DJ UPDATE: Deutscher Außenhandel stützt Wachstum im vierten Quartal
(NEU: Zusammenfassung mit Reaktionen von Bankvolkswirten)
Von Hans Bentzien und Katrin Härtel DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Ausfuhren sind am Ende des Jahres 2009 erneut kräftig gewachsen, so dass für das vierte Quartal ein recht hoher Wachstumsbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu erwarten ist. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte, erhöhten sich die Exporte gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 3,0% auf 69,0 Mrd EUR und lagen damit erstmals seit Oktober 2008 wieder über dem Niveau des Vorjahresmonats (plus 3,4%). Volkswirte hatten dagegen überwiegend eine Exportrückgang erwartet hatte. Die Importe stiegen nach einem sehr starken Rückgang im Vormonat (minus 6,2%) um 4,5% auf 55,5 Mrd EUR.
Der unbereinigte Handelsbilanzüberschuss belief sich auf 13,5 Mrd EUR. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten ein Plus von 15,0 Mrd EUR erwartet, nachdem im November ein positiver Saldo von 17,2 Mrd EUR verzeichnet worden war. Unter Berücksichtigung der Ergänzungen zum Warenverkehr (minus 0,8 Mrd EUR), Dienstleistungen (plus 2,2 Mrd EUR), Erwerbs- und Vermögenseinkommen (plus 4,4 Mrd EUR) sowie der Laufenden Übertragungen (plus 1,3 Mrd EUR) schloss die Leistungsbilanz im Dezember - nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank - mit einem Überschuss von 20,6 Mrd EUR. Ökonomen hatten einen Aktivsaldo von 19,0 EUR erwartet. Im November hatte die Leistungsbilanz einen Überschuss von 17,8 Mrd EUR verzeichnet.
Volkswirte rechnen nach den Dezember-Daten mit einem kräftigen Wachstumsbeitrag der Nettoexporte im vierten Quartal, halten aber an der Prognose eines relativ schwachen BIP-Wachstums fest. So verwies etwa Commerzbank-Volkswirt Simon Junker darauf, dass die nominalen Exporte im Schlussquartal 2009 gegenüber dem Vorquartal um 5,1% gestiegen seien, die Importe dagegen gesunken, so dass mit einem Wachstumsbeitrag von über 2 Prozentpunkten zu rechnen sei. Obwohl die Commerzbank für Dezember einen Exportrückgang von 2% erwartet hatte, hält sie aber an ihrer BIP-Prognose von plus 0,2% fest. Destatis wird den ersten BIP-Ausweis am Freitag veröffentlichen.
Dirk Schumacher von Goldman Sachs beziffert den voraussichtlichen Wachstumsbeitrag der Nettoexporte sogar auf 3 Prozentpunkte, rechnet aber gleichfalls nur mit einem BIP-Anstieg von 0,2%. Schumacher verwies auf die ungewöhnlich hohe Divergenz von Umfrageergebnissen und harten Daten im vierten Quartal. So habe sich die Industrieproduktion enttäuschend entwickelt, während sich die Einkaufsmanagerindizes und der ifo-Index weiter im Aufwärtstrend befunden hätten. Auch ein Exportanstieg von 5,1% passe nicht zu einem Anstieg der Produktion im verarbeitenden Gewerbe um nur 1%. "Wahrscheinlich wird dieses Problem auch durch eine Abwärtsrevision der Lagerbestände aufgelöst werden, aber Sicherheit wird in dieser Hinsicht erst der BIP-Ausweis Ende Februar bringen", erläuterte Schumacher.
Die Volkswirte von Moody's Economy.com gehen auf den vermutlichen Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum nicht näher ein. Sie prognostizieren aber für 2009 einen BIP-Rückgang um 4,8%, während Destatis kürzlich in erster Veröffentlichung ein Minus von 5,0% geschätzt hatte. In diesem Zusammenhang hatte ein Destatis-Sprecher gesagt, im vierten Quartal dürfte das BIP stagniert haben. Dies war von den meisten Volkswirten bezweifelt worden, und der starke Außenhandel im Dezember ist ein weiteres Argument für ein anhaltendes Wirtschaftswachstum im vierten Quartal.
Im vollen Jahr 2009 sanken die deutschen Exporte um 18,4%, was den stärksten Rückgang seit Beginn dieser Datenreihe darstellte. Die Importe gingen um 17,2% zurück. In der Rangliste der weltweit größten Exportnationen wurde Deutschland 2009 von China an der Spitze abgelöst. Die Ausfuhren Chinas beliefen sich nach Angaben des chinesischen Handelsministeriums auf 1.201,7 Mrd USD, die deutschen Ausfuhren auf umgerechnet 1.121,3 Mrd USD. Die deutsche Handelsbilanz schloss mit einem Überschuss von 136,1 Mrd EUR ab, 2008 hatte sich ein positiver Saldo von 178,3 Mrd EUR ergeben.
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February 09, 2010 04:47 ET (09:47 GMT)
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