Prozent im Juni rechnet man nun mit 9,6 Prozent.
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© 3. August 2009/Edda Vogt
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