
Berlin (BoerseGo.de) - Der über Griechenland schwebende Pleitegeier hat im Falle einer Erreichung von Spanien offenbar das Potenzial einen globalen Konjunkturkollaps von bislang ungeahnten Ausmaß auszulösen. Viele renommierte Experten sehen auch in Spanien einen Pleitekandidaten. Durch Spanien schlummert gemäß einem Bericht von heise.de wegen seiner Größe das tatsächliche Gefahrenpotenzial für die Eurozone und die Gemeinschaftswährung. Eine schwere Wirtschaftskrise in Spanien könne zum Testfall für den Euro werden und sogar den gemeinsamen Währungsraum zur Sprengung bringen. Zuletzt hat der renommierte New Yorker-Wirschaftsprofessor Nouriel Roubini am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos sogar auf die Möglichkeit für ein Ende des gemeinsamen Währungsraums hingewiesen. Dieser schätzt die Zukunft der europäischen Währungsunion noch nie so pessimistisch wie in diesen Tagen ein. Er rechne mit einem Zerbrechen der Währungsunion nicht in diesem oder nächsten Jahr, sondern wohl erst später. Spanien ist nach seinen weiteren Worten ein Beispiel für eine unter enormen Strukturproblemen leidende Volkswirtschaft in der Eurozone. Deshalb drohe der Eurozone eine Spaltung. Am Ende müssten einige Länder die Währungsunion verlassen. Während Griechenland nur 2 Prozent zur Wirtschaftsleistung in der Eurozone beisteuert, handelt es sich bei Spanien um die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone. Falls diese untergeht entsteht nach Ansicht von Roubini eine Katastrophe. Allein wegen der Größe Spaniens seien Rettungsmaßnahmen für dieses Land wie sie im Fall Griechenland erwogen werden nicht leicht vorstellbar.
Einer ähnlichen Ansicht ist der frühere Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman. Auch dieser geht wegen Spanien vom größten Konfliktherd in Europa aus. Die Ursache für den von ihm vermuteten Absturz der spanischen Volkswirtschaft liege im Platzen einer Immobilienblase mit einer vorangegangenen wahnwitzigen Bautätigkeit. Der voraussichtliche Crash werfe durch ein explodierendes Haushaltsdefizit bereits seine Schatten voraus. Die Wirtschaft Spaniens habe mittlerweile einen Übergang in den freien Fall vollzogen. Die dramatische Lage spiegle sich allein durch eine 6 Prozent-Differenz zwischen dem Haushaltsüberschuss im Jahr 2007 und dem Defizit in 2008. Diese enorme Schieflage habe sich im Vorjahr noch einmal signifikant verschärft. Die Regierung rechne nun mit einem Defizit von 11,4 Prozent, tatsächlich dürfte es aber bei weit über 12 Prozent liegen und das Defizitniveau von Griechenland erreichen. Damit gebe es seit 2008 eine Zunahme von 8 Prozent. Einer solchen Dynamik sei auch Griechenland nicht gewachsen gewesen. Dort ist das Defizit von 3,7 Prozent in 2007 in 2008 um 4 Prozent gestiegen und in 2009 auf 13 Prozent empor geschnellt. Der Defizitzuwachs Griechenlands liege aber mit 6,3 Prozent noch erheblich unter der Steigerung von Spanien. Die Staatsschulden Spaniens sind auf fast das doppelte des 300 Milliarden Euro schweren Schuldenbergs in Griechenland geklettert. Spanien müsse in 2010 neue Schulden von etwa 80 Milliarden Euro aufnehmen damit die Regierung trotz eines Sparplans ihre optimistischen Annahmen zur Erfüllung bringt. Dann würde das Defizit aber noch immer 10 Prozent betragen. Die Gesamtverschuldung liege in diesem Fall mit 66 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt aber deutlich unter dem Anteil Griechenlands, wo 125 Prozent erwartet werden.
Spanien stelle unter anderem deshalb ein besonderer Problemfall dar, weil die Aussichten für eine wirtschaftliche Erholung in dem Land als sehr negativ beurteilt werden. Die Experten sehen in Spanien das einzige größere Land in der Europäischen Union, dessen Volkswirtschaft in 2010 in der Rezession verbleibt. Die Arbeitslosigkeit stieg zuletzt auf eine dramatische Höhe von 19,5 Prozent. Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist dagegen nur etwa halb so hoch. Im übrigen verliere Spanien gemeinsam mit Griechenland und Portgual seit dem Beginn der Währungsunion permanent an Wettbewerbsfähigkeit.
Der spanische Ministerpräsident Zapatero weist jedoch im Ringen um Investorenvertrauen sämtliche Zweifel an der Stabilität Spaniens zurück. In ähnlicher Weise bestritt dieser monatelang, dass sein Land in der Krise ist. Er gibt lediglich von sich, dass sein Land über solide Finanzen verfügt und sich die Regierung eine Begrenzung der Staatsverschuldung zum Ziel gesetzt hat. Der Umstand, dass die Ratingagentur Fitch Spanien in einem Atemzug mit Griechenland nennt lasse jedoch auf eine baldige Abstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens erwarten. Standard & Poor's hat den Ausblick für Spanien bereits auf "negative" gesetzt, heißt es unter Berufung auf die "Financial Times" weiter von heise online.