
10. September 2009. Übernahmen, Verkaufspläne und Umstrukturierungen bestimmten das Geschehen an den internationalen Aktienmärkten. Chinesen setzen auf erneuerbare Energien.
Die Aufbruchsstimmung ist zurückgekehrt. "Die Märkte präsentieren sich in stabiler Verfassung", beschreibt Jan Vrbsky von der Baader Bank. "Die konjunkturellen Vorgaben sind überwiegend gut, die Kurse laufen in den USA, Asien und Europa weiter nach oben" Auch das Beige Book der amerikanischen Notenbank Federal Reserve deute weiter auf eine moderate Erholung.
Zusätzlich stützten Umschichtungen zwischen einzelnen Branchen die Indizes, bestätigt Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank. Parallel zur positiven Entwicklung an den Aktienmärkten sei die Nachfrage nach Gold und Rohstoffen gestiegen. So konnten stellvertretend für die Branche Papiere des britisch-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto (WKN 855018) und des schweizerisch-britischen Bergbaukonzern Xstrata (WKN 552834) Kurssteigerungen von satten 6 Prozent verzeichnen
Kraft Foods hat Appetit auf Schokolade
Der US-amerikanische Nahrungsmittelriese Kraft Foods (WKN 655910) plant für insgesamt 11,7 Milliarden Euro die Übernahme des britischen Süßwarenherstellers Cadbury (WKN A0NJP5). Cadbury macht sein Geld mit Schokolade, Kaugummi und Bonbons. Zu den auch in Deutschland bekannten Marken gehören die Stimorol-Kaugummis. Vrbsky berichtet, die Übernahme sei zunächst gescheitert, da das Angebot laut Cadbury bei weitem nicht den wahren Wert des Unternehmens wider spiegle. Kraft Foods wäre bislang nur bereit, etwa das 13-fache des Ebitdas von Cadbury zu zahlen, das im vergangenen Jahr bei 750 Millionen Euro lag. "Investoren spekulieren nun darauf, dass Kraft-Foods das Angebot nachbessert", meint Vrbsky. Im Zuge des heißen Übernahmekampfes schnellte der Aktienkurs Cadburys am Montag um fast 40 Prozent nach oben und notierte mit knapp 800 Pence deutlich über der aktuellen Offerte von 300 Pence. Der Kurs des Kraft-Papiers rutschte dagegen von 28 auf 26 US-Dollar ab.
RBS trennt sich vom Flugzeugleasing
Obwohl mit einem Verlust von 1,2 Milliarden Euro im ersten Halbjahr immer noch von der Finanzkrise gezeichnet, ist die mittlerweile zu 75 Prozent in britischer Regierungshand befindliche RBS (WKN A0RCAE) offenbar wieder auf steigendem Ast. Die Aktie hat kräftig zugelegt und notiert aktuell bei 12,78 Euro. Laut Vorhauser könne der Grund im geplanten Verkauf der Flugzeugleasing-Sparte und der damit angestrebten Konzentration auf das Kerngeschäft des Bankhauses liegen. "RBS Aviation Capital gehört zu den größten Flugzeugleasinggesellschaften der Welt und wird auf einen Buchwert von 8 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Verkauf wäre ein wichtiger Schritt eines umfassenden Restrukturierungsplanes, für dessen Durchsetzung dem neuen Finanzchef Bruce van Saun Aktien im Wert von einer Million Pfund (= 1,14 Milliarden Euro) zugesprochen wurden", konkretisiert Vorhauser.
Roche setzt auf die Grippewelle
Der Schweizer Pharmakonzern Roche Holding AG (WKN 855167) profitiert von dem Ausbruch der Schweinegrippe. Das Pharma-Geschäft wachse mit einem Umsatzzuwachs von einem Drittel deutlich schneller als der Markt, bestätigte der bisherige Chef der Roche-Pharmasparte, William Burns, am Montag. Nach wie vor rechne man mit Umsätzen von zwei Milliarden Schweizer Franken für das Grippemedikament "Tamiflu" bei einer monatlichen Produktion von 33 Millionen Packungen.
Trotz der guten Nachrichten zeigten sich laut Vorhauser die Investoren eher zurückhaltend. Der Aktienkurs konnte nicht von dem Aufschwung profitieren und notierte am Donnerstag bei 109 Euro. Möglicherweise hätte die Ernennung von Pascal Soriot, noch-CEO des erst in diesem Jahr vollständig übernommenen US-Biotechnologiekonzerns Genentech zum neuen Vorstand der Pharmasparte für Verunsicherung gesorgt. Es würde gemunkelt, dass Soriot spürbare strukturelle Veränderungen innerhalb des Konzerns plane.
First Solar geht in die Wüste
Der US-amerikanische Photovoltaik-Riese First Solar (WKN A0LEKM) will in China das größte Solarkraftwerk der Welt bauen. In der mongolischen Wüste soll bis 2019 ein gigantischer Park aus Sonnenzellen entstehen, der soviel Strom erzeugen könne wie zwei Atomkraftwerke zusammen. Eine entsprechende Absichtserklärung sei am Dienstag mit der Regierung in Peking unterzeichnet worden, weiß Vorhauser. Dies würde ausreichen, um etwa drei Millionen chinesische Haushalte mit Strom zu versorgen. Ab Juni 2010 rechne man mit dem Bau eines Pilotprojekts. "Der Bau wäre der erste größere Vorstoß eines US-Unternehmens auf dem chinesischen Markt für alternative Energien" betont Vorhauser. Für die Solar-Branche war die Nachricht ein echter Knüller. So schoss die First-Solar-Aktie von 86 Euro am Dienstag über 10 Prozent auf 96 Euro. Aktuell notiert das Papier bei 94 Euro.
Barrick Gold plant Kapitalerhöhung
Die Aktie des kanadischen Goldminenbetreibers Barrick Gold Corp. (WKN 870450), die in den letzten Handelstagen von 35 auf 42 US-Dollar kräftig angezogen war, ist am Mittwoch mit satten 6 Prozent in den Keller gerasselt. Als Begründung gibt Vrbsky eine angekündigte milliardenschwere Kapitalerhöhung von 4 Milliarden US-Dollar an, von der das Unternehmen alleine 3 Milliarden nutzen wolle, um seine Hedge-Positionen in Gold vollständig abzubauen. Im Zuge eines so genannten "Bought Deals" - einer Emission, die vor der Platzierung vollständig abgenommen ist - würden insgesamt 81,2 Millionen neue Aktien zu einem Preis von jeweils 36,95 US-Dollar platziert. Die Aktie von Barrick Gold schloss am Mittwoch in New York bei 36,95 US-Dollar.
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©10. September 2009/Margarethe Dawo
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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