DJ UPDATE2: G-7 wollen Devisenmärkte weiter aufmerksam beobachten
(NEU: weitere Stellungnahmen)
Von Andreas Kißler
DOW JONES NEWSWIRES
ISTANBUL (Dow Jones)--Die Finanzminister und Notenbankgouverneure der sieben führenden Industrieländer (G-7) haben ihre Haltung zu Wechselkursfragen bekräftigt und in der Abschlusserklärung ihres Treffens am Samstag in Istanbul dieselbe Formulierung gewählt wie zuvor im April. "Wir werden die Devisenmärkte weiterhin aufmerksam beobachten und wie angemessen kooperieren", erklärten die G-7 in dem Statement nach ihrem Treffen im Zuge der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.
Übermäßige Volatilität und ungeordnete Wechselkursbewegungen seien schädlich für die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität, merkte die Gruppe weiter an. Sie bekräftigte ihr "gemeinsames Interesse an einem starken und stabilen internationalen Finanzsystem". Ausdrücklich begrüßten die G-7 Chinas anhaltende Bemühungen, zu einem flexibleren Wechselkurs zu kommen, "was zu einer fortschreitenden effektiven Aufwertung des Renminbi führen sollte und zur Förderung eines ausgewogeneren Wachstums in China und der Weltwirtschaft beitragen dürfte".
Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, strich nach der Sitzung ausdrücklich heraus, dass die Wechselkurspassage nicht verändert worden sei. "Wir haben die Passage, die zu Wechselkursen ist vollkommen unverändert gelassen gegenüber der Passage, die im April-Treffen dort drin war", sagte er zu Journalisten. Es sei "in der Aussage nichts hinzugefügt, aber auch nichts weggenommen" worden.
Die G-7 stellten weiter "Fundamentalfaktoren des Wechselkurses in den Mittelpunkt", in dem Statement sei aber auch "der Aufruf an China dabei (...) und die Erwartung, dass es hier zu weiteren Flexibilisierungen kommt". EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die Wechselkurspassage des Kommuniques spreche "für sich selbst".
Die französische Finanzministerin Christine Lagarde betonte nach der Sitzung mit Blick auf die Wechselkursproblematik, nötig sei "ein starker US-Dollar". US-Finanzminister Timothy Geithner hob hervor, die USA würden "alles Nötige tun, um das Vertrauen in den US-Dollar aufrechtzuerhalten". Jedoch erklärte Japans Finanzminister Hirohisa Fujii seinerseits, Geithner sage "immer", er wolle einen starken Dollar. Fujii kündigte zudem an, Japan werde gegebenenfalls Maßnahmen gegen zu einseitige Wechselkursentwicklungen des Yen ergreifen. "Wir werden angemessene Schritte unternehmen, falls einseitige Bewegungen exzessiv werden", sagte er.
Die G-7 betonten in ihrem Statement, mit Blick auf die Konjunkturaussichten bestehe trotz jüngster Anzeichen einer weltweiten Wirtschaftserholung und einer zunehmenden Verbesserung der Finanzmarktbedingungen "kein Raum für Selbstzufriedenheit", und verwiesen darauf, dass die Aussichten für Wachstum "fragil" blieben und die Arbeitsmarktlage sich noch nicht verbessere.
"Wir werden unsere Stützungsmaßnahmen in Kraft lassen, bis die Erholung gesichert ist", unterstrichen die G-7. Die Gruppierung kündigte an, sie wolle untereinander und mit den anderen Mitgliedern der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) weiter an koordinierten Ausstiegsstrategien arbeiten, die umgesetzt werden sollten, "wenn eine dauerhafte Erholung sichergestellt ist".
Vertreter der Europäischen Union (EU) machten sich ausdrücklich für einen koordinierten Ausstieg stark. "Koordination ist entscheidend", sagte der Präsident der Eurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker. Auch EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Joaquin Almunia forderte, die EU-Staaten sollten ihre Ausstiegsstrategien koordinieren. Trichet betonte die Notwendigkeit, die Stützungsmaßnahmen zum geeigneten Zeitpunkt zurückzunehmen. "Es ist wichtig, wenn wir die Sondermaßnahmen zurückführen, dass wir sicher sein werden, dass wir dies zur richtigen Zeit tun", sagte der EZB-Präsident.
Bundesbank-Präsident Weber hatte bereits am Samstagmorgen in Istanbul betont, noch sei nicht die Zeit für Ausstiegsmaßnahmen. "Wir führen eine Diskussion über die Strategie des Exits, ohne zu sagen, wir sind schon an dem Punkt", hatte das Mitglied des EZB-Rates konstatiert. Man befinde sich "noch mitten in der Krisenbewältigung" und an den Finanzmärkten sei "noch keineswegs Robustheit eingekehrt".
Der IWF hatte im Vorfeld des Treffens zwar ein Ende der globalen Rezession festgestellt und seine Prognosen für das weltwirtschaftliche Wachstum im kommenden Jahr auf 3,1% angehoben, die in Washington ansässige Organisation hatte jedoch gleichzeitig ausdrücklich vor einem vorzeitigen Ausstieg aus den sehr expansiven geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen gewarnt.
Die G-7 erklärten am Samstag zudem, sie wollten auch weiter an der Stärkung des Finanzsystems arbeiten, indem unter anderem Kapital von hoher Qualität aufgebaut und Prozyklizität verringert werde sowie starke internationale Vergütungsstandards eingeführt und die Over-the-counter-Märkte für Derivate verbessert würden. Zudem würden weiter bedeutende Fortschritte bei Reform und Überprüfung von Ressourcen, Mandat und Entscheidungsstrukturen der Internationalen Finanzinstitutionen angestrebt, um deren "Relevanz, Effizienz und Legitimität" zu stärken.
"Wir bleiben entschlossen, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Fundament für ein starkes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum zu legen und unsere regulatorische Reformagenda abzuschließen", erklärten die G-7.
Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen erklärte, die G-7 hätten sich verständigt, "in Zukunft wieder informeller" zu arbeiten. "Wir wollen die G-7 nutzen als Vorbereitungstreffen der fortentwickelten Volkswirtschaften im Rahmen des G-20- Prozesses der jetzt der zentrale Prozess ist", kündigte er an.
Termine von G-7, G-20 und IWF sollten gebündelt werden. Nach den G-7-Treffen solle es "manchmal ein Kommunique geben und manchmal keins", je nach Botschaft. Juncker betonte allerdings, die G-7 seien der "beste Ort für Wechselkursdiskussionen". Asmussen sagte zudem, bei dem Treffen in Istanbul sei auch über eine mögliche Aufstockung der G-20 gesprochen worden, während eine Verringerung der G-7 auf eine G-4 dort kein Thema gewesen sei.
Webseiten: www.imf.org
www.bundesbank.de
www.bundesfinanzministerium.de
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com
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October 03, 2009 13:34 ET (17:34 GMT)
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