
13. August 2009.Investoren halten sich derzeit im Handel mit Rohstoff-Produkten zurück. Einige bauen vor und decken sich mit Short-Positionen von Rohöl und Industriemetallen ein.
Vergleichsweise ruhig verläuft im Moment der Handel mit Rohstoff-ETCs an der Börse Frankfurt. In diesem Umfeld beobachten die Market Maker die Tendenz zu diversifizierten Positionen. Breite Rohstoffkörbe wie der ETFS All Commodities-ETC (WKN A0KRKC) und der ETFS Forward All Commodities ETC (WKN A0SVX3) werden gekauft. Doch glauben Analysten des Emittenten ETF Securities, dass hinter diesem Anlegerverhalten eher kurzfristige taktische Handelsgründe stehen als eine Änderung der strategischen Meinung.
Öl bereits zu teuer?
Gegenüber Öl scheint sich ein negatives Sentiment einzustellen. Wie ETF Securities berichtet, haben Investoren in den vergangenen 14 Tagen massiv den ETFS Short Crude Oil (WKN A0V9XY) gekauft - der größte Zufluss in diesem Produkt seit August 2008. Verkauft wurden dagegen Öl-ETC wie der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX), der ETFS Leveraged Crude Oil (WKN A0V9YX) bzw. ETFS Brent (WKN A0KRKM).
Der Preis für Rohöl ist seit Ende Juni massiv angestiegen - um etwa 15 Prozent auf derzeit 73 Euro. "Investoren glauben offensichtlich, dass der Ölpreis auf diesem Level zu teuer ist", kommentieren Analysten von ETF Securities. Wie die Volkswirte der DekaBank berichten, seien bereits zum dritten Mal in Folge die Ölvorräte in den USA aufgestockt worden, die Ölraffinerien hätten weniger Rohöl verarbeitet. Die Nachfrage nach Ölprodukten sei schwach. "Das nimmt dem Ölpreis tendenziell den Wind aus den Segeln", schreibt Dora Borbély.
Investorenmeinung kippt bei Industriemetallen
Abbau gab es auch bei Industriemetallen wie Kupfer und Zink - weltweit wurden ETCs auf diese Rohstoffe in einem Volumen von 40 Millionen US-Dollar verkauft. Sie trennten sich vom ETFS Industrial Metals ETC (WKN A0KRKG) und positionierten sich auf der Short-Seite bei Zink (WKN A0V9YB), Kupfer (WKN A0V9XV) und beim gesamten Rohstoffkorb "Industriemetalle" mit dem ETFS Short Industrial Metals ETC (WKN A0V9XN).
Auch hier scheinen Investoren zu glauben, dass die kräftige Rallye der Metalle in diesem Jahr bereits zu weit gegangen sei. Seit Beginn des Jahres hat sich beispielsweise der Preis für Kupfer mehr als verdoppelt auf derzeit 6.386 US-Dollar. Zink ist in den vergangenen sechs Monaten um gut 60 Prozent gestiegen, auf Jahresbasis um knapp 40 Prozent. Aktuell notiert Zink bei 1.933 US-Dollar. Werner Ullmann, Rohstoffexperte bei ERA Resources und spezialisiert auf die Beratung bei Rohstoffinvestments, geht grundsätzlich von einem weiteren Preisanstieg bei Industriemetallen aus. Eine Korrektur sei trotz derzeit voller Lager aber durchaus zu erwarten, diese sollte jedoch nicht massiv und lange ausfallen. "Die Nachfrage nach Kupfer vor allem aus China wird noch zunehmen", glaubt Ullmann. Zink könnte mittelfristig knapp werden und damit der Preis wieder anziehen. "Es sind mit dem massiven Einbruch des Zinkpreises im Frühjahr 2009 einige Minen geschlossen worden, da der Zinkpreis unter das Produktionskostenniveau gefallen ist", erklärt Ullmann.
Geringe Nachfrage nach Gold
Xetra-Gold konnte in den vergangenen Wochen nur vergleichsweise geringe Zuflüsse um knapp 1 Tonne auf 31,7 Tonnen verzeichnen. Auch der Gold Bullion ETC Secuirities (WKN A0LP78) wurde nach Aussage des Market Makers Marco Salaorno ziemlich ausgeglichen gehandelt, ebenfalls mit einem leichten Kaufüberhang. " "Die konjunkturelle Lage scheint bei Investoren derzeit wenig Bedarf zu kreieren, sich mit physischem Gold einzudecken", meint Ullmann. "Nach unserer Einschätzung wird sich der Goldpreis auf kurze Sicht verhalten entwickeln." Ein Grund seien die großen Short-Positionen, die kurzfristig auf den Goldpreis drückten. Langfristig jedoch habe Gold noch Spiel nach oben, da der bisherige Höchststand längst noch nicht erreicht sei. "Ein Grund für einen weiteren Preisanstieg sehen wir darin begründet, dass zahlreiche Länder wie China, Russland, Indien, aber auch Italien angekündigt haben stärker in Gold zu diversifizieren, um den US-Dollar als Reservewährung weiter herunterzufahren.
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© 13. August 2009/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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