
5. Oktober 2009. FRANKFURT (Börse Frankfurt). An den Märkten ist Ernüchterung eingekehrt: So schnell wird sich die Weltwirtschaft nicht erholen können, das deuten die jüngsten Konjunkturzahlen an. Nun erhofft man sich Unterstützung von Unternehmensseite durch positive Quartalszahlen.
Nachdem an den Börsen weltweit zuletzt wieder die Bären Oberhand gewonnen haben, blicken in der neuen Handelswoche alle mit Spannung in Richtung USA. Dort startet am Mittwoch die Quartalsberichtssaison. Alcoa wird seine Zahlen für das dritte Quartal vorlegen, am Donnerstag folgt Pepsico. Viele Marktbeobachter sehen den Zahlen allerdings mit einiger Skepsis entgegen. Sie befürchten, dass die Hoffnungen zu hoch liegen und es zu Enttäuschungen kommen wird. Andere bleiben optimistisch und sehen den Rückgang als gute Chance für einen Einstieg.
Die vergangene Woche war abermals von Verlusten geprägt, insgesamt gab der DAX um rund 2 Prozent auf 5.468 Punkte nach. Am Montag startet das deutsche Aktienbarometer mit 5.465 Punkten nahezu unverändert in die neue Handelswoche. Die Börsen aus Asien haben eher schwache Vorgaben geliefert: Der Nikkei-225-Index schloss heute Morgen mit einem leichten Verlust von 0,59 Prozent.
Enttäuschung wegen US-Beschäftigungsabbau
Die Skeptiker sahen sich in den vergangenen zwei Wochen von einer Reihe von Zahlen bestätigt, zuletzt vom US-Arbeitsmarktbericht. Anders als erhofft hat sich der Beschäftigungsabbau in den USA im September nämlich beschleunigt, die Arbeitslosenquote ist mittlerweile auf den höchsten Stand sei 26 Jahren geklettert. Offenbar haben sich durch positive Frühindikatoren zuletzt Erwartungen aufgebaut, die so nicht erfüllt werden können. Die Börsen gingen daraufhin in die Knie.
Anhänger der Double Dip-Theorie zurück
"Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass das Lager der Pessimisten, die von einer erneuten Wachstumsschwäche, einem - einem ?double dip' - ausgehen, noch längst nicht kapituliert hat", urteilt die Helaba. Im Sinne der Kontraindikation sei dies aber durchaus positiv für die mittelfristigen Aktienmarktperspektiven. Nach Ansicht der Bank gibt es noch ein beachtliches Nachfragepotenzial nach Dividendentiteln, sollten die Frühindikatoren weiter anziehen - und davon ist die Helaba überzeugt.
Markt ohne Richtung
Oliver Roth, Chefhändler und Börsenstratege von der Close Brothers Seydler Bank, prognostiziert für die neue Handelswoche weiter uneinheitliche Märkte. "Die Börse ist momentan orientierungslos", erläutert er. Deutschland wird seiner Einschätzung nach aktuell stark von ausländischen Märkten beeinflusst, allen voran den USA. Und da hätten die Konjunkturhoffnungen einen gehörigen Dämpfer bekommen. "Das ist aber alles noch im Bereich des Normalen", meint Roth, der Aufwärtstrend bleibe intakt. Er vermutet, dass auch in der neuen Woche abermals Anlauf auf die charttechnisch wichtige Marke von 5.750 Punkten genommen wird.
Noch auf den fahrenden Zug aufspringen?
Auch die Commerzbank bleibt zuversichtlich: Vielen Anlegern, die den Einstieg bislang verpasst hätten, falle es offenbar schwer, noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen, meint sie. Diese sollten allerdings bedenken, dass der Konjunkturzyklus erst seit März dieses Jahres gedreht hat. "Vergleicht man diesen mit vorangegangenen Zyklen, so könnte er optimistisch betrachtet noch drei bis vier Jahre anhalten", urteilt die Bank.
Trübes charttechnisches Bild
Das charttechnische Bild des DAX hat sich der Helaba zufolge in den vergangenen Tagen allerdings deutlich eingetrübt. "Es scheint, als würden sich Warnsignale wie negative Divergenzen, fallende Hochpunkte und die schwachen Umsätze in der Anstiegsbewegung nun bestätigen", meint Christian Schmidt. Bemerkenswert sei zudem der Ausbruch aus der etablierten Handelsrange im Bereich von 5.530 Punkten. Entsprechend sei ein Test der 5.380er Unterstützung wohl unumgänglich, heißt es.
ISM-Index, Auftragseingänge und Industrieproduktion im Mittelpunkt
Highlights bei den Konjunkturzahlen sind in dieser Woche der US-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe am Montag sowie, für Deutschland, die Auftragseingänge für die Industrie und die Industrieproduktion am Mittwoch und Donnerstag. Außerdem legen die Autobauer Daimler, BMW und Audi ihre Absatzzahlen für den September vor. Bei den deutschen Bluechips startet die Berichtssaison im Übrigen erst in der letzten Oktoberwoche.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 5. Oktober
10.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsatz August. Marktumfragen zufolge wird mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet, im Jahresvergleich wäre das ein Minus von 2,5 Prozent.
10.00 Uhr. Deutschland. Außerordentliche Hauptversammlung der Hypo Real Estate. Beschlossen werden soll die Übertragung der Aktien der Minderheitsaktionäre an den Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin. Mit Eintragung dieses Sqeeze-out in das Handelsregister wäre die HRE dann komplett verstaatlicht.
16.00 Uhr. USA: ISM-Index Dienstleistungssektor September. Die Helaba prognostiziert 49,2 Punkte nach 48,4 im Vormonat, die Schwelle zur Expansion bei 50 Punkten wäre damit knapp erreicht.
Mittwoch, 7. Oktober
11.00 Uhr. EU: Endgültige Zahlen zum BIP 2. Quartal. 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie August. Die Auftragseingänge sind nach Einschätzung der Helaba im August um 1,0 Prozent gesunken, vor allem aufgrund des Fehlens von Großaufträgen. Im Juli hatte ein Auftrag der Bundeswehr für Schützenpanzer für einen Zuwachs gesorgt. Auch vom Maschinenbau seien keine Impulse zu erwarten, meinen die Analysten.
USA: Alcoa Zahlen 3. Quartal/Auftakt der Berichtssaison.
Donnerstag, 8. Oktober
12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion August. Nach Meinung der DekaBank ist es im August zu einer merklichen Ausdehnung der Produktion gekommen. Zuvor hätten sich lediglich die Auftragsbücher gefüllt, mehr und mehr werde nun aber die Produktionsmaschinerie wieder in Gang gesetzt. Konkret prognostizieren die Analysten ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.
13.00 Uhr. Großbritannien: Sitzungsergebnis Bank of England. Am Markt geht man fest davon aus, dass die Bank of England ihre geldpolitische Ausrichtung nicht ändern wird. "In der aktuellen Lage könnte eine weitere Lockerung der Geldpolitik sogar das britische Pfund nachhaltig beschädigen", meint das Bankhaus Metzler.
13.45 Uhr. EU: Sitzungsergebnis Europäische Zentralbank. Analysten erwarten, dass die EZB die Zinsen unverändert lassen wird. Mit Interesse werden allerdings die sonstigen Äußerungen der Zentralbanker verfolgt werden.
Freitag, 9. Oktober
8.00 Uhr. Deutschland: Handels-/Leistungsbilanz August. Nach Einschätzung der Helaba wird sich die Normalisierung des Außenhandels in den kommenden Monaten fortsetzen: Das Exportklima habe sich zuletzt deutlich verbessert und signalisiere weiter zunehmende Ausfuhren. Allerdings verlaufe die Verbesserung nicht ohne Rückschläge, für den August rechnen die Experten auch aufgrund ferienbedingter Ausfälle nur mit stagnierenden Exporten.
14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz August.
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© 5. Oktober 2009/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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