Der Eurozone stehen nach Einschätzung der Citigroup schwierige Jahre Jahre bevor. "Das Wachstumspotenzial für die Eurozone insgesamt dürfte niedriger sein als noch vor der Krise", sagte Jürgen Michels Eurozone-Chefvolkswirt der Citigroup am Montag in Frankfurt. Kurzfristig erwartet er für die Jahre 2010 und 2011 aber zunächst einen anhaltenden Aufschwung in der Eurozone der jedoch unter dem Niveau des dritten und vierten Quartals 2009 bleiben sollte.
"Der US-Verbraucher wird als stütze für das Weltwirtschaftswachstum wegfallen", erwartet Michels. "Die hohe Verschuldung der amerikanischen Haushalte zwingt diese zur Konsumzurückhaltung." Die Investitionen der asiatischen Schwellenländer dürften zwar zu einer neuen Triebfeder für die Weltwirtschaft werden, insgesamt dürfte das Volumen des Welthandels aber niedriger sein als vor der Krise. Belastet werde die Wirtschaft der Eurozone zudem weiterhin durch den schwachen US-Dollar. "Das Gewicht Europas in der Weltwirtschaft wird laut Michels abnehmen. So dürfte sich im Jahr 2020 kein Mitgliedsland der EU mehr unter den fünf größten Industrieländern der Welt befinden." Derzeit liegt Deutschland auf Platz vier und Frankreich auf Rang fünf.
KONSOLIDIERUNG GROSSE HERAUSFORDERUNG
"Die größte Herausforderung für die Staaten ist die Konsolidierung der Staatshaushalte", sagte Michels. Insgesamt seien die Probleme zwar niedriger als in den USA oder Großbritannien. Einige Staaten wie Griechenland, Irland, oder Spanien stünden jedoch vor großen Herausforderungen. Neben einer schwierigen Konsolidierung der Haushalte, sei auch eine zurückhaltende Lohnpolitik notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stützen. "Diese Länder haben über ihre Verhältnisse gelebt und stehen vor einem langwierigen und schmerzhaften Prozess."
Als positives Beispiel bezeichnete Michels Deutschland. "Hier ist durch eine moderate Lohnpolitik in den vergangenen Jahren die internationale Wettbewerbsfähigkeit gestärkt worden." Aber auch Deutschland könne in den nächsten Jahren angesichts des hohen Euro-Kurses nicht zu stärker steigenden Löhnen übergehen. Die Wachstumswirkungen der geplanten Steuersenkungen der neuen Bundesregierung dürften laut Michels eher verhalten ausfallen: "Einen großen Teil des zusätzlichen Einkommen werden die privaten Haushalte wohl sparen und nicht für den Konsum verwenden."
DEUTSCHLAND WÄCHST STÄRKER ALS DIE EUROZONE
In den kommenden beiden Jahren wird das Wachstum in der Eurozone laut Michels jeweils bei 1,5 Prozent liegen, nachdem die Wirtschaft im laufenden Jahr noch um 3,8 Prozent schrumpfen dürfte. Deutschland werde besser aus der Krise kommen und 2010 um 2,0 Prozent und im Jahr 2011 um 1,9 Prozent wachsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird im Jahr 2010 den Leitzins zunächst unverändert auf dem historischen Tiefstand von 1,0 Prozent belassen. Das Jahr wird laut Michels jedoch spannend, da die EZB die unbegrenzte Zuteilung von Liquidität bei den Refinanzierungsgeschäften aufgeben wird. Grundsätzlich sei eine rechtzeitige Verschärfung der Geldpolitik notwendig, um die Fehler zu vermeiden, die zu Beginn des Jahrzehnts mit einer zu expansiven Geldpolitik gemacht wurden./js/jha/
AXC0135 2009-12-14/14:57