17. August 2009. Die meisten Aktienstrategen blicken mittlerweile optimistisch in die Zukunft, so mancher prognostiziert neue Höchststände. Andere halten den Markt hingegen für überkauft. Angesichts der auslaufenden Berichtssaison wird sich die Aufmerksamkeit in der neuen Handelswoche eher auf Konjunkturzahlen richten, etwa die ZEW-Konjunkturerwartungen.
Obwohl dem DAX in der vergangenen Woche die Luft ausging und das deutsche Aktienbarometer im Wochenvergleich um knapp 150 Punkte absackte, zeigen sich die meisten Börsianer weiter zuversichtlich. Von großer Depression oder Crash spricht niemand mehr. Allerdings ist eines auch klar: So ungebremst weitergehen wie in den vergangenen Monaten kann es nicht, ein Kursanstieg um abermals knapp 50 Prozent ist alles andere als realistisch.
Lage und Stimmung aufgehellt
Dennoch hat sich die Lage - und nicht nur die Stimmung - in den vergangenen Wochen deutlich aufgehellt. Das haben die im Schnitt besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen der jetzt auslaufenden Berichtssaison gezeigt, aber auch "harte" Fakten bei den Konjunkturzahlen, zuletzt etwa die BIP-Daten für Deutschland. Anders als vermutet ist das BIP hierzulande im zweiten Quartal wieder gestiegen, wenn auch um magere 0,3 Prozent.
Blutleerer Aufschwung?
"Die schwerste Rezession der Nachkriegszeit in Deutschland scheint den Tiefpunkt nun hinter sich zu haben", meint etwa die Commerzbank. Sie warnt aber zur Vorsicht: Ein rasanter Aufschwung sei nicht zu erwarten, eher ein blutleerer. Vor allem der Arbeitsmarkt habe das Tal noch vor sich. Auch die HSH Nordbank sieht keinen Grund für Euphorie: Die Zahlen seien eine erfreuliche Überraschung, aber eher als Stabilisierung denn als Aufschwung zu werten. Auch in Sachen DAX sieht die Bank schwarz: Es habe sich mittlerweile ein deutlicher Korrekturbedarf aufgestaut, heißt es. Sie erwartet zum Jahresende Kursrückschläge und erst Ende des kommenden Jahres wieder deutliche Gewinne.
"Versicherern muss Hausse wehtun"
Klaus Stabel von ICF Kursmakler ist hingegen ausgesprochen optimistisch - sowohl kurz- als auch mittelfristig: "Wir laufen dem US-Markt noch etwas hinterher", merkt er an und verweist auf den S&P-Index, der in der vergangenen Woche die Marke von 1.000 Punkten geknackt hat. Stabel geht davon aus, dass auch in Deutschland neue Höchststände erreicht werden. Ein Grund: Die Versicherungsbranche, die ihre Aktienquote quasi auf Null zurückgefahren hat, wird seiner Ansicht nach wieder einsteigen. "Die aktuelle Entwicklung muss denen einfach weh tun", meint Stabel.
Techniker sehen noch Spielraum nach oben
Aus technischer Sicht gibt es ebenfalls Grund zur Hoffnung: Der Sprung über das zyklische Hoch bei 5.481 Punkten eröffnet neue Spielräume, meint etwa die HSBC. Das kurzfristige Kursziel der technischen Analysten liegt weiter bei rund 5.700 Punkten. "Auf der Unterseite resultieren größere Risiken erst bei einem Fall unter die Hochs bei 5.178/11 Punkte", heißt es.
Am Montag startet der DAX mit einem leichten Minus bei 5.260 Punkten in die in die neue Woche, der japanische Nikkei hatte am Morgen mit kräftigen Verlusten von 3,1 Prozent geschlossen.
Auslaufende Berichtssaison
Von der Unternehmensseite her wird die Nachrichtenflut langsam dünner. Die Berichtssaison geht zu Ende, damit fällt auch ein wichtiger Kurstreiber aus. In den kommenden Tagen werden nur noch wenige große Unternehmen ihre Quartalszahlen vorlegen, etwa Hewlett Packard, Wienerberger oder Holcim. In Deutschland richten sich die Augen auf die Deutsche Bahn. Daneben berichten noch diverse Adressen aus der zweiten Reihe wie etwa Solon. Ansonsten werden voraussichtlich die Konjunkturindikatoren die Woche bestimmen, besonders die ZEW-Konjunkturerwartungen am Dienstag und der EU-Einkaufsmanagerindex am Freitag.
Wichtige Termine der Woche
Montag, 17. August
14.30 Uhr. USA: Empire State Index August. Laut Umfragen wird ein Wert von 2,2 Punkten erwartet nach -0,55 im Juli. Der Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Rund 200 Manager aus der entsprechenden Branche nehmen monatlich an dieser Umfrage teil. Ein Wert über 0 deutet auf eine positive Wirtschaftentwicklung, ein Wert unter 0 auf eine Verschlechterung hin.
Dienstag, 18. August
11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen und Lagebeurteilung August. Bei den Konjunkturerwartungen prognostiziert die HSBC 44,8 nach 39,5 Punkten im Juli, bei der Lagebeurteilung -85 nach -89,3 Punkten im Vormonat. Die Analysten gehen davon aus, dass die vom ZEW befragten Analysten sowohl ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch ihre Erwartungen für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland nach den überraschend guten BIP-Zahlen für das zweite Quartal nach oben schrauben werden.
14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreise Juli. Am Markt rechnet man mit einem Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Donnerstag, 20. August
16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed-Index August. Umfragen zufolge erwarten Marktbeobachter ein leichtes Minus von 2,0 Punkten nach Minus 7,5 im Juli. Nach Ansicht der HSBC steht der Indikator aber kurz dafür, die Expansionsmarke zu überschreiten. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt und bezieht sich im Wesentlichen auf das verarbeitende Gewerbe. Ein positiver Indexstand deutet auf eine Expansion der US-Wirtschaft hin.
Freitag, 21. August
9.30/10.00 Uhr. Deutschland/EU: Einkaufsmanagerindex August. Die DekaBank rechnet mit abermals steigenden Indizes in der Eurozone. Dabei mache die exportorientierte Industrie die Musik, heißt es. Die Dienstleister, die stärker an die Binnenwirtschaft gekoppelt sind, folgten diesem Trend mit etwas Verzögerung. Konkret prognostizieren die Analysten für den Einkaufsmanagerindex insgesamt 48,5 nach 47,02 Punkten im Vormonat, für das verarbeitende Gewerbe 48,5 und für die Dienstleistungen 46,8 Punkte.
Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf www.boerse-frankfurt.de/termine.
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© 17. August 2009/Anna-Maria Borse
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